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Ötzi hatte Borreliose und vertrug keine Milch

Eineinhalb Jahre nach der Entschlüsselung des Genoms der Gletschermumie "Ötzi" liegt nun das Analyseergebnis vor: Demnach hatte der Mann aus dem Eis eine genetische Veranlagung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, litt an der von Zecken übertragenen Infektionskrankheit Borreliose und vertrug keine Milch.

Weiters berichten die Forscher im Wissenschaftsjournal “Nature Communications”, dass Ötzi braune Augen und Haare sowie Blutgruppe 0 hatte. Überraschendes Ergebnis der Verwandtschaftsanalyse: Ötzi und die Menschen auf Sardinien und Korsika hatten gemeinsame Vorfahren.

Bereits 2008 war die mitochondriale DNA der 1991 im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen entdeckten, über 5.000 Jahre alten Mumie entziffert worden. Aus einer Knochenprobe aus dem Becken konnten die Wissenschafter rund um Albert Zink, Leiter des EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman in Bozen, Carsten Pusch vom Institut für Humangenetik der Universität Tübingen und den Bioinformatiker Andreas Keller von der Universität des Saarlands im Jahr 2010 das Genom entschlüsseln. Und zwar zu über 85 Prozent, wie Zink im Gespräch mit der APA erklärte. Die DNA sei in sehr gutem Zustand und frei von Kontaminationen gewesen.

Veranlagung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits vor 5.000 Jahren

Die nun vorliegenden Ergebnisse der Genomanalyse zeigten eine genetische Veranlagung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Mann aus dem Eis. “Wir waren überrascht, dass es diese Veranlagung schon vor über 5.000 Jahren gegeben hat und diese Erkrankungen keineswegs eine moderne Zivilisationserscheinung sind”, sagte Zink. Frühere CT-Untersuchungen der Mumie zeigten bereits erste Symptome in Form einer Arterienverkalkung – und das obwohl Ötzi keinen heute bekannten Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bewegungsmangel ausgesetzt war.

Ebenso überraschend war es laut Zink, bei Ötzi noch eine Infektionskrankheit zu entdecken. Sie fanden im Genom vom Mann aus dem Eis Spuren von Borrelien (Borrelia burgdorferi). Diese von Zecken übertragenen Bakterien verursachen beim Menschen die Krankheit Lyme-Borreliose. Diese Spuren sollen nun mit modernen Erregerstämmen verglichen werden, um zu sehen, ob sie sich in mehr als 5.000 Jahren stark verändert haben, sagte Zink.

Evolutionär hat sich übrigens seit Ötzis Zeiten nicht viel getan. Vergleiche mit dem Genom des heutigen Menschen hätten keine Unterschied gezeigt, “dazu sind 5.000 Jahre offensichtlich zu wenig”, so Zink.

(APA)

 

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