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ORF-Betriebsräte Moser und Götzhaber lösen Fiedler ab

Der Zentralbetriebsratsobmann des ORF, Heinz Fiedler tritt ab. Seine Nachfolger sind der "unabhängige" Gerhard Moser und der SP-nahe Michael Götzhaber. Die neue Koalition der zwei mandatsstärksten Listen wird im ORF als "Versöhnung" zwischen Programm und Technik gesehen.

Im ORF geht eine Ära zu Ende: Der 65-jährige Heinz Fiedler wurde am Montag als Zentralbetriebsratsobmann des öffentlich-rechtlichen Senders abgewählt. Der schwarze Christgewerkschafter galt als einer der letzten mächtigen “Betriebsratskaiser” des Landes. Statt Fiedler bekommen die ORF-Mitarbeiter für die nächsten vier Jahre eine Teilzeitlösung mit Gerhard Moser und Michael Götzhaber als neue Zentralbetriebsratschefs. Darauf haben sich die “Unabhängigen” Mosers und die SP-nahe Liste Götzhabers geeinigt.

Die entsprechenden Beschlüsse fielen bei der konstituierenden Sitzung des ORF-Zentralbetriebsrats. Radiobetriebsrat Moser wurde dabei zum neuen Vorsitzenden des Zentralbetriebsrats gewählt, Götzhaber zum ersten Vorsitzenden-Stellvertreter. In zwei Jahren übernimmt dann Götzhaber von Moser den Vorsitz in der Belegschaftsvertretung. ORF-intern wird die Koalition der zwei mandatsstärksten Listen auch als “Versöhnung” zwischen Programm und Technik betrachtet.

Der neue Zentralbetriebsratsobmann Moser war vorerst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Götzhaber sprach in einer ersten Reaktion von “schwierigen Verhandlungen”. Man habe sich schließlich auf ein Arbeitsübereinkommen einigen können, das “breitgefächert” sei und von “keine Auslagerungen” über die “Anerkennung der Kollektivverträge” bis hin zur “Erhaltung des ORF-Zentrums am Küniglberg und des Funkhauses” reiche. Zugleich sprach der SP-nahe Gewerkschafter auch von einem “Signal” an die Geschäftsführung. “Man sollte die Gräben zwischen Programm und Technik schließen und Einigkeit demonstrieren.”

Dass auf seine Fraktion vonseiten der Geschäftsführung sowie der SPÖ Druck ausgeübt worden sei, eine Verlängerung Fiedlers zu verhindern, dementierte Götzhaber. “Auf mir ist niemand draufgekniet, es gab keinen Druck. Ich schätze Heinz Fiedler und seine Tätigkeit und Arbeit für die ORF-Mitarbeiter sehr. Aber es ist Zeit, die junge Generation beweisen zu lassen, dass sie es auch kann.”

Der langjährige Zentralbetriebsratsvorsitzende Fiedler sieht seine Ära freilich noch nicht zu Ende gehen. Während ORF-intern am Montag süffisant vom “Ende der Monarchie” die Rede war, sagte Fiedler: “Ich bleibe, ungebrochen, mit mir ist weiter zu rechnen.” Der 65-Jährige sieht eine Koalition der Fiedler-Verhinderer am Werk. “Endlich haben sie ihr Ziel erreicht: Dem Zusammenwirken aller gegnerischen Kräfte in der Personalvertretung des ORF ist es durch Druck von innen und von außen gelungen, den unbequemen Heinz Fiedler als Obmann des Zentralbetriebsrates loszuwerden. Diese politisch motivierte ‘Ab-Neigungsgruppe Heinz Fiedler’ hat damit ihr langjährig verfolgtes Ziel erreicht.” Ob dies – “in einer Phase, in der allerhand Ungemütlichkeiten auf die Beschäftigungs- und Vertragsverhältnisse der Belegschaft zukommen” – auch den ORF-Mitarbeitern dient, bleibe abzuwarten, so Fiedler.

Klar scheint jedenfalls, dass Fiedlers Einfluss im Zentralbetriebsrat und im ORF-Stiftungsrat, wo der Belegschaftsvertreter als Mitglied des VP-“Freundeskreises” bei etlichen Direktorenwahlen im Hintergrund die Fäden gezogen hatte, schwinden dürfte. Fiedlers Liste hat unter den fünf Betriebsräten im Stiftungsrat künftig nur mehr einen Sitz, den Fiedler selbst einnehmen wird. Die “Unabhängigen” stellen mit Moser und der “ZiB”-Redakteurin Christiana Jankovics zwei Vertreter, die SP-nahe Technik- und Landesstudio Liste Götzhabers bekommt ebenfalls zwei Stiftungsräte. Neben Götzhaber zieht Gerhard Berti in das oberste ORF-Aufsichtsgremium ein.

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