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Österreich verwandelt sich in ein 2G-Land

Die Verschärfungen sind auf die schnell steigenden Corona-Zahlen zurückzuführen.
Die Verschärfungen sind auf die schnell steigenden Corona-Zahlen zurückzuführen. ©APA/EXPA/JOHANN GRODER (Symbolbild)
Die schnell steigenden Corona-Infektionszahlen sorgen in Österreich für noch nie dagewesene Verschärfungen. Menschen, nicht geimpft oder genesen sind, werden ab nächster Woche von praktisch allen öffentlichen Vergüngungen ausgeschlossen.

Das heißt, man kann etwa zu Konzerten, ins Kino, zum Friseur oder ins Gasthaus nur noch, wenn man einen 2G-Nachweis vorweist. Einen entsprechenden Beschluss haben am Freitagabend Bund und Länder gefällt.

Doskozil befürwortete Corona-Verschärfungen nicht

Bei dem Treffen im Bundeskanzleramt war man sich diesbezüglich angesichts von fast 9.400 Corona-Neuinfektionen am Freitag beinahe einig. Einzig der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), der in seinem Land auch über Anreize die höchste Impfquote erreicht hat, lehnte die Verschärfungen ab. Er, der wegen einer Erkältung nur virtuell an dem Gipfel teilnahm, wird sie aber als Bundesvorgabe mittragen.

Gesetzt wird seitens des offiziellen Österreich voll auf die Impfung, obwohl fast ein Viertel der Intensivpatienten aktuell doppelt immunisiert ist. Auf eine größere Ausweitung der FFP2-Pflicht wird ebenso verzichtet wie auf zusätzlich PCR-Tests als Eintrittsvoraussetzung für Geimpfte oder Genesene.

Krankenhäuser mit recht vielen Corona-Geimpften

Dass es überhaupt recht viele Geimpfte in den Spitälern gibt, begründete Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) damit, dass die Wirkung der Impfung nach fünf bis sieben Monaten nachlässt. Deshalb meinte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in der Pressekonferenz nach dem Gipfel, dass man mit dem dritten Stich Gas geben müsse. Der als Experte wieder einmal zugezogene Vizerektor der Med Uni Wien Oswald Wagner erinnerte daran, dass Israel mit der Booster-Impfung die vierte Welle gebrochen habe.

Einig war man sich, dass die Situation "ernst" sei, wie Kanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) formulierte. Im Auto schnalle man den Gurt an und die Impfung sei in der Pandemie der Gurt, befand der Regierungschef. Die Zügel für Ungeimpfte müssten straffer gezogen werden. Gesundheitsminister Mückstein nahm auch die Bevölkerung in die Pflicht: "Hören wir auf mit der augenzwinkernden Wurschtigkeit."

Kickl möchte flächendeckende Corona-Antikörpertests

Für die machte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) auch Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verantwortlich, habe dieser doch die Pandemie wiederholte Male für beendet erklärt. Dies habe möglicherweise zu einer gewissen Lässigkeit im Umgang mit dieser geführt.

Jetzt wird wohl jeder im Alltag spüren, dass die Lage wieder ernst ist - auch die Wirtschaft, die Einbußen über 2G befürchtet und über ihre Kammer schon Freitagabend nach Kompensationen rief. FPÖ-Chef Herbert Kickl erregte sich über die neuen "Repressalien" und rief wieder einmal nach flächendeckenden Antikörpertests. Ganz im Gegenteil werden diese aber ab Montag nicht für 2G anerkannt.

2G-Regeln nicht einziger Punkt

Neben den 2G-Regeln wird auch bei der Maskenpflicht nachjustiert. Wie in Wien schon seit Wochen üblich wird im Handel nur noch FFP2- oder höher Standard anerkannt.

Am Arbeitsplatz hat man auf weitergehende Maßnahmen verzichtet. Schon länger war klar, dass dort 3G ab Mitte November Vorschrift ist. Daran wird auch nichts geändert, es sei denn Bundesländer wie Wien oder Oberösterreich bestehen auf einem PCR-Test. Das heißt, in weniger strengen Ländern kann auch mit einem mäßig verlässlichen Antigentest seiner Beschäftigung nachgehen. Schallenberg begründete die Unterscheidung zu sonstigen Lebensbereichen damit, dass das eine Freizeit und das andere Verdienen des Lebensunterhalts sei.

Trotzdem Lockerungen

Doch selbst in der aktuellen Situation ist Platz für Lockerungen - wegen mangelnder Sinnhaftigkeit. Die Ausreisekontrollen aus Bezirken mit besonders hoher Inzidenz fallen. Sie sollten dazu dienen, dass sich Corona nicht in Nachbarregionen ausbreitet. Da aber z.B. in Oberösterreich beinahe das ganze Bundesland die Voraussetzungen erfüllt, blieb zuletzt nur noch ein massiver Personalaufwand übrig.

Dass die Politik zu spät reagiert hat, wollten die Koalitionsvertreter nicht so sehen: "Ein Buch liest sich immer leichter von hinten nach vorne", meinte Schallenberg und ergänzte, niemand könne der Regierung vorwerfen, nicht lernfähig zu sein.

(APA/Red)

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