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Pantani tot aufgefunden

Die Sportwelt trauert um den italienischen Rad-Star Marco Pantani. Der 34-Jährige, der seit einiger Zeit an Depressionen litt, wurde am Samstagabend im Zimmer eines Appartmenthotels in Rimini tot aufgefunden.

Neben seinem Bett wurden Medikamentenschachteln gefunden, eine Obduktion soll am Montag die Todesursache klären. Pantani hatte in den vergangenen Jahren wegen Dopingverfahren und Gerichtsverhandlungen wegen Sportbetrugs mehr Schlagzeilen gemacht als durch sportliche Leistungen, dennoch blieb er ein Idol der Radsportfans.

Der Sieger von Giro d’Italia und Tour de France 1998 hatte sich vor einigen Tagen im Hotel „Le Rose” in Rimini eingemietet und den Kontakt zu Familie und Freunden abgebrochen. Dem Personal sei er „seltsam und geistesabwesend” vorgekommen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Ein Portier habe am Samstagabend die Behörden alarmiert, nachdem Pantani nicht zum Abendessen erschienen sei und auf Klopfen an seiner Zimmertür nicht öffnete.

Die Nachricht vom Tod des Sportlers löste in Italien Trauer und Erschütterung aus. Vor dem Spital und vor dem Hotel in Rimini versammelten sich hunderte Fans. Als um 1:30 Uhr der Sarg aus dem Gebäude getragen wurde, zollten rund 200 Tifosi lang anhaltenden Applaus. Der wegen seiner bunten Piratentücher auf rasiertem Kopf auch als „Il Pirato” bekannte Pantani war in Italien äußerst beliebt.

Pantani war ein Jahr nach seinem Doppelsieg in den großen Rundfahrten 1998 unter Dopingverdacht geraten und wurde ein Jahr später kurz vor dem schon sicher geglaubten zweiten Sieg im Giro aus dem Rennen genommen, nachdem bei ihm ein erhöhter Blut-Hämatokritwert, der ein möglicher Hinweis auf EPO-Doping ist, gemessen wurde. Danach kam seine Karriere nie wieder richtig auf die Beine. Zwei Etappensiege bei der Tour 2000 bildeten die Ausnahme.

2001 geriet Pantani im Giro d’Italia nach dem Fund verdächtiger Ampullen in seinem Hotelzimmer erneut unter Dopingverdacht, die sechsmonatige Sperre wurde später aufgehoben. Wenige Wochen, nachdem er den Giro 2003 als 14. beendet hatte, begab sich Pantani in eine für die Behandlungen von Depressionen spezialisierte Klinik.

Pantanis Ex-Trainer Felice Gimondi führte die Dopingvorwürfe als Grund für den Abstieg an. „Er schien stark, war in Wirklichkeit aber sehr sensibel.” Der Trainer des italienischen Fußball-Erstligisten Inter Mailand, Alberto Zaccheroni, der wie Pantani aus der Stadt Cesenatico stammt, bezeichnete Pantanis Tod als „menschliche Tragödie”. „Pantani hatte sich in sich selbst verschanzt. Ich hatte öfters versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen, doch er wollte nicht einmal ans Telefon gehen. Wir hätten ahnen müssen, wie schlecht es um ihn stand.”

Die italienische Presse widmete dem Tod des Radstars die ersten Seiten ihrer Sonntagsausgaben. Pantani sei in seiner Verwirrung und in seiner Einsamkeit nach den Dopingvorwürfen allein gelassen worden, schrieb die Tageszeitung „Gazzetta dello Sport”.

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