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"Opfer" hat den Überfall getürkt

Paukenschlag bei den Ermittlungen zum 145.000-Euro-Überfall. Der Filialleiter der Bregenzer Deniz-Bank, dem Bargeld geraubt wurde, hat alles nur erfunden. Am Donnerstag Abend gestand er. 

Der Filialleiter der Bregenzer Deniz-Bank kündigt gestern früh telefonisch die Abholung von 10.000 Schweizerfranken bei den Kollegen der Raiffeisenbank an. Um 9 Uhr fährt der 33-jährige Filialleiter Önder K. von der Römerstraße zur Raiffeisenlandesbank in der Rheinstraße.

Raubüberfall

Bis gestern am späten Abend beharrt der Banker auf seiner Version: Ein Unbekannter steht in der Autotür, sprüht ihm mit einem Pfefferspray eine Ladung Reizgas in die Augen. Nach einem Faustschlag auf den Hinterkopf ist der Banker erledigt, der Unbekannte entreißt dem hilflosen Opfer seine Ledertasche. Inhalt: 145.000 Euro in bar.

K. torkelt ins Innere der Raiffeisenbank, hält sich ein Taschentuch vor die höllisch brennenden Augen. „Ich bin überfallen worden“, stammelt er. Sofort schlagen die Schalterdamen der Raiffeisenbank Alarm.

Gendarmeriebeamte kontrollieren Autos in ganz Vorarlberg – Alarmfahndung. Doch nach einem Täter zu fahnden, den es gar nicht gibt, ist unmöglich.

Alles Betrug

Im Laufe des Zehn-Stunden-Verhörs verstrickt sich der 33-jährige Filialleiter immer stärker in Widersprüche. Als die Situation ausweglos erscheint, gesteht er: „Es ist alles nur erfunden.“ Tatsächlich hat Önder K. einen Großteil des Geldes einem ebenfalls türkischstämmigen Bekannten – er wohnt in Hard – übergeben. In dessen Keller werden die Kripo-Männer fündig. “120.000 Euro haben wir mittlerweile sichergestellt, der Rest ist noch in der Bank versteckt“, sagt Ermittler Werner Juen den „VN“.

„Die Transaktion solcher Geldbeträge ohne jeden Schutz ist in der Branche absolut unüblich“, schildert Raiffeisenbank-Vorstand Wilfried Hopfner. Dennoch transportiert die Deniz-Bank ähnlich hohe Geldbeträge ein bis zwei Mal wöchentlich, bestätigt Ismail Ergender, Vorstand der Deniz-Bank auf Anfrage. Er wurde von seinem eigenen Mitarbeiter betrogen: „Die 145.000 Euro wären zum Glück versichert gewesen.“

Festgenommen

Die beiden Täter wurden festgenommen, verbrachten die Nacht in der Zelle. Der Filialleiter wird wegen versuchter Untreue und Vortäuschung einer strafbaren Handlung angeklagt, sein Komplize dürfte wegen Hehlerei vor dem Richter landen. Warum durchleuchtete die Kripo das falsche Verbrechen so schnell? „Es ist nicht typisch, dass es null Zeugen gibt in so einer exponierten Lage – da war doch von Anfang an etwas faul“, sagt Kripo-Ermittler Werner Juen verschmitzt.

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