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Österreich will ab 2030 nur mehr emissionsfreie Neuwagen zulassen

Am heutigen Freitag wurde der Mobilitätsplan präsentiert.
Am heutigen Freitag wurde der Mobilitätsplan präsentiert. ©APA
Bis 2040 will Österreich die Klimaneutralität erreichen. Dafür braucht es umfassende Veränderungen. In Bezug auf den Verkehr wurden diese in einem Mobiliätsplan festgehalten.

In Österreich soll bis zum Jahr 2040 Klimaneutralität erreicht werden. Rund 30 Prozent der heimischen Emissionen kommen aus dem Verkehrsbereich. Um die Klimakrise zu bewältigen, braucht es umfassende Änderungen. Diese sollen mit dem Mobilitätsmasterplan 2030 umgesetzt werden. Fünf Ziele sollen den Weg in Richtung sauberen Verkehr aufzeigen und ermöglichen, hieß es bei der Vorstellung des Plans bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien.

Gewessler will Vorhaben rasch und ambitioniert umsetzen

"Die Klimakrise stellt uns alle auf die Probe, die Unwetter werden häufiger und heftiger, die Auswirkungen der Klimakatastrophe sind deutlich spürbar", sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). Deshalb müssen die Vorhaben rasch und ambitioniert umgesetzt werden, "in Österreich wollen und werden wir mit unseren Partnern mutig vorangehen", sagte die Ministerin. "Wir wollen vorzeigen, wie wir gemeinsam das Verkehrssystem umbauen können, so dass wir unser Klima schützen und die Menschen davon profitieren", kündigte Gewessler an.

Österreich will Kurzstreckenflüge durch Nachtzüge ersetzen

Erst am Mittwoch hat die EU-Kommission einen Vorschlag präsentiert, der vorsieht, dass in der EU ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden sollen. Der österreichische Plan sieht das schon für 2030 vor, sagte Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne). "Die Zukunft des Autos steht unter Strom", konstatierte Gewessler. Im Juni seien bereits 13,9 Prozent der Neuzulassungen auf Elektroautos entfallen. "Wir haben uns ins absolute Spitzenfeld vorgearbeitet", sagte die Infrastrukturministerin.

Als weiteren Punkt sollen Nachtzüge Kurzstreckenflüge ersetzen. Bis zum Jahr 2024 will die ÖBB 26-Linien-Nachtzüge anbieten. "Wir werden unsere vollen Kapazitäten auf der Schiene mobilisieren", kündigte ÖBB-Chef Andreas Matthä an. Bis 2040 soll die Leistungsfähigkeit auf der Schiene verdoppelt werden, außerdem plant die ÖBB die Digitalisierung des Bahnbetriebs. All das sei "kein Selbstzweck" sondern notwendig.

Als weiterer Punkt wurde die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene genannt. Die Klima- und Verkehrswende sei nur zu schaffen, wenn wir möglichst viel Verkehr auf die Schiene verlagern, sagte Matthä. Derzeit liegt der Anteil des Güterverkehrs bei 31 Prozent, erläuterte Gewessler. Bis 2040 soll der Anteil auf 40 Prozent steigen. Der Transport mit der Bahn spart im Vergleich zum Lkw 40 Mal mehr CO2, sagte Matthä.

Vierter Punkt des Mobilitätsplans ist die Erhöhung der Mobilität aus eigener Kraft, also zu Fuß gehen und Radfahren. Insgesamt soll der Anteil der Wege, die aus eigener Kraft zurückgelegt werden, bis 2040 auf 35 Prozent steigen. Derzeit trifft dies auf 23 Prozent aller Strecken zu.

Gewessler will grünen Treibstoff für Flugzeuge und Schwerverkehr

Als fünften Punkt nannte Gewessler den Einsatz grünen Treibstoffs für Flugzeuge und Schwerverkehr. Dazu gehören etwa E-Fuels oder Wasserstoff in der Luftfahrt oder im Schwerverkehr.

2040 sollen alle Flugzeuge in Österreich emissionsfrei unterwegs sein, sagte die Umweltministerin. 2035 sollen in Österreich alle Lkws, die neu zugelassen werden, emissionsfrei fahren. Dafür ist auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur erforderlich. Entlang der Autobahnen und Straßenbahnen gibt es derzeit 156 Ladepunkte für Pkw. Bis Ende des Jahres sollen es 200 sein. "Damit erreichen wir das Ziel, dass alle 65 Kilometer am Autobahnen -und Schnellstraßennetz eine Ladestation zur Verfügung steht", sagte Asfinag-Vorstand Josef Fiala. Bis zum Jahr 2024 soll es außerdem Ladestationen für schwere Lkw geben. Auch für Wasserstoff-Lkw soll eine Infrastruktur errichtet werden, da sei die Asfinag derzeit auf der Suche nach Kooperationspartner.

Mobilitätsmasterplan als "Karte und Kompass"

Der vorgelegte Mobilitätsmasterplan hat 60 Seiten und könne als "Karte und Kompass" gesehen werden. "Es ist ein Plan mit dem was wir brauchen, damit uns die Mobilitätswende gelingt. Wir haben nun viel Arbeit vor uns, um all das zu konkretisieren", sagte Gewessler. Christian Hochfeld, Direktor der Initiative Agora Verkehrswende, sprach von einer "Herkulesaufgabe", bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen. "Klimaschutz sichert die Freiheit der Zukunft", sagte Hochfeld. Die Katastrophen derzeit - gerade in Deutschland - zeigen, "dass wir keine andere Alternative haben", konstatierte der Experte. Agora Verkehrswende will zusammen mit zentralen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft die Grundlagen dafür legen, dass der Verkehrssektor in Deutschland bis 2050 vollständig dekarbonisiert ist.

Mobilitätsmasterplan 2030 gemeinsam mit Experten ausgearbeitet

Der Mobilitätsmasterplan 2030 für Österreich wurde in den vergangenen Monaten unter Einbindung vieler Expertinnen und Experten im Klimaschutzministerium erarbeitet. Er bildet künftig einen Rahmen wie die großen Chancen, die in einem klimaneutralen Verkehr liegen, bestmöglich genutzt werden können. Die Umsetzung der unterschiedlichen Maßnahmen in den verschiedenen Bereichen soll nun vom Klimaschutzministerium gemeinsam mit den unterschiedlichen Partnern und Stakeholdern vorangetrieben werden. Der Masterplan ist online unter http://go.apa.at/LCRl4Z4V abrufbar.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) begrüßte den vorgestellten Mobilitätsmasterplan 2030. Den Zielsetzungen muss aber rasch die Umsetzung konkreter Maßnahmen folgen, forderte der VCÖ. Die Klimaziele im Verkehr sind erreichbar, wenn durch den Ausbau von Infrastruktur und Angeboten klimafreundliches Mobilitätsverhalten ermöglicht wird und ausreichend Anreize gesetzt werden, diese Angebote zu nutzen, betonte der Club. Zentral sei die Zusammenarbeit auf allen Ebenen, Bund, Länder sowie Städte und Gemeinden.

(APA/Red)

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