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Pensionist beinahe zu Tode geprügelt: Politisches Attentat?

Der am Samstagabend in Penzing verprügelte 66-jährige gebürtige Tunesier befindet sich nach wie vor in äußerst kritischem Zustand. Wer hinter der Tat steht, war nach Angaben der Polizei auch am Montag noch unklar. Die Ermittler ersuchen um Hinweise aus der Bevölkerung.

Ein “hoher Parteifreund” des nach Massenprotesten gegen seine Herrschaft nach Saudi-Arabien geflüchteten tunesischen Ex-Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali sei in Wien Opfer eines Gewaltverbrechens geworden, berichtet die Zeitung “Österreich” in ihrer Montag-Ausgabe laut Vorausmeldung. Bisher unbekannte Männer waren am Samstagabend über den 66-jährigen Mohamed T. in Wien-Penzing hergefallen.

“Was zunächst wie eine Prügelei aussah, entpuppte sich Sonntag als politisches Attentat. Denn der Tunesier Mohamed T. war viele Jahre lang Obmann des größten Kulturvereins des nordafrikanischen Staates in Wien und bis zum Ausbruch der Unruhen eng mit der RCD-Regierungspartei von Präsident Ben Ali verbunden”, schreibt “Österreich”.

Vereinslokal in Brand gesetzt

Einen Freund des Opfers zitiert das Blatt mit den Worten: “Es gibt eine ganze Serie von gewalttätigen Übergriffen gegen den Wiener Verein und seine Mitglieder. Insgesamt waren es schon sechs Zwischenfälle. Unter anderem wurden das Vereinslokal angezündet und Türen von anderen Räumlichkeiten durch rohe Gewalt zu Silvester komplett zerstört.”

Ein Behördensprecher hatte am Sonntag noch mitgeteilt, ein 66-jähriger Pensionist sei auf der Straße mit lebensgefährlichen Verletzungen gefunden worden. Auch am Montag gab es noch keine näheren Informationen. Bei seiner “ganz normalen” Lebensführung habe man bisher keine Auffälligkeiten entdeckt. Der Mann war von einem Passanten mit einer blutenden Kopfwunde regungslos in einem Hausdurchgang in der Linzer Straße gefunden worden. Zunächst habe man an einen Unfall geglaubt, die Polizei geht mittlerweile aber von Fremdverschulden aus. Opfer eines Raubüberfalls dürfte der Mann nicht geworden sein, hieß es. “Er hatte noch alle Wertsachen bei sich”, so der Sprecher. Mögliche Hintergründe der Tat waren am Sonntag noch völlig unklar: “Wir haben derzeit keine Anhaltspunkte”, hieß es bei der Polizei. Der Schwerverletzte schwebte am Sonntag noch in Lebensgefahr.

Politisches Motiv vermutet

Tunesiens Ex-Präsident Ben Ali und sein Umfeld hatten offenbar Vermögenswerte in Österreich. Jedenfalls teilte das Außenministerium am Samstag mit, Österreich friere mit sofortiger Wirkung “sämtliche möglicherweise im Inland befindlichen Vermögenswerte des tunesischen Ex-Präsidenten (Zine el-Abidine) Ben Ali, seiner Frau Leila Trabelsi und Personen in deren engerem Umfeld ein”.

 Der 66-Jährige, der seit langer Zeit in Österreich lebt und die österreichische Staatsbürgerschaft hat, bekleidete eine Funktion bei einem tunesischen Kulturverein mit Sitz in der Volksgartenstraße. 

Zeugen des Angriffs auf den 66-Jährigen am Samstag in einem Hausdurchgang in der Linzer Straße gibt es offenbar nicht. Das Opfer selbst, das massive Kopfverletzungen erlitt, kann bis auf weiteres nicht befragt werden. Die Ermittler versuchen, durch Befragungen der unmittelbaren Angehörigen des Pensionisten sowie von Bekannten ein genaues Motiv zu ermitteln.

Hinweise aus der Bevölkerung erbeten

Die Ermittler des Landeskriminalamts Wien richten sich mit folgenden Fragen an die Bevölkerung und ersuchen um Hinweise unter der Telefonnummer 01 31310 DW 33121:

1)      Wer hat die Schläge auf Mohamed T. am 28. Jänner 2011 kurz vor 22.43 Uhr im Hauseingang Wien 14., Linzer Straße 261 – identische Adresse mit Wien 14., Gruscheplatz 9- gesehen oder in diesem Bereich eine bedenkliche Wahrnehmung (Streit, Weglaufen etc.) gemacht?

2)      Kann jemand darüber Auskunft geben, ob Mohamed T. an diesem Tag noch andere Lokale besucht hatte?

3)      Wer hat Mohamed T. auf dem Nachhauseweg bzw. in einem öffentlichen Verkehrsmittel gesehen?

4)      Kann jemand zweckdienliche Angaben zur Person von Mohamed T. machen, die in Zusammenhang mit der Straftat stehen könnten?

 

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