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Olympia-U-Ausschuss: Zweifel an Sponsoren-Sachleistungen

Ein "Spion" aus Bayern hat am Dienstag dem Olympia-Untersuchungsausschuss des Salzburger Landtages einen Besuch abgestattet: Ludwig Hartmann, Grün-Abgeordneter zum Bayerischen Landtag, wollte sich für Münchens Bewerbung um die Winterspiele 2018 Informationen einholen.
Im Gespräch mit der APA berichtete Hartmann über auffallend viele Parallelen zu Salzburgs gescheiterter Kandidatur für 2014. “Salzburg hat im Lauf der Bewerbung zwei Geschäftsführer verloren, München ebenfalls”, so Hartmann. Gestiegen ist bei beiden Kandidaten auch das Bewerbungsbudget, in Salzburg von rund sieben auf zehn Mio. Euro, in München von 30 auf jetzt schon 33 Millionen. “Von den bisher aufgebrachten 22 Millionen sind nur 16 Millionen Euro Cash, der Rest sind Sachleistungen.” Und gerade bei diesen Sachleistungen muss man spätestens seit heute den tatsächlichen Gegenwert stark hinterfragen.

Denn für Salzburg 2014 hat beispielsweise die Wirtschaftskammer von der zugesagten halben Million Euro gleich 400.000 Euro als Sachleistung tituliert. Was dies genau gewesen sein soll, konnte Thomas Rothauer – er war für die Erstellung der Sponsorverträge zuständig – heute nicht sagen. “Wir konnten zum Beispiel Folder über die Außenhandelsstellen verteilen.” Die Kammer erhielt aber die gleichen Gegenleistungen wie jene Sponsoren, die denselben Betrag zur Gänze überwiesen hatten. Ausschuss-Vorsitzende Astrid Rössler (Grüne) meinte, dass die monetäre Bewertung für einen Großteil der insgesamt eineinhalb Mio. Euro an Sachleistungen durch Sponsoren schwer einzuschätzen sei. Es sei dadurch aber der Eindruck erweckt worden, man habe mehr Geld zur Verfügung, als es tatsächlich der Fall gewesen sei.

Der olympische Berater-Zirkus ist auf jeden Fall inzwischen weitergezogen: Drei der bisher acht bekannten Berater Münchens standen vor vier Jahren noch im Dienste Salzburgs. Und auch die Probleme, die Salzburg 2006 plötzlich mit dem geplanten Durchführungs-Budget bekam, als bekannt wurde, dass die TV-Einnahmen viel zu optimistisch angesetzt waren, könnten sich in München wiederholen: Denn für 243 Mio. US-Dollar geplante Einnahmen gebe es keinerlei Angaben, woher diese kommen sollen, so Hartmann.

Rothauer berichtete im Ausschuss weiters, wie die Sponsorengelder zwischen dem Förderverein und der Bewerbungsgesellschaft in Salzburg aufgeteilt wurden: Die großen Beträge sollten an den Verein in Wien fließen, die kleinen direkt an Salzburg 2014. Dass sich allerdings bei der Akquise auch für die Großsponsoren die Salzburger stark engagiert haben, kommentierte Richter Anton Meinhart so: “Das erinnert mich an die Vogelfamilie, die fliegt und dann das Kuckucks-Baby füttert.”

Der Untersuchungsausschuss des Landtages, der die politische Verantwortung für die Malversationen bei Salzburgs Kandidatur um die Winterspiele 2014 untersucht, wird voraussichtlich am kommenden Dienstag zum letzten Mal Zeugen hören. Prominenteste Auskunftsperson wird Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S) sein. Danach wird auf die Zusammenfassung des Richters gewartet, ehe der Ausschuss in nicht öffentlichen Sitzungen an einem Abschlussbericht arbeitet.

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