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Notwohnung für Opfer von Zwangsheirat in Wien: Hilfe für junge Frauen

Notwohnung für von Zwangsheirat Betroffene eröffnet in Kürze in Wien
Notwohnung für von Zwangsheirat Betroffene eröffnet in Kürze in Wien ©DPA (Sujet)
In Wien gibt es ab sofort Hilfe für junge Frauen, die einer Zwangsheirat entgehen wollen. Der Verein Orient Express nimmt Anfang Juli eine Notwohnung für bis zu zehn Frauen in solchen Situationen in Betrieb.
Notwohnungen in Wien
Hilfe für junge Frauen

Eine Notwohnung in Wien soll nicht nur Platz für bis zu zehn junge Frauen bieten, sondern auch ein wichtiges Symbol sein, dass derartige Praktiken nicht geduldet werden, betonte heute, Dienstag, den 9. Juli Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) bei einer Pressekonferenz in Wien.

Sie und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) teilen sich die Kosten von rund 320.000 Euro. Betrieben wird das Projekt vom Verein Orient Express, einer Beratungsstelle für Frauen türkischer und arabischer Herkunft. “Nicht wir haben das Thema aufgegriffen, das Thema hat uns aufgegriffen”, betonte Melten Welland, eine Vertreterin der Organisation. Man habe sich Jahr für Jahr mehr mit Zwangsheiraten zu beschäftigen gehabt und u.a. auch durch Workshops in Schulen versucht, ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen.

Notwohnungen für Wien

Im Vorjahr habe man 58 bedrohte, und 31 von Zwangsehe Betroffene betreut. Österreichweit dürften es insgesamt etwa 200 junge Frauen geben. Umso glücklicher sei man, nun eine Wohnung anbieten zu können. Diese, der Standort wird verständlicherweise geheim gehalten, bietet acht Mädchen von 16 bis 24 Jahren Unterkunft, um die sich sechs mehrsprachige Betreuerinnen kümmern. Zusätzlich gibt es zwei weitere Notschlafplätze.

Doch mit dem Wegbringen aus den Familien ist es nicht getan. “Die Mädchen brauchen eine umfassende, intensive Betreuung, um ihnen Perspektiven aufzuzeigen, wie sie ein selbstbestimmtes Leben führen können”, sagte Mikl-Leitner. Zudem wird natürlich versucht, die Familien zur Einsicht und zum Einlenken zu bewegen. Nur wenn das nicht gelingt, wird der Kontakt abgebrochen. Letztlich entspräche eine Zwangsehe, dem Delikt der schweren Nötigung – “Hier wird kein Pardon gegeben”, unterstrich die Ministerin.

Zwangsheirat ist kein ausschließlich muslimisches oder türkisches Problem, meinte Welland. Auch Inderinnen und koptische Christinnen aus Ägypten sind u.a. davon betroffen. Und schließlich werden ja auch die jungen Männer in die Ehen gezwungen. Für sie ist der Orient Express nicht zuständig, aber vereinzelt musste ihnen ebenfalls geholfen werden, da auch sonst niemand für sie verantwortlich ist.

(Red./APA)

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