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"Rettungsgasse" ist das Wort des Jahres 2012

Die Rettungsgasse: Das neue Wort des Jahres 2012.
Die Rettungsgasse: Das neue Wort des Jahres 2012. ©APA
225 Vorschläge gab es in diesem Jahr, nun wurde das Wort des Jahres 2012 gekürt: "Rettungsgasse". Natürlich gibt es ebenso ein "Unwort" des Jahres.
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Und der Gewinner ist: “Rettungsgasse” , als das Wort des Jahres 2012. 225 Vorschläge wurden laut Rudolf Muhr, Leiter der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz, eingereicht. Auf Platz zwei landete “Schulschwänzbeauftragter”, gefolgt von “präfrustriert”.

Unter 253 Vorschlägen für das Unwort des Jahres wurde “Unschuldsvermuteter” auf Platz eins gewählt, “Pleitegriechen” auf Platz zwei und “Anfütterungsverbot” auf drei. Zum Jugendwort bzw. -begriff des Jahres wurde “leider geil” gekürt.

Wort des Jahres 2012: Die Wahl

Nach fünf Wochen, in denen Vorschläge eingesandt werden konnten, fand vom 6. November bis 3. Dezember die Wahl via Internet statt. Insgesamt wurden 11.018 Einsendungen registriert, die von 3.800 Teilnehmern stammten. Als Begründung für den Sieger “Rettungsgasse” führte Muhr an: “Das Wort kam bei den Internetwählern und der Jury mit großem Abstand an die erste Stelle. Die Rettungsgasse wurde 2012 neu eingeführt und verpflichtet Autofahrer bei Unfällen an den Rand der Straße auszuweichen, um Rettungskräften und der Polizei Platz zu machen. Da dies nicht immer funktioniert und die Anwendung der Bestimmungen als verwirrend empfunden wurde, ist das Wort seither Gegenstand von Diskussionen.

Zum “Schulschwänzbeauftragten” meinte Muhr: “Dieses genuin österreichische Wort bezeichnet einen Beamten der Wiener Schulverwaltung, dem die Aufgabe übertragen wurde, Maßnahmen gegen das in der Bundeshauptstadt häufige Schwänzen der Schüler zu entwickeln. Die Komik des Wortes ergibt sich unter anderem aus dem stilistischen Kontrast, dem formalen “Beauftragten” im Gegensatz zum subversiven “Schwänzen”.

Unwort des Jahres setzte sich durch

Das Unwort des Jahres, “Unschuldsvermuteter”, spiele auf Medienberichte an, die aufgrund zahlreicher Korruptionsfälle stets andeuten, dass sich das jeweilige Medium von den Anschuldigungen distanziere. Die Phrase wurde zuerst zu einem Adjektiv verkürzt und dann in ein Nomen umgewandelt, das in kürzestmöglicher Weise den negativen Sachverhalt der juristischen Schuld andeute. Damit bewirke es einerseits eine Vorverurteilung, verschleiere diesen Umstand jedoch zugleich, weil ja ausgedrückt werde, dass es sich um einen Unschuldigen handle.

Mit dem Negativ-Wort “Pleitegriechen” werde eine Pauschalverurteilung aller Griechen ausgedrückt. Es beziehe sich jedoch nicht auf die Verursacher der Krise, nämlich die Banken, sondern auf die gesamte griechische Bevölkerung -, der unterstellt werde, dass sie arbeitsscheu und bankrott wäre, was in doppelter Weise falsch und herabwürdigend sei.

“Anfütterungsverbot” sei “in der Sache positiv, da damit das Verbot der passiven und allmählichen Bestechung von Amtsträgern bezeichnet wird”. Sprachlich handle es sich um einen Euphemismus, weil die Bestechung als “Anfütterung” verschleiert und dadurch verharmlost werde. Normalerweise würden Tiere “angefüttert”, so dass nicht klar werde, was mit diesem Ausdruck tatsächlich gemeint sei.

Das Jugendwort des Jahres 2012

Österreichisches Jugendwort des Jahres 2012, “leider geil”, eigentlich ein Ausdruck, sei der Titel eines Songs von Deichkind. Die Formulierung stehe in einer Reihe ähnlicher jugendsprachlicher Ausdrücke wie cool, geil usw. ein, wobei der Ausdruck eine zusätzliche Qualität durch den ausgedrückten Gegensatz negativ-positiv bekomme. Damit folge er dem Muster von Ausdrücken wie “schön schiach” oder auch “schön anstrengend”.

“Zehentanga”, der auf Platz zwei landete, bezeichne auf originelle und sehr bildliche Weise Flip Flops. Er spiele auf die schmalen Riemen an, die den Fuß halten und eine große Ähnlichkeit mit den dünnen Streifen der knappen Tanga-Badeanzüge haben. “Urkeksi” auf Rang drei bedeutet “super”, “toll”, “spitze” und bestehe aus dem positiv wertenden “keksi”, das eine Verkleinerungsform des Wortes “Keks” darstellt und der vor allem im Großraum Wien üblichen Steigerungsform “ur” (ursuper, urarg). Wenn etwas “urkeksi” sei, dann sei es wahrscheinlich gleichzeitig “leider geil”.

Nicht zu vergessen: Ausspruch des Jahres

Ausspruch des Jahres 2012 wurde übrigens ein “Sager” der Grün-Abgeordneten Gabriele Moser. “Ich trete nicht zurück, ich mache den Weg frei.” Mit diesen Worten beendete sie ihre Tätigkeit als Vorsitzende im Korruptions-Untersuchungsausschuss. Begründung der Juroren: “Sie hat damit auf elegante Weise ausgedrückt, dass sie ‘zurückgetreten wurde’ und tat dies sowohl in sprachlicher, als auch in sachlicher Hinsicht auf bestmögliche Weise.” Auf Platz zwei folgte “I am going home now!” von Extremsportler Felix Baumgartner, unmittelbar vor seinem Absprung aus einem Ballon in der Stratosphäre in 39 Kilometern Höhe.

Zu den Unsprüchen des Jahres wurden “Das ist mir nicht erinnerlich” (war in den Sitzungen des Korruptions-Untersuchungsausschusses des österreichischen Parlaments unzählige Male von ehemaligen oder aktiven Politikern, Lobbyisten und Konzernvorständen zu hören) sowie “Ich bin kein Politiker!” von Frank Stronach.

(APA)

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