Wegen seiner historischen Rolle als Hauptstadt des habsburgischen Reiches war Wien schon immer ein Schmelztiegel verschiedener Sprachen und Kulturen. Das hatte auch Einfluss auf den Dialekt. Zuwanderer brachten Einflüsse aus dem Tschechischen, Ungarischen, Italienischen, Slowakischen oder auch dem Jiddischen. Diese Mischung machte es nicht nur für Nicht-Wiener manchmal schwer, die Mundart richtig zu deuten – oft reichte es auch schon, aus einem anderen Bezirk zu stammen. In Nobelbezirken wurde nämlich ein anderes Wienerisch gesprochen als in Arbeitervierteln.
Wörterbuch Wienerisch: Von “Aansapanier” bis “zwuzln”
Ob Meidlinger “L” oder Schönbrunner Deutsch: Der Wiener Dialekt wird heute vorwiegend von älteren Menschen gesprochen. Dennoch wurden einige Begriffe auch durch berühmte Persönlichkeiten gesellschaftsfähig gemacht. Zwischen den derben Sprüche des Wiener “Mundl” und dem “Vollholler” (S. 149) eines ehemaligen Kanzlers leigen natürlich Welten. Wer jedoch etwas tiefer in die Wiener Mundart hineinschnuppern oder einem Nicht-Wiener Kollegen ein Geschenk machen will, der ist mit dem Dialekt-Lilliput von Langenscheidt gut beraten.
Der Wiener Schmäh
Als Gott am achten Tag die Dialekte verteilt hat und für den Wiener – den letzten in der Reihe – keinen mehr übrig hatte, war der Wiener traurig. Gott hatte Mitleid mit armen Manne und sagte:”Scheiss di ned au, Oida. Dann redst hoid wia i.” Nicht nur unterschiedliche Vokabeln führen oft zu Verständnisproblemen, auch der unverwechselbare Wiener Schmäh, eine feine Balance zwischen Ironie, Charme und einer guten Prise Boshaftigkeit führt oft zu Missverständnissen zwischen Touristen und der indigenen Wiener Bevölkerung. Beim Streit wegen eines Auffahrunfalls mit einem “Spuckal” (kleines Auto, S.254) rüttelt man am “Wåtschnbaam” (S. 293), schickt den Unfallverursacher mit der 71er heim (zum Friedhof) oder hätte fast selbst den Holzpyjama (Sarg) angezogen.
Eh ois leiwand
Meist meint der Wiener seine Aussagen mit einer gehörigen Prise Humor, nach einem Achterl Wein ist “eh ois leiwånd (S. 128), nach mehreren Achterl gesellt sich oft noch ein “ur” vor dem “Leiwånd” hinzu. Versteht man sich sogar noch besser, geht es manchmal sogar an die Kombinesch (Unterwäsche, S. 171). Sicherlich, manche der Wörter in der quietschgelben Langenscheidt-Ausgabe sind bereits schon lange aus der Mode und werden nicht mehr genutzt. Das Wörterbuch eignet sich so auch für Wiener, die ihr Großeltern-Wienerisch wieder auffrischen wollen. Bis dahin, baba und foit net.
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