Prozess wegen Vergewaltigung und Erpressung in Wien

Dem Beschuldigten drohen im Falle einer Verurteilung zehn bis zwanzig Jahre Haft. Er bekannte sich vor dem Geschworenengericht “nicht schuldig”. Sein Verteidiger versuchte in seinem Eröffnungsplädoyer Zweifel an den Angaben der Mutter zu streuen. Diese habe, während sie etwa 15 Minuten allein mit ihrem Kind in der Wohnung des Angeklagten gewesen sei, weder um Hilfe geschrien noch versucht, zu entkommen.
Anwalt: Es bleiben “offene Fragen”
Zudem sei sie mit dem Beschuldigten und ihrem Kind mit der U-Bahn quer durch die Bundeshauptstadt gefahren, ohne dass irgendjemandem etwas aufgefallen sei. Sein Mandat habe mit der Bulgarin zwar Geschlechtsverkehr gehabt, dabei habe es sich aber um keine Vergewaltigung gehandelt. Selbst die Staatsanwalt habe laut dem Rechtsbeistand des Beschuldigten im Vorfeld “Mühe mit dem Sachverhalt” gehabt. Es würden “offene Fragen” bleiben, deshalb müssten die Geschworenen den Angeklagten freisprechen, argumentierte der Anwalt.
Staatsanwalt: “schreckliche Dinge” passiert
Der Staatsanwalt hingegen sprach von “schrecklichen Dingen”, die in der Wohnung passiert seien und rollte in seinem Plädoyer noch einmal den gesamten Sachverhalt auf. Der Vertreter der Anklagebehörde räumte jedoch ein, dass die ursprünglich vorgeworfene gewaltsame Entführung so wohl nicht stattgefunden habe. Es spreche vieles dafür, dass die Frau freiwillig mit dem Beschuldigten in die Wohnung gegangen sei.
Erpressung und Vergewaltigung vorgeworfen
Der Angeklagte hatte die Frau und ihren Bruder im Vorfeld der Tat am Brunnenmarkt in Wien-Ottakring kennengelernt. Der 24-Jährige brachte die Mutter und ihr Kleinkind daraufhin von Bulgarien nach Wien und retour. In Wien angekommen, verlangte er angeblich plötzlich mehr Geld, als bei der Abfahrt vereinbart worden war, und behielt die Reisepässe ein. Die Frau machte mit dem Mann aus, sich am nächsten Tag zu treffen und dort die verlangten 100 Euro extra gegen die Pässe einzutauschen.
Dort habe der Angeklagte jedoch die Höhe des angebotenen Geldes wieder nicht akzeptieren wollen. Daraufhin soll er Mutter und Kind in seine Wohnung gebracht haben. Dort soll er die Frau geschlagen, sie vergewaltigt und ihr gedroht haben, sie in die Prostitution zu zwingen. Ihr Kind soll er mit dem Umbringen bedroht haben.
Opfer alarmierte die Polizei
Der Beschuldigte wollte angeblich, dass die Mutter ihm weitere 1.000 Euro besorgt. Dem Bruder der Frau teilte er laut Anklagebehörde am Telefon mit, dass er binnen einer Stunde das Geld haben wolle.
Letztlich machten Freunde des Opfers einen Übergabetreffpunkt am Westbahnhof mit ihrem Peiniger aus. Beim Treffpunkt gegen erschienen aber Beamte des Landeskriminalamtes. Die Bekannten der Frau hatten die Polizei verständigt, die Ermittler den Treffpunkt überwacht. Als der 24-Jährige mit seinen Opfern erschien, wurde er festgenommen. (APA)