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Riccardo Muti: "Ich mag keinen Fundamentalismus in der Musik"

Salzburg - Der Dirigent Riccardo Muti gab in seinem Landhaus bei Ravenna seine Opernpläne für die Salzburger Pfingstfestspiele 2009 bekannt: "Demofoonte" von Niccolo Jommelli und Pietro Metastasio.

“Es ist eine seriöse, eine ernste Oper, die die Mönche vom Kloster Girolamini in ihrer Bibliothek in Neapel ausgegraben haben. Ein Stück, das direkt den Weg zu Donizetti und Bellini weist. Die Oper heißt ‘Demofoonte’ und stammt von Niccolo Jommelli und Pietro Metastasio, 2009 werden wir sie gemeinsam mit dem Ravenna-Festival produzieren, die Premiere wird in Salzburg sein.” Das gab Riccardo Muti vor Journalisten am Mittwoch, in seinem Landhaus bei Ravenna bekannt. Der Spiritus Rektor der Salzburger Pfingstfestspiele erinnerte aber erst einmal an das bevorstehende Pfingst-Festival in Salzburg.

Noch ist Jommelli nämlich nicht an der Reihe, diese Opera seria kommt ja erst 2009. Von 9. bis 12. Mai 2008 gibt es aber auch Oper in Salzburg und zwar “Il matrimonio inaspettato” von Giovanni Paisiello, die wie die Cimarosa-Oper im Vorjahr und das Jommelli-Stück zur neapolitanischen Schule gehört. Der musikalischen Tradition der Stadt am Vesuv sind die Pfingstfestspiele in einem Fünf-Jahresprojekt gewidmet. “Auch wenn die Wurzeln dieser musikalischen Schule bis ins 17. Jahrhundert zurück reichen, so ist die Paisiello-Oper absolut keine Barockmusik. ‘Il matrimonio inaspettato’ ist 1799, also mitten in der Klassik uraufgeführt worden”, so der Maestro fast euphorisch. “Es ist ein leichtes, lockeres, aber dennoch nicht oberflächliches Stück, mit dem sich das Publikum leichttun wird, da bin ich sicher.”

Zum Paisiello wird sich Musik des sächsischen Neapolitaners Johann Adolph Hasse (1699 bis 1783) und Gesänge von den Straßen Neapels mit dem Accordone Ensemble gesellen. Countertenor Andreas Scholl wird sich um die Arien für Kastraten sämtlicher stilprägender Neapolitaner kümmern, und das Baltasar-Neumann-Ensemble unter “Orginaltöner” Thomas Hengelbrock spielt neapolitanische Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts.

Mit seinem Opern-Orchester für Salzburg, “La Orchestra Giovanile Luigi Cherubini”, verwirklicht Muti seine ganz persönliche Klangvision. Dieses vergleichsweise preisgünstige, aber schon im Vorjahr recht ansprechende Orchester ist eine Ausbildungsstätte für junge Musiker, die – Mutis Klangvorstellung entsprechend – keine Originalinstrumente verwenden. “Ich tausche 80 Prozent der Musiker alle drei Jahre aus, weil sie dann flügge sind und ihre eigenen Wege gehen sollen. Ob sie dann Musik auf Originalinstrumenten spielen oder nicht, ist zweitrangig. Ich will den Musikern möglichst viel über die Musik und die Zeit vermitteln, in der die Musik entstanden ist. Aber ich will auch deutlich machen, dass wir in der Gegenwart leben. Den Klang vergangener Epochen können wir ohnehin nicht rekonstruieren, dass geht bestenfalls bei den Orgeln vergangener Jahrhunderte. Die Originalton-Musiker haben zwar viel gute Arbeit geleistet, aber ich mag keinen Fundamentalismus in der Musik.”

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