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"Plötzlich war alles voller Rauch"

Trotz Stufenführerschein bleiben junge Autolenker eine Risikogruppe. Der 20-jährige Gerhard* (Name und Ort geändert) aus Koblach ist seit eineinhalb Jahren in der Rehabilitation.

Mit seinem Pkw war er gegen einen Bus geprallt und wurde durch die Windschutzscheibe geschleudert – Gerhard war nicht angeschnallt. An den Folgen dieses Unfalls leidet er heute noch. „Laut Ärzten kann die Heilung bis zu zehn Jahren dauern“, erklärt er.

Gerhard ist kein Einzelfall. Mit der Einführung des Mehrphasen-Führerscheins wurde zwar in den letzten Jahren der negativen Unfallbilanz unter jungen Lenkern massiv entgegengesteuert. Laut einer aktuellen Statistik des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) war jedoch seit dem Jahr 2000 jeder vierte Verkehrstote unter 25 Jahre alt. Die Gründe sind vielschichtig. Im Fall von Philipp* war die Ursache vermutlich Übermüdung: „Es ist in einer Kurve passiert. Ich bin in einen Sekundenschlaf verfallen und mit einem anderen Auto kollidiert“, erzählt der 28-jährige Götzner über seinen Unfall vor acht Jahren. Sein Leben musste Philipp seither komplett umstellen. Durch eine bleibende Verletzung wurde er zum Invaliden: „Es hat alles von vorne angefangen. Ich musste eine Umschulung machen, wieder zur Schule, ein Praktikum absolvieren und einen Job suchen.“

Nach Vorschlägen des VCÖ, könnten Personen wie Gerhard und Philipp bald zur Unfallverhütung bei Führerscheinneulingen beitragen. Die Idee: Junge Unfallopfer besuchen Fahrschulen und erzählen ihre Geschichte, um den Fahrschülern Gefahren drastisch vor Augen zu führen. Philipp: „Ich würde es sinnvoll finden, wenn betroffene Lenker, die z.B. durch Alkoholeinfluss einen Unfall hatten, in den Fahrschulen von ihren Erlebnissen berichten würden. Das würde vie- len Jugendlichen die Augen öffnen!“ Eine solche Maßnahme kann sich auch Martin Pfanner, Landesstellenleiter des Vorarlberger Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) vorstellen: „Alles ist gut was hilft. Wie man es umsetzt, ist die andere Geschichte.“ Auch Barbara Germann-Frener, Pressesprecherin der Vorarlberger Fahrschulen kann sich mit der Idee anfreunden, allerdings mit Einschränkung: „Das ist sicher sinnvoll, die „Frage ist nur, ob man das schon während der Führerschein-Ausbildung machen sollte, in der der Jugendliche noch sehr viel zu lernen hat, oder ob man so etwas nicht besser in der zweiten Phase unterbringen sollte.“

Glimpflich verlaufen ist der Unfall von Nina* aus Sulz. Sie war mit ihrer Freundin von Tirol nach Vorarlberg unterwegs. „Ich kann mich noch erinnern wie ich auf der Autobahn die Tafel ,Ausfahrt Kufstein’ gesehen habe. Dann war im Auto plötzlich alles voller Rauch, die Airbags alle offen, wir stehen im Graben entgegen der Fahrtrichtung und die vorderen Türen lassen sich nicht öffnen. Das Auto hatte einen Totalschaden. Wir sind froh, dass wir so gut wie heil aus diesem Wrack aussteigen konnten“ Worauf sich das zurückführen lässt, weiß Nina ganz genau: „Wir waren zum Glück angeschnallt!“

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