Die kostenlose Spiele-App Pokemon Go animiert die Spieler, mit ihrem Smartphone durch die Gegend zu laufen und in der “echten Welt” versteckte Figuren “einzufangen”. Dabei werden die GPS-Funktion und das Kartenmaterial des Smartphones genutzt. Seit der Veröffentlichung der App in der vergangenen Woche wurde sie bereits millionenfach heruntergeladen.
Krankes Pokemon wird in Amsterdamer Spital gejagt
Die Begeisterung für das Smartphone-Spiel Pokemon Go hat in einem Krankenhaus in Amsterdam für unliebsame Vorfälle gesorgt. Das Akademische Medizinische Zentrum (AMC) in der niederländischen Metropole sah sich am Dienstag gezwungen, Besucher aufzufordern, beim Spielen von Pokémon Go nicht mehr in nicht-öffentliche Bereiche des Krankenhauses einzudringen.
“Es gibt tatsächlich ein krankes Pokemon im AMC, aber wir sorgen gut für es. Bitte besucht es nicht”, teilte die Klinik im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Beigefügt war ein Bild der Pokemon-Figur Pikachu neben einer Taschentücher-Box.
‘Zieke’ Pokémon zorgt voor problemen in het AMC: ‘Kom hem niet bezoeken’. https://t.co/pwXZaEz6WW pic.twitter.com/UL7YkbVSWL
— AT5 (@AT5) July 11, 2016
Pokemon Go macht Krankenhaus zu schaffen
“Seit gestern ist uns aufgefallen, dass junge Leute mit Smartphones im Gebäude herumlaufen und in Bereiche gehen, in denen sie nicht sein sollten”, sagte die AMC-Sprecherin Loes Magnin der Nachrichtenagentur AFP. Einige Spieler hätten sich sogar im Keller des Krankenhauses wiedergefunden, wo unter anderem Kleidung desinfiziert wird. “Die Patienten brauchen Ruhe und Erholung”, mahnte Magnin.
Unliebsame Zwischenfälle bei der Bahn, Meldungen bei Polizei
Doch nicht nur dem Krankenhaus macht Pokemon Go zu schaffen. Die niederländische Bahn-Aufsicht ProRail bat Nintendo um Änderungen an der Spiele-App, nachdem manche Spieler unwissentlich auf Gleise geraten waren. Laut einem Bericht des niederländischen Rundfunks gingen in den vergangenen Tagen zudem bei der Polizei Beschwerden über verdächtige Mobilfunknutzer ein, die Häuser fotografieren. Der Verdacht, es handle sich um Einbrecher, die neue Ziele auskundschafteten, erhärtete sich nicht. Die auffälligen Handynutzer entpuppten sich vielmehr ebenfalls als Pokemon-Go-Spieler.
US-Gedenkstätten wollen keine Pokemon-Jäger
Spieler der neuen App Pokemon Go zücken auch in Gedenkstätten ihre Smartphones, um nach den kleinen Monster-Figuren Ausschau zu halten – und die Einrichtungen sind nicht glücklich darüber. So forderte der Arlington-Ehrenfriedhof in Washington die Besucher bei Twitter auf, das sein zu lassen, weil es unangemessen sei.
We do not consider playing “Pokemon Go” to be appropriate decorum on the grounds of ANC. We ask all visitors to refrain from such activity. — Arlington Cemetery (@ArlingtonNatl) July 12, 2016
Auch das Holocaust-Museum in der US-Hauptstadt appellierte an die Besucher über den Kurznachrichtendienst, respektvoll beim Einsatz von Technik zu sein. Man versuche, den Ort aus dem Spiel entfernen zu lassen, erklärte ein Sprecher dem Sender NPR am späten Dienstag.
We welcome & encourage visitors to use technology to engage w/our exhibitions & programs while being respectful of our role as a memorial.
— US Holocaust Museum (@HolocaustMuseum) July 12, 2016
Unangemessene Orte kann man melden
Bei der App sind bekanntlich Pokemon-Figuren an diversen Orten platziert, ein Spieler muss in der Nähe sein, um sie auf dem Smartphone-Bildschirm zu sehen und fangen zu können. Die Entwickler – Nintendos Pokemon Company und die Spielefirma Niantic Labs – geben die Möglichkeit, unangemessene Orte zu melden. Niantic – damals noch als Google-Tochter – hatte im vergangenen Jahr schon ähnlichen Ärger in Deutschland. In dem ebenfalls ortsbasierten Spiel “Ingress” wurden einiger der Portale, um die Nutzer kämpfen müssen, bei ehemaligen Nazi-Konzentrationslagern platziert. Nach Kritik wurden sie schnell aus der Nähe der Gedenkstätten entfernt. Pokemon Go greift auch auf Datenbanken von “Ingress” zurück.
Unfall in Texas wegen Pokemon Go
Unterdessen meldete die Polizei der A&M University in Texas auch einen Auffahr-Unfall im Zusammenhang mit dem Spiel. Ein Fahrer stellte seinen Wagen im regelwidrig ab, um auszusteigen und ein Pokemon zu fangen, wie die Polizei bei Twitter erklärte. Ein anderes Auto fuhr von hinten auf.
7/11-Traffic accident: Illegally parked car struck from behind (*Airbags deployed in 2nd car). 1st driver had exited to catch a Pokémon. — Texas A&M Police (@TAMUPolice) 13. Juli 2016
7/11-Suspicious Vehicle: Reported to PD for suspicious behavior near a campus building after 1 am. Occupants were playing Pokémon Go.
— Texas A&M Police (@TAMUPolice) 13. Juli 2016
Pokemon-App lotste Jugendliche in Wyoming zu Wasserleiche
Seit dem Start der Virtual-Reality-App haben sich bereits tausende Handy-Besitzer auf die Jagd nach den niedlichen Pixelmonstern begeben. Für eine Jugendliche aus den USA endete die Suche nach virtuellen Tierchen jedoch makaber: Statt Pikachu fand die 19-Jährige im Fluss in der Nähe ihres Hauses in Riverton (Wyoming) eine Wasserleiche, wie TheVerge am Freitag berichtete.
“Pokemon Go”: Bald auch offiziell in Österreich
Der riesige Erfolg von “Pokemon Go” hat den Börsenwert des japanischen Videospielkonzerns Nintendo binnen weniger Tage in die Höhe katapultiert. Bis einschließlich Dienstag verbuchte die Nintendo-Aktie in Tokio ein Plus von insgesamt 59 Prozent. Bisher war das Spiel, das auf realen Geodaten basiert und meist im Freien gespielt wird, nur in den USA, in Kanada und Neuseeland verfügbar. Seit Mittwoch ist Pokemon Go auch in Deutschland für Android-Geräte und Apples iOS-Plattform verfügbar.
“Sehr bald” soll das Spiel auch in Österreich zu haben sein. Im Internet kursieren bereits Anleitungen, wie es vorher zu beschaffen ist. Wann es offiziell in Österreich erhältlich ist, dazu gibt es noch keine Angaben, hieß es Mittwochmittag auf APA-Anfrage von Unternehmensseite. Dennoch hat das Game auch in Österreich bereits einen Hype ausgelöst. Heruntergeladen wurde das Spiel in diesen Fällen von ausländischen Servern.
(apa/red)