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Rettung für verwaiste Wildtiere: Eulen- und Greifvogelstation Haringsee

Eine kleine Waldohreule wird vom WTV der EGS übergeben
Eine kleine Waldohreule wird vom WTV der EGS übergeben ©WTV
Vielseitige Hilfe für Wildtiere: Bartgeier und Habichtskäuze, verwaiste Spechtbabys, Ziegen, Schildkröten und nicht zuletzt die charmante Nebelkrähe Jakob sind in der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee der "Vier Pfoten" zu finden.
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Das 12.000-Quadratmeter-Areal im Marchfeld ist so etwas wie das Schweizer Taschenmesser des Tierschutzes, wo gefährdete Arten gezüchtet, Wildtiere gerettet und auf ihre Freiheit vorbereitet werden. Greifvogelexperte und Veterinärmediziner Hans Frey ist mit seinen Mitarbeitern im Frühjahr noch beschäftigter als sonst.

Erfolgreiche Vorbereitung auf die Freiheit

Nicht nur, dass gerade erst zur Welt gekommene Jungvögel und -tiere abgegeben werden, bereitet man sich auch darauf vor, 15 der 40 Bartgeier in die Freiheit zu entlassen, diesmal in der Zentralschweiz, Andalusien und Frankreich. Bei der Aufzucht dieser majestätischen Vögel ist Haringsee führend, und die bisherigen Erfolge sind durchaus beachtlich.

Gerade im Frühjahr werden die typischen Findlinge abgegeben, wobei man beim Aufpäppeln der Tiere vor allem darauf achten muss, diese nicht auf den Menschen zu prägen. Dabei helfen sogenannte Ammenpaare, also Vögel, die nicht mehr flugfähig sind, aber denen man fremde Junge unterschieben kann.

Flugunfähige Vögel verhindern Prägung auf den Menschen

“Bei bis zu 15 merken sie nichts”, sagte Frey. Wo es keine passenden Ersatzeltern gibt, beschränkt sich der Kontakt mit Menschen auf das absolut Notwendige, das Futter wird etwa durch Röhren ins Netz befördert.

Bei einer Prägung auf den Menschen wollen sich die Tiere mit diesen verpartnern, auch ein Bartgeier machte dem Veterinär bereits schöne Augen und zupfte ihm liebevoll die buschigen Augenbrauen. Tragischer als solch vergebene Liebesmüh ist, dass diese Vögel dann Menschen als Konkurrenz sehen und angreifen, etwa jene Eule, die Kinder auf dem Schulweg attackierte.

Beachtlicher Erfolg der EGS

Geht jedoch alles nach Plan, werden die Vögel zu jener Zeit aus den großen Flugvolieren entlassen, wenn die Felder abgeerntet sind und das Angebot an Mäusen groß ist. “Sie brauchen ein übersichtliches Gelände und viele Insekten und Regenwürmer, um die Zeit zu überstehen, bis sie das Jagen gelernt haben.” Der Erfolg der EGS ist beachtlich: Seit der Gründung 1975 wurden alleine 6.000 Turmfalken in die Freiheit entlassen. Die beringten Tiere kommen dann weit herum, einer wurde in Afrika gefunden.

Eine ganz besondere Geschichte hat ein Wespenbussard aus Haringsee: Er wurde in einem kleinen Dorf in Ghana erlegt, wo die Bewohner die Zahlen des Rings in der Lotterie setzten und prompt die für dortige Verhältnisse hohe Summe von 500 Euro gewannen. “Natürlich besteht nun die Gefahr, dass dort alle Vögel geschossen werden, um diesen Erfolg zu wiederholen”, befürchtet Frey.

Wildtiere, die ins Marchfeld kommen

Neben den Findlingen kommen auch andere Wildtiere ins Marchfeld, etwa Hunderte vom Zoll beschlagnahmte Schildkröten oder Greifvögel aus Flugshows, die von Hand aufgezogen und nach der Geschlechtsreife gegen die Besucher aggressiv wurden. Hier gebe es mafiöse Strukturen, um für Nachwuchs zu sorgen und durch erschlichene Cites-Zertifikate eine blütenweiße Herkunft vorzugaukeln, weiß Frey. Ein Steinadler wiederum wurde von einem durchgeknallten deutschen Falkner auf Hunde abgetragen (abgerichtet, Anm.). Offenbar wollte er einer Praxis in der Mongolei nacheifern, wo mit diesen Greifvögeln Wölfe gejagt werden. “Ihn kann man natürlich nicht mehr in die Freiheit entlassen. Wenn ein Hund an seinem Gehege vorbeiläuft, wird er noch immer ganz narrisch.”

Jüngster Neuzugang: Bayspechte aus Wien-Hietzing

Alleine im Vorjahr hat die Station, deren Tierschutz-Sparte vor einem Jahr von “Vier Pfoten” übernommen wurde, um den Betrieb zu sichern, 1.630 Tiere betreut. Ein Storch kommt etwa jedes Jahr wieder, um hier mit seiner flugunfähigen Partnerin zu brüten. Jüngster Neuzugang sind vier Babyspechte, die in Wien-Hietzing das Fällen ihres Baums überlebt haben. Die zwei Wochen alten Nestlinge werden nun aufgepäppelt und nach dem Flügge-Werden ebenfalls ausgewildert.

>>Waldohreulenbaby in Wien-Favoriten gerettet: Flauschiger Gast beim WTV

(apa/red)

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