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Rückgang von 4,4 Prozent zum Vorjahr: Tiefststand bei Verkehrstoten im Jahr 2017

Am Montag hat das Innenministerium (BMI) die bislang niedrigste Zahl an Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950 bekannt gegeben.

413 tödlich verunglückten Menschen im Jahr 2017 wurden verzeichnet. Langfristig liegt das aktuelle Ergebnis zudem zum fünften Mal in Folge unter 500 – vor 2013 lag die Opferzahl immer darüber.

413 Verkehrstote im Jahr 2017: Tiefststand

Im Vergleich zu 2016 bedeuten die 413 tödlichen Verkehrsunfälle einen Rückgang von 19 Toten bzw. von 4,4 Prozent. “Jeder schwere Verkehrsunfall ist mit viel Leid für die Opfer und deren Angehörigen verbunden, deshalb ist größtmögliche Verkehrssicherheit ein wichtiges Anliegen für die Polizei und das BMI”, kommentierte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) die Bilanz.

Verkehrstote 2017
Verkehrstote 2017

1972 war das “schwärzeste Jahr” der Unfallstatistik

Mit 2.948 Toten war 1972 das bisher “schwärzeste Jahr” der Unfallstatistik, 2017 war es im Vergleich dazu ein Siebentel. Die Zahl zugelassener Fahrzeuge hat seit 1972 jedoch von 2,5 Millionen auf 6,8 Millionen zugenommen. Der Zielwert des Österreichischen Verkehrssicherheitsprogrammes 2011 bis 2020 lautet 311 Opfer im Jahr 2020.

Trotz des österreichweiten Rückgangs gab es im Bundesländervergleich fünfmal eine Zunahme an Toten zu verzeichnen: So starben im Burgenland im abgelaufenen Jahr 25 Menschen (2016: 19), in Salzburg 44 (31), in der Steiermark 76 (72), in Vorarlberg 15 (elf) und in Wien 20 (19). Rückläufig war die Zahl indes in Kärnten mit 30 (33), in Oberösterreich mit 81 (90), in Niederösterreich mit 93 (112) und in Tirol mit 29 (45). Die Rückgänge in den beiden letztgenannten Bundesländern bedeuten die bisher geringsten Zahlen an Verkehrstoten seit 50 Jahren.

Zahl der getöteten Mopedfahrer gestiegen

Insgesamt verloren im Vorjahr 182 Pkw-Insassen ihr Leben, 24 Lkw-Insassen (davon 16 im Klein-Lkw), 83 Motorradfahrer (davon zehn mit Leicht-Motorrädern), 13 Mopedfahrer, 32 Radfahrer (sieben mit Elektro-Fahrrad), 72 Fußgänger sowie sieben sonstige Verkehrsteilnehmer. Somit ist gegenüber 2016 die Zahl der getöteten Mopedfahrer gestiegen und die Zahl der getöteten Radfahrer und Pkw-Insassen zurückgegangen. Es kamen acht Kinder im Alter bis 14 Jahre ums Leben, davon vier als Pkw-Insassen, drei als Fußgänger, und ein Kind als Radfahrer. 2016 verunglückten sieben und 2015 elf Kinder tödlich.

Als vermutliche Hauptunfallursachen der tödlichen Verkehrsunfälle gelten weiterhin mehrheitlich Unachtsamkeit bzw. Ablenkung (32,3 Prozent) und nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (26,3 Prozent). An dritter Stelle folgen Vorrangverletzung mit 10,9 Prozent. Alkohol war bei 19 letalen Unfällen mit im Spiel.

Die häufigsten Unfallorte

Auf Bahnübergängen bei Eisenbahnkreuzungsanlagen verunglückten zehn Menschen tödlich (2016: 16). Acht Fußgänger kamen auf Schutzwegen ums Leben, 2016 waren es 23. Vier Tote gab es 2017 in Straßentunneln (2016: acht). Bei Verkehrsunfällen mit Geisterfahrern kamen 2017 zwei Verkehrsteilnehmer ums Leben, nachdem es 2016 nur einen diesebezüglichen Todesfall gab. 56 Verkehrstote gab es auf Autobahnen und Schnellstraßen, was einen Anstieg um zehn Tote oder 21,7 Prozent gegenüber 2016 (46) ausmacht. Der Großteil der tödlichen Unfälle passierte auf den ehemaligen Bundesstraßen (150 Getötete), Landesstraßen (121) und sonstigen Straßen (86).

147 (37,4 Prozent) aller tödlichen Unfälle waren Alleinunfälle, bei denen nur ein Fahrzeug beteiligt war. 72 tödlich verletzte Fahrzeuginsassen waren nicht angegurtet. Knapp ein Viertel der Getöteten (97 Opfer oder 23,5 Prozent) waren nicht österreichische Staatsbürger, jeder fünfte tödliche Verkehrsunfall (80 Personen oder 20,6 Prozent) wurde von ausländischen Staatsangehörigen verursacht.

Laut VCÖ doppelt so viele Verkehrstote wie in der Schweiz

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) hat am Neujahrstag in einer Aussendung darauf hingewiesen, dass in Österreich fast doppelt so viele Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen wie in der Schweiz. Dort werde unter anderem konsequent gegen Schnellfahren vorgegangen, viele Orte haben eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung und es gibt ein dichtes Bahnnetz mit häufigen Verbindungen. Angesichts der 413 tödlich verunglückten Menschen im Jahr 2017 schrieb der VCÖ am Montag, dass damit fast doppelt so viele wie in der Schweiz starben, wo mehr als 200 Todesopfer zu beklagen waren – Gründe dafür gebe es mehrere. “Die Schweiz geht konsequenter gegen Schnellfahren vor.

Höhere Strafen bei Überschreitung von Tempolimits

Es gibt beim Überschreiten von Tempolimits de facto keine Toleranz und wer 20 km/h zu schnell fährt, zahlt umgerechnet mehr als 150 Euro, das ist fünfmal so hoch wie in Österreich. Auf Autobahnen gilt Tempo 120, auf vielen Freilandstraßen Tempo 80″, erklärt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. In Österreich war heuer jeder vierte tödliche Verkehrsunfall die Folge von zu hohem Tempo, hieß es in der Aussendung.

In der Schweiz sei die Verkehrsplanung im Ortsgebiet zudem meist fußgängerfreundlich, mehrere hundert Begegnungszonen gebe es landesweit. Die Infrastruktur für den Radverkehr sei in der Schweiz besser, in Österreich habe lediglich Vorarlberg eine vergleichsweise gut Rad-Infrastruktur. Und die Schweiz profitiere vom dichten Bahnnetz mit seinen häufigen Verbindungen. Das Unfallrisiko mit dem Auto ist um ein Vielfaches höher als mit der Bahn, betonte der VCÖ.

(APA/Red.)

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