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Nine Inch Nails: Wunschkonzert in Wien

Wie stellt man sich ein Wunsch-Konzert von Nine Inch Nails vor? Diese Frage hat die US-Band am Donnerstagabend beim ersten von zwei ausverkauften Auftritten im Wiener Gasometer selbst beantwortet.

Die auswechselbaren Musiker um Mastermind Trent Reznor spielten ein Best Of-Programm inklusive zweier selten live gehörter Songs und einem einzigen neuen Stück vom kommenden Album „Year Zero“ (Universal). Und sie waren dabei 100 Prozent Nine Inch Nails – vom Sound bis zur Optik. Fans wurden damit nicht enttäuscht, überrascht aber auch nicht.

„Somewhat Damaged“ eröffnete die immerhin 21 Songs umfassende Darbietung. Die Akteure traten bei voller Hallenbeleuchtung auf die Bühne und ließen sich weniger später zu „Sin“ in kühles, von hinten scheinendes Licht tauchen. Es wäre gar nicht nötig gewesen, Agenturfotografen auszuladen und die verbliebenen Bildreporter merkwürdige Verträge unterschreiben zu lassen. Denn Reznor und Co. waren im wabernden Kunstnebel ohnehin nicht zu erkennen. Auch das gehört zum künstlerischen Gesamtkonzept Nine Inch Nails, wie man von früheren Auftritten weiß.

Zu „March Of The Pigs“ wurden die Kameraleute aus dem Saal getrieben, der Song selbst klang knochenhart, schnell und so, wie man sich ein Stück von den Vorreitern des Industrial-Stils erwartet. Mit „Something I Can Never Have“ brachte Reznor früh ein langsameres, intimeres Stück, das zwar den Spielfluss bremste, aber in Sachen Intensität zu den Höhepunkten zählte. Ob der Klassiker „Closer“ heute etwas pubertär klingt, darüber darf man streiten. Dass das neue Stück „Survivalismus“ (die aktuelle Single) eine akustische Zumutung ist, werden vermutlich sogar eingefleischte Fans eingestehen.

Dafür standen mit „Burn“ (vom Soundtrack zu „Natural Born Killers“) und „Dead Souls“ (einem Joy Division-Cover) zwei unerwartete Beiträge auf der Setlist. Das half über zwischendurch aufkommende Langeweile, hervorgerufen von der berechenbaren Darbietung, hinweg. Mit dem genialen „Hurt“ und dem nicht weniger großartigen „The Hand That Feeds“ (vom 2005er Album „With Teeth“) ging es ins Finale, bei dem sich noch einmal die Nebelmaschinen und die gefinkelte Lichtanlage ins Zeug legten. Es war eben alles so, wie man sich ein Konzert von Nine Inch Nails erwartet.

Vielleicht lässt Reznor mehr vom Konzeptalbum „Year Zero“ (erscheint am 13. April – ein Freitag) beim Gastspiel seiner Formation am Frequency-Festival (15. bis 17. August am Salzburgring) hören. Bleibt nur zu hoffen, dass die Promotionkampagne zur CD (inklusive Reality Game im Internet und sonstiger Spielereien) der Musik auf dem Tonträger nicht die Show stiehlt.

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