Benjamin Britten hätte in Österreich bis in die 1970er Jahre eine strafgerichtliche Verfolgung fürchten müssen, waren doch bis zum Jahr 1971 gleichgeschlechtliche Beziehungen mit Freiheitsstrafen bedroht, so Fischer laut Redemanuskript. Seither hat sich glücklicherweise viel zum Besseren, d.h. zum Abbau von Diskriminierung hin verändert. Aber noch immer gibt es gesellschaftliche und rechtliche Barrieren, die ich als problematisch empfinde, so Fischer.
Das Programm der Bregenzer Festspiele sei Anlass, diesen Themen nicht einfach auszuweichen, nicht wegzuschauen, sondern sich einzugestehen, dass es noch Diskriminierung und damit ungelöste gesellschaftliche Fragen gibt, die uns verpflichten, sich damit auseinanderzusetzen und für Hinweise und Anstöße aus dem Bereich der Kunst nicht taub zu sein.
Als Beispiele hierfür führte Fischer zentrale Künstler des heurigen Programmes an: Britten war als Homosexueller und Pazifist im Großbritannien der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts starken Repressionen und Anfeindungen ausgesetzt. Die Vita des Komponisten Dimitri Schostakowitsch, der im heurigen Konzertprogramm eine wichtige Rolle spielt, spiegelt das komplizierte und widerspruchsvolle Verhältnis von Kunst und Revolution wider, das noch komplizierter wird, wenn aus der Revolution Diktatur wird, so Fischer.
Der Bundespräsident resümierte, dass viel Gedankenarbeit, aber auch Mut und Professionalität in den Programmen und Aufführungen der Bregenzer Festspiele stecke. Und die Politik müsse auf Signale, Hilferufe oder kritische Anmerkungen aus dem Bereich der Kunst sensibel reagieren, so der Bundespräsident.