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Rassismusbericht Österreich wieder negativ

Amnesty International hat heute seinen Rassismusbericht zu Österreich veröffentlicht. Vor allem die Sicherheitsbehörden kommen nicht gut weg. Stadtreporter Video:

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht Migranten und Angehörige ethnischer Minderheiten in Österreich systematisch von den Behörden diskriminiert. Der aktuelle Bericht zum “institutionellen Rassismus”, der am Donnerstag präsentiert wurde, zeigt Fälle derartiger Ungleichbehandlung bei Polizei und Justiz auf. Heinz Patzelt, Amnesty-Generalsekretär in Österreich, forderte bei einer Pressekonferenz den Staat auf, Diskriminierungsvorwürfe besser wahrzunehmen und diesen effektiv zu begegnen.

Amnesty velangt in erster Linie, dass das Vorhandensein und das Ausmaß von Diskriminierung im österreichischen Justiz- und Polizeisystem von den Verantwortlichen überhaupt einmal wahrgenommen wird. “Das Problem besteht nicht nur aus einer Reihe aus einzelnem Fehlverhalten, das Problem ist ein strukturelles Versagen”, so Amnesty-Mitarbeiter John Dalhuisen. Erst dann könne man überhaupt erst jene Maßnahmen setzen, um Diskriminierung zu bekämpfen.

Konkret fordert die Menschenrechtsorganisation, Vorwürfe rassistischen Verhaltens durch Exekutivbeamte genauer zu untersuchen und im Fall einer Bestätigung auch entsprechend zu ahnden. Patzelt kritisierte etwa “völlig unzureichende Disziplinarverfahren”. Dalhuisen sprach zudem von einem “Schutzreflex des Staates”: Ohne den Abschluss von Ermittlungen überhaupt abzuwarten, würden Vorwürfe gegen Beamte als unglaubwürdig dargestellt. Selten würde es außerdem zu angemessenen Strafen kommen. Amnesty fordert in diesem Zusammenhang eine Art internes Polizeistrafrecht.

Einen statistischen Hinweis, dass in Österreich rassistisch motivierte Diskriminierung bei Behörden ansteigt, gibt es laut Patzelt zwar nicht, allerdings werde das Problem konsequent ignoriert: “Rassismus ist ein Krebsübel. Wenn es nicht bekämpft wird, dann wird es sich weiter und weiter ausbreiten.” Amnesty könne auch nicht auf konkreten Zahlen zurückgreifen, da derartige Vorfälle nicht statistisch erfasst würden – ebenfalls ein Umstand, den Patzelt kritisiert. Zudem müsse bei Exekutivbeamten das Bewusstsein für diskriminierendes Verhalten verbessert werden.

Noch schwerer zu fassen als rassistische Übergriffe oder unterlassene Hilfeleistung durch die Exekutive sei Diskriminierung im Justizsystem, meint Patzelt: “Die blauen Flecken, die die Polizei macht, sind sichtbar.” Delikte, die aber die Staatsanwaltschaft nicht anklagt, sehe man hingegen nicht.

(Text: APA)

 

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