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Rechnungshof-Bericht für Stadtmarketing Bregenz: Finanzielles Desaster

Rechnungshof sah Versäumnisse beim früheren Geschäftsführer und mangelnde Kontrolle durch den Ausschuss der Gesellschaft
Rechnungshof sah Versäumnisse beim früheren Geschäftsführer und mangelnde Kontrolle durch den Ausschuss der Gesellschaft ©BilderBox/Symbolbild
Bregenz -  Die Werbe- und PR-Maßnahmen rund um die James Bond-Dreharbeiten sowie um die ZDFarena zur Fußball-Europameisterschaft 2008 auf der Bregenzer Seebühne haben sich für die Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH als finanzielles Desaster erwiesen.
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Wie aus dem entsprechenden, am Dienstag veröffentlichten Bericht des Bundesrechnungshofs (RH) hervorgeht, resultierte aus diesen beiden Großprojekten und dem Weihnachtsmarkt ein Verlust von rund 500.000 Euro. Die Stadt Bregenz, die 51 Prozent der Gesellschaftsanteile hält, hatte den Rechnungshof im Frühjahr 2009 um eine Prüfung der Causa ersucht.

775.000 Euro Minus durch “Quantum of Solace” und “Fußball-EM”

Die Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH glaubte angesichts der Dreharbeiten zum Bond-Streifen “Quantum of Solace” im Festspielhaus sowie der Fußball-EM an eine “Jahrhundertchance”. Am Ende des Jahres 2008 belief sich das Minus der Gesellschaft allerdings auf etwa 775.000 Euro, wovon die Stadt 450.000 Euro abdeckte. Der RH sah dabei sowohl eine “mangelnde Wahrnehmung der Sorgfaltspflichten durch den früheren Geschäftsführer” als auch eine “unzureichende Wahrnehmung von Überwachungs- und Kontrollpflichten durch den Ausschuss der Gesellschaft”.

Zahlreiche Kritikpunkte

Der RH stellte in seiner Prüfung zahlreiche Kritikpunkte fest. So seien etwa im Budget des Jahres 2008 für PR-Zwecke rund um die James Bond-Dreharbeiten in der Vorarlberger Landeshauptstadt keine Mittel und für die ZDFarena lediglich 30.000 Euro vorgesehen gewesen. Zudem habe es der damalige Geschäftsführer – der Ende 2008 auf eigenen Wunsch aus der Gesellschaft ausschied – verabsäumt, die Gesellschaftsorgane über den sich bereits zu Jahresmitte 2008 abzeichnenden Jahresverlust zu informieren. Er habe den Vorsitzenden des Ausschusses im Dezember 2008 lediglich über einen voraussichtlichen Verlust für 2008 von rund 100.000 Euro in Kenntnis gesetzt.

Promotionwert von 109 Mio. Euro: “Werbeeffekt nicht feststellbar”

Zwar habe eine Medienagentur den Promotionswert der Projekte James Bond und ZDFarena in Film und Fernsehen mit rund 109 Mio. Euro beziffert, allerdings könne man daraus keine unmittelbare Aussage über den Erfolg bzw. den wirtschaftlichen Effekt der beiden Veranstaltungen treffen, so der RH. “Ob die Großprojekte des Jahres 2008 den Werbeeffekt nachhaltig beeinflussten, war noch nicht feststellbar”, hieß es im Bericht wörtlich.

Prämienzahlungen an den ehemaligen Geschäftsführer

Kritisiert wurden vom Rechnungshof weiters Prämienzahlungen an den ehemaligen Geschäftsführer in Höhe von 57.622 Euro “ohne nachvollziehbare Beschlussfassung durch den Ausschuss der Gesellschaft”. Die Gehaltserhöhung habe den vom Ausschuss beschlossenen Betrag von monatlich 1.000 Euro infolge von Doppelverrechnungen und aliquoten Prämienzahlungen um rund 845 Euro überstiegen. “Die Prämienzahlungen und Übergenüsse bei den Bezügen wären auf ihre Rückforderbarkeit zu überprüfen”, empfahl der RH. Ebenfalls bemängelt wurde, dass keine “nachvollziehbare Geschäftsstrategie mit konkreten Zahlen und Maßnahmen vorhanden” gewesen sei.

Unvollständige Personalakten: Für effiziente Personalführung ungeeignet

In dem Bericht heißt es weiter, dass “der frühere Geschäftsführer erstellte seit dem Jahresabschluss 2003 keinen Lagebericht; weder der Ausschuss noch die Generalversammlung forderten diesen ein”. Laut Rechnungshof waren die Personalakten zudem unvollständig und für eine effiziente Personalführung ungeeignet.

15.000 Euro für lokalen Sportverein

Weiters berichtet der Rechnungshof, dass die Gesellschaft von 2004 bis 2008 einen lokalen Sportverein mit rund 15.000 Euro unterstützte, in dem der frühere Geschäftsführer zugleich Mitglied des Vorstands war. Parallel dazu förderte auch die Landeshauptstadt Bregenz den Verein im gleichen Zeitraum mit rund 443.000 EUR.

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