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Nöte der jungen Generation

Die Jugend ist besser als ihr Ruf. Wenn Klaus Farin das sagt, stimmt es wohl. Immerhin gilt er als einer der renommiertesten Jugendforscher im deutschsprachigen Raum.

Dass junge Leute dennoch oft als “Sündenböcke für die Gesellschaft” herhalten müssen, grämt ihn deshalb zutiefst. Rund zwanzig Prozent der Jugendlichen sind in Jugendkulturen vereinigt. Doch die
wenigsten gehören einer Szene an. Aber genau sie üben einen hohen Einfluss auf den großen Rest der Jugend aus. Klaus Farin erinnert an die berühmte 68er-Generation. „Nur vier Prozent haben sich damals wirklich engagiert.

Trotzdem wurde ein ganze Generation durch sie geprägt”, verdeutlicht er die Wirkung. Fast genau so ist es heute. Politische Ideologien spielen in den meisten Fällen keine Rolle. „Es geht um Mädchen, Musik und die vorhandenen Freizeitangebote”, erklärte der Mitbegründer des „Berliner Archiv der Jugendkulturen” anlässlich eines Vortrages in Schloss Hofen.

Farin bestätigt allerdings, dass Jugendliche heute mehr demonstrieren. Dabei handle sich jedoch vor allem um Friedensaktivitäten. „Gesehen wird aber meist nur
das andere”, ärgert sich der 45Jährige über das negative Bild, das Jugendlichen häufig anhängt. „Sie sind nicht schlechter geworden”, betont Klaus Farin mit Nachdruck. Im Gegenteil. An den Grundwerten habe sich nicht viel verändert.

Gewaltfreiheit und soziale Fairness würden bei jungen Menschen immer noch ganz oben stehen. Und sie sind demnach auch bereit, freiwillig dafür etwas zu tun, wenn man sie nur ließe.

Aber der Mangel an differenzierten Informationen verschleiert seiner Ansicht nach den Blick der Gesellschaft auf das Wesentliche. Und resigniert merkt er an: “Ein Großteil der Erwachsenen ist jugendmüde.”
Damit sich die Blickrichtung wieder wendet und die Einstellung zu den
Jungendlichen wandelt müsste die Erwachsenengesellschaft laut Farin auf- bzw. abgerüstet werden. “Man darf junge Menschen doch nicht als Risiko sehen”, empört er sich. “Was sie brauchen ist mehr Förderung und vor allem Respekt.”

Das vermissen Jugendliche an Erwachsenen am meisten, weiß er aus seiner Tätigkeit. Speziell in diesen Bereichen passiere zu wenig. “Dabei kosten Respekt und Zuhören nichts”, so der Jugendarbeiter. Aber das sei eine Einstellung, die sich
zuerst im Kopf ändern müsse. Wenig erfreulich, dass Farin gerade den
verantwortlichen Politikern in dieser Sache die geringste Lernfähigkeit attestiert.

VN: Infos unter www.generation-kick.de oder www.jugendkulturen.de

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