Der schluchzende Angeklagte wurde von seinem Bruder Carl und seiner Schwester Aimee über die Gerichtsbank hinweg getröstet. Richterin Thokozile Masipa hatte zuvor die Live-Übertragung der Aussagen des Pathologen verboten. “Die Würde des Opfers” erfordere das Ausschalten von Kameras und Mikrofonen, sagte der Pathologe. “Hier geht es nicht um die Pressefreiheit, sondern um die Rechte und die Würde der Toten.”
Aussage des Pathologen nicht live
Auch die Verteidigung des Angeklagten hat sich strikt gegen eine Übertragung der Aussagen gewandt, die Details über die tödlichen Verletzungen und den körperlichen Zustand des Opfers Reeva Steenkamp enthüllen sollen.
Reeva Steenkamp von drei Kugeln getroffen
Journalisten im Gerichtssaal konnten jedoch über die Aussagen des Pathologen berichten, ohne ihn direkt zu zitieren. Demzufolge erwähnte Saayman einen tödlichen Treffer an der rechten Kopfseite, weitere Schüsse trafen Steenkamp am rechten Arm und der rechten Hüfte. Reeva Steenkamp wies auch eine weitere Verletzung an ihrer Hand auf, über deren Ursprung bislang aber nichts aus dem Gerichtssaal nach außen drang.
Saayman erklärte zudem, dass Steenkamp etwa zwei Stunden vor ihrem Tod, kurz nach 3 Uhr morgens, zuletzt etwas gegessen habe. Das erschien zunächst als ein Widerspruch zu der Aussage des Angeklagten, die beiden seien gemeinsam gegen 22 Uhr ins Bett gegangen.
Eimer für Oscar Pistorius
Richterin Masipa unterbrach die Aussage des Pathologen, um Pistorius’ Anwalt Barry Roux die Gelegenheit zu geben, sich um seinen Mandaten zu kümmern. Der 27-Jährige bekam schließlich einen Eimer zu seinen Füßen hingestellt.
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Pistorius des Mordes. Der 27-Jährige sagt, er habe seine Freundin am 14. Februar 2013 irrtümlich durch eine geschlossene Tür erschossen, weil er einen Eindringling im Haus wähnte und in Panik gewesen sei. Das Verfahren wird von mehreren Fernseh- und Radiosendern direkt übertragen. Etwa 300 Journalisten aus aller Welt verfolgen den spektakulären Prozess. (red/APA)