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Österreich-Gegner: Irland-Legionär Lukas Schubert checkt die "Boys in Green"

Irland-Insider Lukas Schubert, hier noch im Grödig-Dress.
Irland-Insider Lukas Schubert, hier noch im Grödig-Dress. ©APA/Alois Furtner
Seit über einem halben Jahr spielt der Ex-Grödiger Lukas Schubert bei Derry City in Irland. Vor dem WM-Qualifikationsspiel Österreichs gegen die "Boys in Green" spricht der 27-Jährige über das Leben auf der Insel und verrät, wie Österreich am Samstag als Sieger vom Platz geht.
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Unentschieden gegen Wales

Die “Grüne Insel” zählt für österreichische Profifußballer nicht gerade zu den klassischen Legionärsdestinationen. Dennoch hat sich Lukas Schubert für ein Engagement bei Derry City, einem Klub aus der höchsten irischen Liga, entschieden – und diesen Schritt bis heute nicht bereut.

Die irische “Airtricity League” wird in einer Ganzjahresmeisterschaft ausgetragen und ist seit dem letzten Oktober-Wochenende abgeschlossen. Derry City landete an der dritten Stelle, Schubert brachte es nach seinem im Mai vollzogenen Wechsel von Grödig ins Land von Österreichs kommendem WM-Qualifikationsgegner auf 15 Einsätze und drei Tore.

Schubert über Irlands Fußball: “Ausruhen gibt es nicht”

Die Spielweise in Irlands Oberhaus, wo zumeist Halbprofis kicken, unterscheide sich grundlegend von jener in der österreichischen Bundesliga, erzählte Schubert der APA. “Es wird dort sehr physisch gespielt und auch viel mehr trainiert als in Österreich. Ausruhen gibt es nicht, es wird immer sofort der direkte Weg Richtung gegnerisches Tor gesucht.”

Die dominanten Teams wie Meister Dundalk, der es im Sommer als zweites irisches Team der Geschichte in die Europa-League-Gruppenphase schaffte, Vize-Champion Cork oder die Shamrock Rovers tragen ihre Heimspiele vor 4.000 bis 5.000 Zuschauern aus. Derry kommt immerhin auf 2.000 bis 3.000 Fans pro Match. Dundalks 1,5-Millionen-Euro-Budget für die abgelaufenen Saison war in der Liga unerreicht.

So viel verdient man als Fußballer in Irland

Im Vergleich dazu kalkuliert beispielsweise Rapid in der laufenden Spielzeit mit einem 20 Mal höheren Etat, selbst die meisten Erste-Liga-Klubs in Österreich verfügen über deutlich größere finanzielle Möglichkeiten. Reich kann man als Fußballer in der irischen Liga also nicht werden. “Bei Derry City liegt der Maximalverdienst bei 380 Pfund netto (Anm.: 427,89 Euro) pro Woche”, sagte Schubert. Zudem gibt es für einen Kicker in Irland nur zehn und nicht wie in Österreich üblich 14 Monatsgehälter pro Jahr.

Der Salzburger bekommt sein Geld in der britischen Währung ausgezahlt, weil Derry in Nordirland liegt. Da der Verein aber irisch-katholisch geprägt ist, kam es im Zuge des Nordirland-Konflikts ab Ende der 1960er Jahre immer wieder zu schweren Zwischenfällen in Duellen mit protestantischen Klubs, weshalb sich Derry City 1972 aus dem nordirischen Oberhaus zurückzog und 1985 als einziger nordirischer Vertreter ins irische Ligensystem integriert wurde.

Nordiren in Irland: Das schwierige Thema mit der Religion

Durch Derry fließt der River Foyle, er trennt die mit 85.000 Einwohnern größte nordirische Stadt nach Belfast in eine irisch-katholische und eine britisch-protestantische Seite. “Auf unserer Seite weht die EU-Fahne, auf der anderen der Union Jack”, berichtete Schubert.

Mit der Konfession nimmt man es bei Derry City aber nicht mehr so genau – Trainer Kenny Shiels etwa ist Protestant. “Noch vor zehn Jahren wäre ein praktizierender Protestant bei Derry City niemals unter Vertrag genommen worden”, meinte Schubert. Er selbst ist ohne Bekenntnis, wurde aber vom Klub auch nie nach seiner Religionszugehörigkeit befragt.

Schubert hofft auf Verbleib, Max Karner muss gehen

Beim nordirischen Meister von 1965 und irischen Champion der Jahre 1989 und 1997 fühlte sich Schubert von Beginn an wohl. “Die Leute hier haben nicht viel, sind aber unglaublich nett, offen und hilfsbereit”, erklärte der 27-Jährige, dessen Vertrag mit Saisonende ausgelaufen ist. Der Salzburger würde gern länger beim Klub bleiben, diesbezügliche Verhandlungen sind im Laufen. Schon jetzt steht fest, dass der Kontrakt seines Landsmanns Maximilian Karner – in den vergangenen Monaten ebenfalls bei Derry City engagiert – nicht verlängert wird.

Schubert hingegen hofft auf einen Verbleib, zumal Derry als Meisterschaftsdritter im Sommer in der Europa-League-Qualifikation antreten darf. “Da könnte ich das nachholen, was ich mit Grödig versäumt habe”, meinte der Mittelfeldspieler. Bei Grödig, wo er zumeist als Verteidiger eingesetzt wurde, musste Schubert wegen einer Herzmuskelentzündung fast zwei Jahre lang bis Sommer 2015 pausieren und verpasste damit auch die Europacupauftritte der Salzburger.

“Sie werden hinten stehen und schauen, dass nichts anbrennt”

Mittlerweile ist die Erkrankung völlig ausgeheilt und Schubert freut sich auf einige weitere Saisonen als Profifußballer. Zunächst aber steht für ihn die WM-Quali-Partie Österreichs gegen Irland im Mittelpunkt, die er im Happel-Stadion mitverfolgen wird. “Bei den Iren gibt es nicht so viele Ausnahmespieler wie bei uns, sie haben keinen großen Star, doch sie sind physisch unglaublich stark”, sagte Schubert über die Auswahl von Martin O’Neill.

Aufgrund der Tabellensituation könnten die Iren schon mit einem Punkt im Prater zufrieden sein. “Sie werden hinten stehen und schauen, dass nichts anbrennt. Wenn sie ein Unentschieden rüberbringen, werden sie darüber jubeln wie über einen Sieg”, vermutete Schubert und ergänzte: “Wenn jeder österreichischer Teamspieler mit der gleichen Einstellung wie jeder irische Teamspieler in die Partie geht, wird Österreich gewinnen.”

(APA, Red.)

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