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Obama zu arabisch für Amerikaner, zu schwarz für Araber?

Ist Barack Obama wegen seiner dunklen Hautfarbe nicht nur für manche Amerikaner unwählbar - sondern auch für manche Araber als US-Präsident undenkbar?
Welche Rolle spielt die Hautfarbe? 
Wahlpuppen in Russland 

“Rassismus gegen schwarze Menschen gibt es seit langem in den arabischen Ländern”, schreibt Mahmoud Salem aus Kairo am Dienstag für die arabische Nachrichtenplattform Menassat.com mit Sitz in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Und ein ägyptischer Geschäftsmann Mitte 50 tritt den Beweis an: “Ich sehe einfach nicht, wie er Präsident sein kann. Die Amerikaner würden doch nie einen Schwarzen wählen (…) Er würde einfach alles kaputtmachen.”

Salem verweist in seinem Artikel auf die nubischen und sudanesischen Hausbediensteten in Ägypten, auf die lange Tradition der Sklaverei, die am Persischen Golf ebenso wie in Nordafrika erst auf Druck der Kolonialmächte verboten wurde – und darauf, dass hautaufhellende Cremes wie “B-White” zu den meistverkauften Kosmetikprodukten in der Region gehörten.

“Die meisten aus dem Westen haben keine Ahnung, was für ein rassistischer Ort der Nahe/Mittlere Osten sein kann. Sie wissen zum Beispiel nicht, dass das Wort, das in vielen arabischen Ländern für eine Person schwarzer Hautfarbe verwendet wird, ‘Abed’ (oder ‘abd’, Anm.) lautet”, sagt Anthony Badran, der an der neokonservativen US-“Foundation for the Defense of Democracies” zum Libanon und Syrien forscht. “Abd-ullah” heißt wörtlich “Sklave” oder “Diener Gottes”.

Die weltweite Zustimmung, die Obama mit dem Ruf nach Wandel genießt, sei womöglich nicht genauso auf die arabischen Staaten umzulegen, so Badran. Die Vorstellung eines Treffens des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, der in seinen 80ern ist, mit dem halb so alten Obama amüsiert dem Bericht zufolge nicht wenige Menschen auf der arabischen Halbinsel. In vielen arabischen Ländern geben Väter ihre Töchter demnach immer noch nicht gern einem dunkelhäutigeren Mann zur Frau.

Wenig hilfreich dürften da auch Obamas starke Worte der Solidarität mit dem US-verbündeten Israel gewesen sein, nachdem Gerüchte ihm zu schaffen machten, er – dessen mittlerer Name Hussein lautet – sei muslimisch aufgewachsen. In Kairo wiederum ist ein Zeitungsverkäufer besorgt: “Er hörte auf, ein Muslim zu sein und änderte seinen Namen in Barack”, denkt er offenbar an den früheren israelischen Premier Ehud Barak. “Warum sollte ich mich freuen, wenn so jemand US-Präsident wird?”

Auch ein Kommentar der in London erscheinenden pan-arabischen Zeitung “Al-Sharq al-Awsat” greift Obama wegen seiner Nähe zu Israel an: “Seine Worte tendierten mehr zu Israel als die Reden, die man auf Tagungen des Likud (Rechtsblock von Benjamin Netanyahu in Israel, Anm.) hört.” Hält manch ein Amerikaner Obama für zu “arabisch”, um Präsident zu sein, ist der Senator aus Illinois für manche Araber offenbar zu schwarz – oder zu pro-israelisch.

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