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Rettungsgasse: Keine Datenerhebung vor Einführung

Rettungsgasse wurde 2012 eingeführt
Rettungsgasse wurde 2012 eingeführt
Bis zu vier Minuten schneller sollten Einsatzkräfte mit der 2012 in Österreich eingeführten Rettungsgasse am Unfallort sein. Im November 2014 kritisierte der Rechnungshof, dass keine Zeitersparnis bei der Zufahrt zum Einsatzort nachgewiesen werden konnte. Nun zitiert der "Kurier" (Montagausgabe) ein frühes Konzept der Asfinag, wonach die Zeitangabe lediglich auf Erfahrungen aus Deutschland beruht.


Daten wurden vor der Einführung keine erhoben. Durch die Rettungsgasse sei im Vergleich mit einer Zufahrt auf dem Pannenstreifen ein Zeitgewinn von bis zu vier Minuten möglich, heißt es in dem “Konzept zur Einführung der Rettungsgasse”, das dem “Kurier” vorliegt. Das sei vom Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) aufgrund von Erfahrungen aus Deutschland so argumentiert worden. “Die Zeitangabe ist vom Roten Kreuz gekommen”, bestätigte Asfinag-Sprecher Christian Spitaler am Montag der APA. Die Rettungsgasse sei zudem ein “jahrzehntelanger Wunsch der Einsatzorganisationen gewesen”.

Im Regierungsprogramm für die Jahre 2008 bis 2013 wurde zum Thema Asfinag festgelegt, die Möglichkeit der Einführung der Rettungsgasse zu prüfen, berichtete Spitaler. Von 2009 bis 2010 wurde dann ein Konzept erstellt und dem Verkehrsministerium vorgelegt, das in weiterer Folge die Mitglieder des Verkehrsausschusses des Nationalrats bekommen haben.

Außerdem gab es laut Spitaler einen Lenkungsausschuss aus ÖAMTC, ARBÖ, ÖRK, Feuerwehr, Samariterbund, Asfinag, Kuratorium für Verkehrssicherheit, Arbeiterkammer und Fahrschulen. Den Vorsitz hatte das Verkehrsministerium inne. Dabei seien Erfahrungen gesammelt worden, eben auch jene des ÖRK.

Dass bereits in dem Konzept Inserate und PR-Maßnahmen geplant waren – noch bevor das Gesetz beschlossen wurde, wie der “Kurier” weiter berichtete, ist für Spitaler nicht bedenklich. Es habe sich lediglich um ein Konzept gehandelt. Die Asfinag sei erst im Mai 2011 vom Ministerrat beauftragt worden, eine Kampagne durchzuführen. Erste Schaltungen habe es dann in der Kalenderwoche 48 des Jahres 2011 gegeben, also rund vier Wochen vor der Einführung der Rettungsgasse.

Obwohl sich durch die Einführung der Rettungsgasse in Österreich keine Zeitersparnis auf dem Weg zum Einsatzort nachweisen lässt, sind die heimischen Einsatzkräfte mit dem System zufrieden. “Ich bin vom Nutzen der Rettungsgasse überzeugt”, teilte Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes am Montag in einer Aussendung mit.

“Die Rettungsgasse funktioniert im Großen und Ganzen gut. Bei komplexen Verkehrssituationen – viele Spuren, Ausfahrten – kommt es jedoch vor, dass die Rettungsgasse nicht korrekt gebildet wird”, hielt Foitik fest. Es werde noch eine gewisse Zeit dauern, bis sich diese Verhaltensänderung voll durchgesetzt habe.

Die Verkürzung der Anfahrtszeit lasse sich nicht seriös messen, erläuterte Foitik gegenüber der APA. Die Einsatzzeit der Rettungsfahrzeuge hänge nämlich von vielen Faktoren ab. Bei einem durchschnittlich ein bis zwei Kilometer langen Stau seien aber theoretisch drei bis fünf Minuten Zeitersparnis möglich. Er verlasse sich dabei auf seine Einsatzfahrer, die sagen: “Es ist besser als früher”, so Foitik.

Auch Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bunds, erklärte in einer Aussendung, der Nutzen der Rettungsgasse sei gegeben. Jede Veränderung brauche Zeit. “Aber die Entscheidung ist getroffen und wir befinden uns insgesamt auf einem guten Weg. Eine verzögerungsfreie Zufahrtszeit der Einsatzfahrzeuge erhöht die Überlebenschancen der Unfallopfer wesentlich. Ich appelliere daher einmal mehr an alle Verkehrsteilnehmer, den Einsatzfahrzeugen Platz zu machen.”

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