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Reinhard St. in Justizanstalt von Kameras überwacht

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Der mutmaßliche Fünffachmörder Reinhard St. ist nach seiner Einlieferung in die Justizanstalt Wien-Josefstadt auf die Krankenabteilung verlegt worden, nachdem die Polizei von einer hohen Selbstmordgefahr gewarnt hatte.

Dort hat Harald Schopper, der ärztliche Leiter des Landesgerichtlichen Gefangenhauses, Freitagmittag den 39-Jährigen untersucht und ein längeres Gespräch mit ihm geführt. “Er macht einen eher gefassten Eindruck”, berichtete Schopper im Anschluss auf APA-Anfrage.

Für den Experten liegen “im Augenblick eher keine suizidalen Tendenzen vor”. Im Hinblick auf die Dimension der diesem vorgeworfenen Tathandlungen ordnete Schopper dennoch eine Rund-um-die Uhr-Beobachtung des Mannes an, der mit einer Axt seine Frau, seine Tochter, seine Eltern und den Schwiegervater ums Leben gebracht haben soll: “Übers Wochenende wird er auf der Station ständig von einer Kamera beobachtet. Ich habe ihm klar gemacht, dass dies in seinem eigenen und in unserem Interesse nötig ist. Wir müssen schauen, dass er sich nix antut.”

Am Freitagnachmittag wird Reinhard St. zunächst von einem Psychiater begutachtet werden. Anschließend ist eine ausführliche Besprechung mit seinem Verteidiger Ernst Schillhammer geplant.

Sollte es sein Gemütszustand zulassen, könnte der 39-Jährige, über den inzwischen offiziell die U-Haft verhängt wurde, in der kommenden Woche in den “normalen” Trakt des Gefängnisses übersiedeln. Er soll dort auf jeden Fall nach dem sogenannten Listener-Prinzip – ein Modell, das vor einigen Jahren in der Justizanstalt Josefstadt eingeführt wurde – mit einem ausgesuchten Häftling in einer Zwei-Personen-Zelle untergebracht werden.

Wie Helene Pigl, die Leiterin des größten Gefängnisses des Landes, im Gespräch mit der APA erläuterte, werden U-Häftlinge “nicht alleingelassen”, sofern sich diese in einer psychischen Ausnahmesituation befinden – die bei Reinhard St. zweifellos gegeben sein dürfte – und daher als latent selbstmordgefährdet anzusehen sind.

Die Betreffenden müssen einerseits Hosengürtel, Schuhbänder und ähnliche Utensilien abgeben und verpflichtend reißfeste Anstaltskleidung tragen. Darüber hinaus wird darauf geachtet, dass ihr jeweiliger Zellengenosse “ihre Sprache spricht und sie in psychischer Hinsicht unterstützt, wenn ihnen richtig bewusst wird, weshalb sie eigentlich in Haft sind”, so Anstaltsarzt Schopper.

Im Fall von Reinhard St. wird sich die Anstaltsleitung demnach bemühen, dass dessen “Listener” ebenso wie der 39-Jährige eine akademische Ausbildung besitzt, österreichischer Staatsbürger ist und einen ähnlichen beruflichen Werdegang hinter sich hat. Das soll eine Gesprächsbasis zwischen den beiden begründen und dazu führen, “dass der andere auf Reinhard St. schaut, wenn’s ihm nicht gut geht”, meinte Schopper abschließend.

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