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„Prostitutions-Szene verlagert sich“

Schwarzach (VN-hey) - Ehemalige Escort-Chefin sieht das Milieu nun bei den Table-Dance-Lokalen.

Die Aussteigerin Andrea (Name von der Redaktion geändert) gab in der gestrigen VN-Ausgabe ihren ersten ganz persönlichen Einblick in die Prostitutions-Szene in Vorarlberg, die nach ihrer Einschätzung sogar weiter schrumpft.

Mini-Milieu

„Ich habe im vergangenen Jahr einen deutlichen Rückgang des Milieus ausgemacht“, ist sich Andrea sicher. Weil immer weniger Sex-Anzeigen in den bekannten Magazinen geschaltet und weil immer mehr Männer in die Schweiz oder nach Friedrichshafen fahren würden. Zudem seien die Männer auch nicht mehr bereit, so viel Geld wie früher für ihre sexuelle Befriedigung auszugeben. Und so sieht Andrea eher eine Verschiebung der illegalen Prostitutions-Szene hin zu den Tabledance-Lokalen im Ländle.

Sex mit Tänzerinnen?

„Mit der Zunahme der Table-dance-Lokale in Vorarlberg hat mein Geschäft spürbar nachgelassen. Deswegen bin ich zu 100 Prozent davon überzeugt, dass die Tänzerinnen – bei entsprechender Bezahlung – auch Sex mit den Gästen haben.“ Andrea hat dafür allerdings keine Beweise. Aber ihre Kunden hätten ihr während Telefongesprächen glaubhaft davon berichtet.

Bordell im Ländle

Dass es in absehbarer Zukunft ein legales Bordell in Vorarlberg geben wird, bezweifelt die Aussteigerin. „Das Ländle ist dafür einfach zu klein. Außerdem hätte der Betreiber wahrscheinlich Probleme damit, Frauen zu finden.“ Schließlich wäre die Gefahr für eine Vorarlberger Mitarbeiterin sehr hoch, von ihrem Nachbarn erkannt zu werden. Zudem seien sie, im Gegensatz zu ausländischen Damen, komplizierter: „Mit denen kann man nicht alles machen. Die haben hier ein Netzwerk und lassen sich nicht ausnehmen.“ Außerdem hätten sie Regeln, an die sich die Kunden halten müssen. „Es ist wirklich schwierig geworden. Denn in der Schweiz gibt es ungeschützten Geschlechtsverkehr. Das fordern die Kunden hierzulande auch immer mehr ein. Bei solchen Gesprächen habe ich aber überhaupt keinen Kontakt hergestellt“, zeigt sich Andrea äußerst verärgert.

Polizei ermittelt

Mit der Polizei hatte die ehemalige Escort-Chefin in den sechs Jahren ihrer Tätigkeit nur einmal persönlich zu tun. „Da gab es ein Ermittlungsverfahren, das aus Mangel an Beweisen wieder eingestellt werden musste.“ Schließlich bot sie keinen Sex, sondern nur die Kontakte zu den Frauen an. Und was die Damen dann mit den Männern in ihren Wohnungen gemacht haben, sei deren Privatsache. „Die Männer bezahlen, und wenn es zum Sex kommt, dann sind die Frauen damit einverstanden. Im Privatbereich hat die Polizei also keine Handhabe“, verdeutlicht Andrea die Schwierigkeiten der Polizeiarbeit. Selbst die Kontrollanrufe der Beamten, die etwa alle drei Monate bei Andrea eingingen, sollten keine Chance auf Erfolg haben. Denn aufgrund der merkwürdigen Fragestellungen der Polizisten konnte die erfahrene Escort-Chefin die Probe-Anrufe sofort zuordnen und entsprechend ausweichend antworten. „Die wollen komplett andere Sache wissen als die Kunden“, verrät Andrea. Mit den konsequenten Ermittlungen hätte die Polizei jedoch ihren Teil zur Verlagerung der Prostitutions-Szene in Vorarlberg in die Tabledance-Lokale beigetragen, ist sich die ehemalige Agentur-Leiterin sicher.

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