AA

Pakistan: Mehr als 100 Tote bei Zugsunglück

Beim Zusammenstoß von drei Schnellzügen sind am Mittwoch in Pakistan mindestens 118 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere hundert der insgesamt rund 1.000 Fahrgäste wurden verletzt.

Die Katastrophe ereignete sich gegen 4.00 Uhr Ortszeit in der Nähe von Ghotki in der südlichen Provinz Sindh, rund 600 Kilometer nordöstlich von Karachi. Verursacht wurde sie offenbar durch den Fehler eines Zugführers. Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf kündigte eine Untersuchung an.

Der Lokführer des Schnellzugs von Lahore nach Karachi habe ein Signal missachtet und sei so auf den stehenden Personenzug nach Quetta aufgefahren, teilte der Direktor der Bahngesellschaft Pakistan Railways, Abdul Wahab Awan, mit. Drei Wagen wurden dabei auf ein anderes Gleis geschoben und von einem dritten Zug erfasst, der von Karachi nach Rawalpindi unterwegs war. Der Schnellzug nach Quetta hatte wegen eines technischen Problems außerplanmäßig im Bahnhof angehalten.

Der örtliche Polizeichef Agha Mohammed Tahir sprach von einer „grauenhaften Situation“. An der Unglücksstelle türmten sich halbzertrümmerte Waggons zu einem Berg aus Metall, Glassplittern und Leichenteilen auf. Rettungskräfte arbeiteten sich mit Metallschneidern mühsam durch die Trümmer vor, um zu den eingeschlossenen Fahrgästen vorzudringen. Die Verletzten mussten zum Teil mit Bussen in die umliegenden Krankenhäuser gebracht werden.

Musharraf sprach im staatlichen Fernsehen von mindestens 135 Schwerverletzten. Ein Arzt in der nahe der Unfallstelle gelegenen Stadt Sukur berichtete von Patienten mit abgerissenen Gliedmaßen und schweren Kopfverletzungen.

„Wir schliefen und wurden von einem lauten Knall geweckt“, sagte die 22-jährige Suraya, die das Unglück überlebte. „Ich fiel auf den Boden. Dann hörte ich die Schreie.“ Ein Kameramann der Nachrichtenagentur AP, Naveed Zubairi, der mit seiner Familie nach Karachi unterwegs war und leicht verletzt wurde, beschrieb die Szenen der Verzweiflung nach der Kollision: „Meine Kinder schrien im Dunkeln. Mit meinem Mobiltelefon leuchtete ich die Umgebung ab. Es gab Verletzte. Ich stieg aus dem Wagen. Vier Wagen eines anderen Zuges lagen auf dem Nachbargleis auf der Seite, und die Leute darin riefen um Hilfe. Sie schlugen Fenster ein, um herauszukommen.“

Die pakistanische Eisenbahn gilt als technisch veraltet. Wiederholt kam es in der Vergangenheit zu Zugunglücken, die auf Materialdefekte oder menschliches Versagen zurückgeführt wurden. Zuletzt wurden am 5. März dieses Jahres fünf Menschen tödlich verletzt, weil ein Zug in der Provinz Punjab entgleiste.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Pakistan: Mehr als 100 Tote bei Zugsunglück
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen