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Obama gedachte der Opfer des NS-Regimes in Buchenwald

US-Präsident Barack Obama und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel haben bei einem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald eindringlich dazu aufgerufen, die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten.

“Ich verneige mich vor allen Opfern”, sagte Merkel nach einem gemeinsamen eineinhalbstündigen Rundgang durch das Lager, in dem zwischen 1937 und 1945 rund 56.000 Menschen umgebracht wurden. “Dieser Ort lehrt uns, dass wir stets wachsam bleiben müssen, damit sich das Böse nicht verbreitet”, sagte Obama. In Dresden würdigte er das heutige Deutschland als Beispiel für Versöhnung, Vergebung und Hoffnung.

Obama rief dazu auf, die Erinnerung an die Opfer als Mahnung für Gegenwart und Zukunft zu nutzen. “Diese Orte haben ihren Grauen auch nach so langer Zeit nicht verloren”, sagte der US-Präsident. Der 80-jährige Friedensnobelpreisträger und Buchenwald-Überlebende Elie Wiesel hielt bei dem Besuch eine bewegende Rede, in der er vom Tod seines Vaters in dem Lager berichtete.

Vor dem Besuch in Buchenwald hatten Merkel und Obama in Dresden die Frauenkirche besichtigt und politische Gespräche geführt. Dabei zeigten sie sich entschlossen, den Nahost-Friedensprozess gemeinsam voranzubringen. Im Ringen um eine Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen in Deutschland gab es keine Fortschritte. Spekulationen, das deutsch-amerikanische Verhältnis habe sich abgekühlt, traten beide entschieden entgegen. “Deutschland ist ein enger Freund und herausragender Partner für die Vereinigten Staaten”, betonte Obama.

Deutschland war die dritte Station des US-Präsidenten auf einer fünftägigen Nahost- und Europareise nach Saudi-Arabien und Ägypten. Am (morgigen) Samstag nimmt er an den Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag der Invasion der Westalliierten in der Normandie teil.

Nach dem 90-minütigen Gespräch mit Merkel im Grünen Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses forderte Obama von Israelis und Palästinensern eine “Verdoppelung der Anstrengungen” für eine Friedenslösung. Merkel sagte den USA die Unterstützung Deutschlands bei den Bemühungen um eine Zwei-Staaten-Lösung zu. Nachdem Obama mit seiner “bedeutenden Rede” in Kairo Türen in der arabischen Welt geöffnet habe, gebe es eine einzigartige Gelegenheit für Friedensverhandlungen.

Das Ringen um das Schicksal der Guantánamo-Häftlinge wird nach Einschätzung Obamas noch mehrere Monate dauern. “Ich denke, das wird ein längerer Prozess der Prüfung sein.” Merkel bekräftigte ihre grundsätzliche Kooperationsbereitschaft. Sie sei sicher, dass es am Ende zu einer einvernehmlichen Lösung kommen werde. Innenminister Wolfgang Schäuble machte bei der Innenministerkonferenz in Bremerhaven allerdings deutlich, dass die bisher von den USA gelieferten Informationen nicht ausreichten, um Häftlinge aufzunehmen. Die USA wollen nach Angaben der Innenminister neun chinesische Uiguren nach Deutschland abschieben.

Nach der gemeinsamen Pressekonferenz besuchten Merkel und Obama die im Zweiten Weltkrieg von britischen und amerikanischen Fliegerstaffeln ausgebombte und nach dem Mauerfall wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche. “Meine besten Wünsche für die Gemeinde und die Bevölkerung Dresdens, die für die Machbarkeit der Versöhnung, des Wiederaufbaus und der Hoffnung stehen”, schrieb Obama in das Fürbitten-Buch.

Emotionaler Höhepunkt des Tages war der Besuch in Buchenwald. Obama erinnerte daran, dass sein Großonkel Charles Payne 1945 bei den Befreiern des Nebenlagers Ohrdruf war und nach dem Krieg Schwierigkeiten hatte, in sein ziviles Leben zurückzukehren. Sichtlich bewegt hörten Merkel und Obama der Rede von Elie Wiesel zu, dessen Vater die KZ-Haft nicht überlebt hat. “Wird die Welt jemals lernen?”, fragte er mit Hinweis auf spätere Völkermorde wie in Kambodscha oder Ruanda. “Erinnerung muss Menschen zusammenbringen anstatt sie zu trennen”, forderte Wiesel.

US-Präsident Obama traf mittlerweile am Freitagabend auf dem amerikanischen Militärflugplatz Ramstein in der Pfalz ein. Er will im nahen US-Militärkrankenhaus in Landstuhl Soldaten besuchen, die im Kriegseinsatz im Irak und Afghanistan verletzt wurden. Mit der Visite in Rheinland-Pfalz beendet Obama seinen eintägigen Deutschland-Besuch. Noch am Abend fliegt er nach Frankreich weiter.

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