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Pferdefleisch-Skandal: Briten entdeckten Fleisch mit Arznei

Auch in Deutschland erneut Tiefkühlkost mit unerwünschten Bestandteilen aufgetaucht.
Auch in Deutschland erneut Tiefkühlkost mit unerwünschten Bestandteilen aufgetaucht. ©EPA
Der europäische Pferdefleisch- Skandal erreicht eine neue Dimension: Tests der britischen Lebensmittelaufsicht haben ergeben, dass Fleisch von drei mit dem Medikament Phenylbutazon gespritzten Pferden wohl in die Nahrungskette geraten ist.

Das in der Tiermedizin zu therapeutischen Zwecken verwendete Phenylbutazon weise für Menschen nur ein geringes gesundheitliches Risiko auf, hieß es am Donnerstag in London. In Deutschland entdeckte nach Real auch die Supermarktkette Edeka Pferdefleisch in Fertiggerichten, die eigentlich nur Rind enthalten sollten.

Pferdefleisch in “Gut & Günstig”-Lasagne

In dem Tiefkühl-Produkt “Gut & Günstig Lasagne Bolognese” seien bei Analysen in einzelnen Stichproben geringe Mengen Pferdefleisch gefunden worden, sagte ein Edeka-Sprecher am Donnerstag in Hamburg. Der Artikel sei am Dienstag vorsorglich aus dem Verkauf genommen worden, nachdem der Lieferant eine mögliche Beimischung von Pferdefleisch nicht ausschließen konnte. Die beigemischte Menge liege bei einem bis fünf Prozent.

Der britische Ernährungsstaatssekretär David Heath sagte im Parlament nach Informationen der BBC, das Fleisch von drei mit dem Medikament Phenylbutazon gespritzten Pferden sei von Großbritannien nach Frankreich verkauft worden. Die Lebensmittelaufsicht arbeite mit den französischen Behörden zusammen, um das Fleisch aus der Nahrungskette zurückzuhalten. Tests auf Phenylbutazon in Frankreich seien bisher negativ ausgefallen.

Kühlhaus in Niedersachsen geschlossen

Eine Tiefkühl-Lasagne mit möglicherweise falsch deklariertem Pferdefleisch wurde in einem Lager in Brandenburg vorsorglich sichergestellt. Die Spur führte nach Nordrhein-Westfalen: Von dort sei das verdächtige Produkt über einen Großhändler nach Brandenburg gelangt. In Niedersachsen wurde ein Kühlhaus geschlossen. Bayern kündigte verschärfte Kontrollen an, hat aber bisher keine Auffälligkeiten entdeckt.

Nun befürchtet auch der dänische Lebensmittelkonzern Tulip, möglicherweise mit Pferdefleisch angereicherte Tiefkühlgerichte nach Deutschland geliefert zu haben. Tulip habe den Handelskonzern Rewe vor zwei Tagen aufgefordert, zwei Lasagne- und Canneloni-Tiefkühlgerichte wegen des Verdachts aus den Geschäften zu nehmen, die Produkte enthielten Pferdefleisch, sagte ein Sprecher des Konzerns am Donnerstag in Kopenhagen. Tulip kaufe Produkte von der französischen Comigel, die im Zentrum des Pferdefleisch-Skandals in Großbritannien steht. Auf den Produkten stehe nicht der Firmenname Tulip.

EU-Kommission will DNA-Tests

Die EU-Kommission will mit DNA-Tests wirksamer gegen falsch deklariertes Fleisch vorgehen. Die ersten 2.500 Gentests könnte es den Plänen zufolge im März geben, teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg am Mittwochabend nach einem Krisentreffen acht beteiligter Staaten in Brüssel mit. Ergebnisse sollen Borg zufolge Mitte April veröffentlicht werden. Insbesondere Irland und Großbritannien hatten auf gentechnische Untersuchungen gedrungen.

Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Pferdemedikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine weitere Testreihe zu Phenylbutazon vorschlagen. Es wird auch als Doping-Mittel im Pferdesport verwendet. 1.500 in die EU eingeführte geschlachtete Pferde sollten untersucht werden, zudem 2.500 in Europa geschlachtete Tiere. Die EU-Kommission will den Mitgliedsstaaten bei der Fahndung nach Rückständen freie Hand lassen.

(APA)

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