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Polizei-Zugriff: Familienvater erschießt sich

Ein neunfacher Familienvater, wohnhaft in Raggal, hat sich am Dienstag bei einer versuchten Festnahme durch das LKA das Leben genommen - mit einem Viehschussapparat.   

Es ist kurz nach 17 Uhr, als die vier Beamten des Landeskriminalamts (LKA) vor der Haustür des dunkel geschindelten Hauses oberhalb der Raggaler Kirche stehen. Sie sollen den 48-jährigen Deutschen, der mit seiner Familie seit Oktober letzten Jahres hier wohnt, festnehmen. Ein europäischer Haftbefehl wurde in Norddeutschland auf seinen Namen ausgestellt.

Routineeinsatz eskaliert

Alles läuft zunächst nach Plan. Der Verhaftete ist gelassen und kooperativ, packt seine Sachen für das Gefängnis zusammen. Auf dem Weg zum Dienstwagen kommt es dann neben dem Pick-up des Mannes zu einem Zwischenfall.

„Er sagte, dass er noch wichtige Medikamente aus seinem Auto benötigte und öffnete die Fahrertür”, schildern die Kriminalbeamten den „VN”. Überraschend springt er in seinen silber-schwarzen Wagen, schlägt die Türen zu und verriegelt den Mitsubishi von innen. Der korpulente Mann dreht sich zur Rückbank um, greift hektisch nach einem in ein Tuch eingewickelten Gegenstand.

Mit den Dienstwaffen versuchen die Beamten, die Autoscheiben aufzuschlagen. „Mach keinen Blödsinn”, rufen sie ihm zu. Doch der hat bereits einen Viehschussapparat in der Hand und setzt das Bolzenschussgerät am Kopf an.

Mit einer neben dem Auto stehenden Bierbank versuchen die Kriminalpolizisten, die Wagenscheiben zu zertrümmern und den Mann vom Selbstmord abzuhalten. Doch der Deutsche hat bereits den Auslöser gedrückt. Der von der Polizei gerufene Notarzt konnte nur mehr den Tod feststellen.

Kurzschlussreaktion

Die Hintergründe für das blutige Drama von Raggal werden wohl nie restlos geklärt werden. Polizeilich gesucht wurde der neunfache Familienvater nach „VN”-Informationen jedenfalls, weil er eine Haftstrafe in Deutschland nicht angetreten hatte. „Kleinere Delikte, alles Bagatellen” summierten sich zu einer Haftstrafe von einem Jahr und fünf Monaten. Schwerverbrecher war er somit nicht.

„Die Beamten haben sich beim Zugriff absolut vorschriftsmäßig verhalten. Mit der plötzlichen Reaktion des Festgenommenen war nicht zu rechnen”, steht der Vize-Chef des Vorarlberger Landeskriminalamts, Werner Juen, hinter seinen Beamten.

Der 48-Jährige – er war als Angestellter beschäftigt – hinterlässt neun Kinder und seine Lebensgefährtin. Die Familie wird vom Kriseninterventionsteam (KIT) betreut, auch die erfahrenen Kriminalbeamten standen zunächst unter Schock.

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