Das neue Album von Norbert Schneider klingt ganz anders. Nicht nur, dass die Texte Wienerisch sind, auch der Klangcharakter hat sich stark verändert. Das liegt vor allem daran, dass sich die Instrumentierung aus den Mustern des traditionellen Blues gelöst hat – verabschiedet hat sie sich jedoch nicht ganz. Schon beim Einzählen merkt man, wo die Wurzeln des Künstlers liegen. Das sieht dieser ein bisschen anders, denn er meint, dass sich “musikalisch eigentlich gar nicht so viel geändert hat”, sondern die hauptsächliche Veränderung darin liege, dass er jetzt im Dialekt singt.
Neue Sprache und ein neuer Klang
Andererseits, wenn man “Medicate my blues away” oder “Take it easy” und die neue Single “Herrgott schau obe auf mi” vergleicht, klingt das doch sehr anders. “Der Klang ist vielleicht unterschiedlich, aber musikalisch, bzw. von der Herkunft der Musik ist das gar nicht so weit voneinander entfernt”, meint der Künstler. “Wir haben’s halt musikalisch anders zum Klingen gebracht und das ist auch gut, dass das so rüberkommt.” Den Fans scheint es jedenfalls zu gefallen, das Feedback sei hauptsächlich positiv, so Schneider.
Wiener Dialekt – Chansons in Mundart
Norbert Schneiders Wandlung “zum mundartlichen Chansonnier” sei erstaunlich, heißt es in einer Aussendung seines Plattenlabels. Dem kann der Künstler nur zustimmen: “Hätte man mir vor zwei Jahren gesagt, dass ich mal etwas in Mundart machen würde, hätte ich gesagt: Geh bitte, das mach ich sicher nicht.” Ob er auch auf kommenden Alben in Mundart singt, weiß er noch nicht, ist aber auf jeden Fall offen für Neues. “Eigentlich würde ich gerne Trompete lernen”, verrät er. “Vielleicht gibt es mal ein Trompetenalbum von mir.”
Noch erstaunlicher ist aber, mit welcher Ungezwungenheit diese Wandlung vonstatten ging. Sicher, als Wiener fällt das Wienerische nicht schwer, aber oft klingt eine plötzliche Zuwendung zu den Wurzeln gekünstelt oder verkrampft. Nicht so bei Norbert Schneider. Bei ihm klingt sie – wie man es von ihm gewohnt ist – lässig. “Für mich ist das ein Weg zurück zum Ursprung, zu Swing und Blues. Und in diese Richtung geht es jetzt auch wieder. Für mich ist das musikalisch also nichts Neues.”
Die Wiener Seele in Worte fassen
“Texte, die mit einfachen Worten die große Welt beschreiben und nicht umgekehrt”, gefallen dem Musiker am besten. Und dafür eignet sich das Wienerische ganz besonders gut. Auf dem Album vertreten sind auch Songs von Georg Danzer, Horst Chmelar und Karl Hodina.
Eines seiner Lieblingsworte im Wienerischen ist “Haberer”. Aber es gibt auch Redewendungen, die er sehr typisch findet: “Geschissen und gestorben wird sich nun mal auf dieser Welt”, spiegelt für ihn sehr gut die Wiener Seele und den Umgang der Wiener mit dem Tod wider. “Weißt eh, in Wien ist das ganz oft so: Man tanzt und lächelt und redet dabei über den Tod.”
Neue Single von Norbert Schneider
Am 6. September erscheint das neue Album “Schau ma mal”. Diese Redewendung findet Norbert Schneider für “sämtliche Situationen passend”. “Es heißt ja eigentlich auch gar nichts. Oft wird es gesagt, um Zeit zu schinden, aber letztendlich könnte es genauso gut Nein heißen. Das heißt gar nichts, trifft aber die österreichische Mentalität sehr gut. Dieses Durchwurschteln und Sich-nicht-festlegen-wollen. Aber ich muss mich da an der eigenen Nase nehmen, ich sag das selber ständig.”
Konzerte in Wien
Am 15. September tritt Norbert Schneider im Radiokulturcafé auf und am 3. Oktober gibt er ein Konzert im Theater am Spittelberg.
(SVA)