Protest gegen „Stromautobahn“ Gaisberg ausgeweitet

Mit einem eindrücklichen, neuen Großplakat gegen die „Stromautobahn“ Gaisberg am Anhänger und einer harschen Petition im Gepäck traten Bürgermeister Heinz Schaden, Naturschutzbund-Vorsitzender Hans Kutil und Alpenvereins-Geschäftsführer Roland Kals am Donnerstag, 29. September 2011, eine Protestfahrt zur Verbund-Tagung nach Fuschl an. Dort übergaben sie APG-Chef Heinz Kaupa die unterzeichnete Petition gegen die 380-kV-Freileitung über den Salzburger Hausberg.
Schaden: Auch Völkerrecht spricht gegen Stromautobahn
Schaden: „Wir haben damit einmal mehr deutlich gemacht, dass die Stadt Salzburg das Freileitungs-Projekt am Gaisberg einhellig ablehnt. Aber nicht nur der Gemeinderat sagt einstimmig Nein zur Verschandelung unseres Naherholungsgebietes. Auch die rechtliche Situation spricht dagegen. Die Alpenkonvention, als völkerrechtlich übergeordnete Rechtsmaterie, hält fest, dass Bergwälder an Ort und Stelle zu erhalten sind. Beim Bau von Stromleitungen sind bestehende Strukturen und Leitungsverläufe zu nutzen. Auch ist die beste verfügbare Technik zur Vermeidung von Umweltbelastungen zum Einsatz zu bringen.“
Damit ist für den Salzburger Bürgermeister klar, dass an einer technisch möglichen Teilverkabelung „kein Weg vorbei führt“. Die Details dazu müssten vom Verbund gelöst werden. Einen ersten konstruktiven Schritt in diese Richtung habe es bei den Überlegungen zur Verbindung des Umspannwerks Elixhausen mit der Stadt Salzburg bereits gegeben.
Parteistellung im UVP-Verfahren
Nichts desto trotz werde die Stadt in enger Abstimmung mit der Landesumweltanwaltschaft, dem Naturschutzbund, dem Alpenverein, den Naturfreunden und den Bürgerinitiativen jedenfalls im UVP-Verfahren Parteistellung erwirken, kündigte Schaden an. Darüber hinaus werde man eine Änderung des Landes-Naturschutzgesetzes anregen, die Verkabelungen als Alternative zu Freileitungen vorsieht.
Kutil: Kabeltunnel statt Stromautobahn
Naturschutzbund-Vorsitzender Hans Kutil betonte in diesem Zusammenhang, dass der Verbund ja schon Kabellösungen, etwa beim Wiener Flughafen, betreibe. Er thematisierte auch einen möglichen Kabeltunnel, wie er etwa im Hagengebirge möglich sei. Aber auch die Salzburg AG habe bereits beim Kraftwerk Rotgülden einen mehr als fünf Kilometer langen Kabeltunnel ins Nachbartal durch den Berg getrieben.
„Kabeltunnel sind deshalb interessant, weil damit das Service erleichtert wird und davon auszugehen ist, dass weniger thermische Probleme durch Überhitzung auftreten als bei Erdkabeln“, so Kutil. Diese mögliche Überhitzung sei auch der Grund, warum der Verbund so auf den luftgekühlten Freileitungen beharre. „Die können nämlich, bedingt durch Windkraftspitzen aus der Nord- und Ostsee, auch im nächtlichen Überlastbetrieb gefahren werden. Im UVP-Verfahren wird von dieser Spitzenlast auszugehen sein.“
Schutzwald höchster Kategorie gefährdet
Der Alpenverein lehnt die 380 kV-Freileitung durch die Nocksteinschlucht vehement ab. Geschäftsführer Roland Kals: „Das wäre ein massiver technischer Eingriff in die bisher unberührte Seite des Gaisbergs. Wir wären mit einer extremen Entwertung des stark frequentierten und besonders kinderfreundlichen Alpinsteigs auf den Nockstein konfrontiert sowie auf jenen über die Nordostflanke des Gaisbergs.“
Die Alpenkonvention als wesentliche rechtliche Rahmenbedingung werde hier vom Verbund schlicht ignoriert. Es handle sich bei dem Gebiet um Schutzwald (Rutschungen, Muren, Lawinen…) der höchsten Kategorie, der gleich mehrfach durch diesen internationalen Staatsvertrag geschützt sei. „Aus diesen Gründen ist der Alpenverein überzeugt, dass die Trasse im Abschnitt Nockstein-Gaisberg nicht bewilligungsfähig ist“, sagte Kals.
Werbe-Kampagne startet
Um den Salzburgerinnen und Salzburgern die Dramatik vor Augen zu führen, startet kommende Woche eine neue Werbe-Kampagne, die die drohende Gaisberg-Verschandelung eindrücklich thematisiert. „Mit dem Slogan ‚Fortschritt vergeht. Die Narbe bleibt’ und verunstalteten Gesichtern attraktiver junger Menschen wollen wir zeigen, dass der Schutz des Gaisbergs der gesamten Stadtpolitik ein sehr wichtiges Anliegen ist“, so Bürgermeister Heinz Schaden abschließend. Ein striktes “NEIN” also gegen die Stromautobahn am Gaisberg.