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Personalschwund bei der AUA: 120 Piloten und 221 Flugbegleiter gehen

Zahlreiche Piloten und Flugbegleiter entschieden, die AUA zu verlassen
Zahlreiche Piloten und Flugbegleiter entschieden, die AUA zu verlassen ©APA
Um Mitternacht endete die Frist, bis zu der Piloten und Flugbegleiterinnen der Austrian Airlines entscheiden mussten, ob sie bei der AUA bleiben und den Betriebsübergang auf Tyrolean mitmachen oder den Konzern verlassen wollen. Hunderte entschieden sich, zu gehen.

Wie die AUA mitteilte, haben 12o Piloten und 221 Flugbegleiter von ihrem Recht Gebrauch gemacht, den Konzern zu verlassen. Bei einem weiteren Piloten, der ebenfalls kündigen wollte, dürfte im letzten Moment offenbar doch Jobängste überwogen haben – er zog senie Kündigung wieder zurück. Insgesamt beschäftigt die Gruppe (AUA/Tyrolean) rund 1.000 Piloten und mehr als 2.000 FlugbegleiterInnen.

Große Mehrheit bleibt bei AUA

Die AUA hat zugleich mitgeteilt, den Sommerflugplan unverändert zu lassen. Man könne den Abgang ohne Einschränkungen verkraften. Vorstandschef Jaan Albrecht drückte aber sein Bedauern über die Selbstkündigungen aus. “Es tut mir leid, dass einige Mitarbeiter die Abfertigung einer guten Zukunft bei Austrian Airlines vorziehen”, so Albrecht in der Mitteilung. “Die große Mehrheit der Mitarbeiter hat aber Ja zu Austrian gesagt. Und das freut mich.”

Für einen Ersatz der abgehenden Bord-Mitarbeiter setzt die AUA bereits an mehreren Stellen an. Dazu gehörte die Auflösung der Teilzeitarbeit bei Tyrolean, die Umschulung von Piloten auf andere Flugzeuge, und auch der stärkere Einsatz von Führungskräften, da ausgebildete Piloten ja zum Teil in anderen Managementfunktionen eingesetzt sind. Im Sommer sollen auch Flugzeuge samt Crews von der Lufthansa eingesetzt werden.

100 Mio. Euro für Flugbetriebsübergang

AUA-Chef Jaan Albrecht geht davon aus, dass der mit 1. Juli anberaumte Flugbetriebsübergang von Austrian auf Tyrolean rund 100 Mio. Euro kostet, inklusive der Abfertigungen nach den Selbstkündigungen von Piloten und Flgubegleitern.

Die AUA hat immer argumentiert, dass die in den (gescheiterten) Verhandlungen vom Betriebsrat vorgeschlagenen Lösungen 60 Millionen mehr gekostet hätten. Im “profil” bestätigt Albrecht die Rechnungen: “Ein länger dienender Kapitän hat einen Abfertigungsanspruch von bis zu 39 Monatsgehältern, also im Höchstfall 550.000 Euro. Unser Angebot war eine Abschlagszahlung von durchschnittlich 320.000 Euro für jeden bleibenden Altkapitän, der Betriebsrat forderte 480.000 Euro. Insgesamt hätte das 160 Millionen Euro gekostet. So viel Geld haben wir einfach nicht.”

Auf die Summe von doch 100 Millionen angesprochen meinte Albrecht, “wenn Sie mich fragen: Ich hätte lieber die 105 Millionen an alle Mitarbeiter mit Ansprüchen aus dem alten System verteilt, als das Geld nur jenen zu geben, die das Unternehmen nicht mehr länger begleiten wollen. Da hätten 600 Kollegen profitiert statt der 120, die uns laut derzeitigem Stand verlassen werden.”

Am 1. Juli verlassen Piloten die AUA

Zu den am Muttertag eskalierten “Unfit-to-fly”-Meldungen von AUA-Piloten räumte Albrecht ein, dass so eine Situation doch jeden belaste.

“Dass sich von 1.000 AUA-Piloten in dieser Stresssituation hier und da einer krankmeldet, kann ich verstehen. Normalerweise würde das auch gar nicht ins Gewicht fallen. Aber mit Stichtag 1. Juli werden uns rund 120 Piloten verlassen. Um uns darauf vorzubereiten, müssen wir andere Piloten umschulen. Die sitzen derzeit im Simulator und können daher nicht einspringen, wenn eine Crew ausfällt. Das war auch der Grund, warum vor drei Wochen rund um den Muttertag 24 AUA-Flüge ausgefallen sind.” In der “Kronen Zeitung” sagt Albrecht, die Zahl der Abgänge liege in etwa im Rahmen der Erwartungen.

Albrecht zum Status Quo der Kostensenkungen

Zum Stand der Kostensenkungen meint der AUA-Chef im “profil”: “Wir haben ein Maßnahmenpaket im Ausmaß von 263 Millionen Euro beschlossen. Das bedeutet bei einem Umsatz von 2,1 Milliarden Euro eine Kostensenkung zwischen 11 und 15 Prozent. Der Beitrag der Personalkostensenkung an den 263 Millionen Einsparungen beträgt 45 Millionen, aber dann bleiben immer noch stolze 180 Millionen. Die kommen aus anderen strategischen Überlegungen wie etwa der Flottenbereinigung. Wir haben sowohl Boeing- als auch Airbus-Maschinen auf der Mittelstrecke, was keinen Sinn macht und Kosten verursacht. Das ist eine Altlast der Lauda-Übernahme.”

Nach dem aktuellen Sparpaket wird es heuer weiter Verluste geben. 2013 werde die AUA wieder mit Gewinn fliegen, so Albrecht in der “Krone”. Die Sparmaßnahmen wirkten sich erst ab Mai und Juni aus, manche auch noch etwas später. Aber die jüngsten Zahlen stimmten zuversichtlich.

Eine weitere Hoffnung der AUA wurde durch Vorstand Karsten Benz ausgesprochen – das Unternehmen wartet jeden Tag auf die offizielle Nachricht von der Regierung über die Absenkung der Ticketsteuer.

(apa/red)

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