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Papst beendet Polen-Besuch

Papst Benedikt XVI. hat zum Abschluss seiner Polen-Reise in Krakau alle Christen zum Kampf für mehr Gerechtigkeit und Solidarität aufgerufen.

Es sei Aufgabe der Christen, „den Armen, den Leidenden, den Ausgestoßenen Hoffnung zu bringen“, rief Benedikt rund einer Million Gläubigen bei einer Messe unter freien Himmel zu. An dem Gottesdienst am Sonnag nahmen auch der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski, Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz sowie der Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa teil. Bevor der Papst am Abend nach Rom zurückflog, stand ein Besuch im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz auf dem Programm.

In Auschwitz-Birkenau wollte der deutsche Papst mit ehemaligen Häftlingen und Vertreten der polnischen Juden zusammentreffen und gemeinsam mit ihnen beten. Zu Beginn des eineinhalbstündigen Besuchs wollte Benedikt allein durch das Lagertor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“ gehen. Weiter war geplant, dass Benedikt den „Todesblock“ des Lagers und die Zelle des polnischen Priesters Maximilian Kolbe besucht, der dort 1941 freiwillig in den Tod gegangen war, um damit das Leben eines Familienvaters zu retten. Mit besonderer Spannung wurde die Rede des 79-jährigen deutschen Papstes zum Holocaust erwartet. In den Gaskammern des Lagers brachten die Nationalsozialisten rund 1,5 Millionen Menschen um. Die meisten davon waren Juden.

Der Besuch in Auschwitz sei ursprünglich nicht geplant gewesen, sagte Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls. Aber der Papst habe gesagt: „Ich möchte dorthin gehen, ich muss dorthin gehen.“ Joseph Ratzinger wollte in der Gedenkstätte unter anderem ein Gebet auf Deutsch sprechen, während er im Verlauf der gesamten Reise in der Öffentlichkeit nur Italienisch und Polnisch geredet hatte. Am Sonntag forderte er die Menschen auf Polnisch auf, unerschütterlich zu ihrem Glauben zu stehen. Die Menge jubelte ihm begeistert zu und wünschte ihm mit dem polnischen Geburtstagslied „Sto Lat“ ein langes Leben.

Allerdings war ein dunkler Schatten über das Gedenken an den Holocaust gefallen: Unbekannte Täter hatten am Samstag in Warschau den polnischen Oberrabbiner Michael Schudrich angegriffen. Das Opfer wurde nach Angaben polnischer Behörden leicht verletzt. Die Suche nach den Tätern brachte zunächst keinen Erfolg, die Hintergründe der Tat seien unklar, verlautete offiziell.

In seiner Predigt auf den Blonie-Wiesen in Krakau erinnerte Benedikt erneut an seinen polnischen Amtsvorgänger Johannes Paul II., der lange Zeit in Krakau Bischof war. Unter dem Jubel der Gläubigen sagte Benedikt: „Krakau, die Stadt Karol Wojtylas und Johannes Pauls II., ist auch mein Krakau.“ Er fügte hinzu: „Ich wollte die Luft seiner Heimat atmen. Ich wollte das Land sehen, in dem er geboren wurde, in dem er aufwuchs und seinen rastlosen Dienst für Christus begann.“ Unter dem Beifall der Menschen sagte er: „Ich grüße ganz Polen.“

Zugleich forderte das katholische Kirchenoberhaupt erneut Glaubenstreue und Standfestigkeit der Christen und warnte vor Abweichungen: „Glauben heißt zunächst, dass man als wahrhaft anerkennt, was unser Bewusstsein nicht voll begreifen kann. Wir müssen anerkennen, was Gott uns über sich selbst offenbart.“

Bereits der Samstag war im Zeichen der Erinnerung an seinen im April 2005 gestorbenen Amtsvorgängers gestanden: Benedikt besuchte das Geburtshaus Johannes Pauls in der südpolnischen Kleinstadt Wadowice. Die Einwohner der 20.000-Seelen-Gemeinde bereiteten ihm einen überaus herzlichen Empfang. „Wir grüßen Dich und wir lieben Dich“, riefen sie in Sprechchören. Benedikt machte erneut Hoffnungen auf eine rasche Seligsprechung Johannes Pauls. Er hatte den Prozess der Seligsprechung bereits kurz nach seiner Wahl eröffnet, im Vatikan heißt es aber, das Verfahren dürfte noch einige Zeit dauern.

Mit seiner Polen-Reise wollte Benedikt vor allem seinen Vorgänger ehren. Das katholische Kirchenoberhaupt sieht das Land als einen seiner wichtigsten Verbündeten, um den christlichen Glauben in einem zunehmend säkular ausgerichteten Europa zu stärken.

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