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Niki-Pleite: Fast alle Passagiere sollen entschädigt werden

Die betroffenen Niki-Passagiere sollen entschädigt werden.
Die betroffenen Niki-Passagiere sollen entschädigt werden. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Für jene Passagiere, die von der Niki-Pleite betroffen sind, gibt es vorläufig gute Nachrichten: Der Masseverwalter bei Niki hat angekündigt, dass fast alle Passagiere, die Flüge bei der insolventen Airline Niki gebucht haben, den Flugpreis zurück erhalten oder umgebucht werden.
Lauda zeigt Interesse
1.000 Mitarbeiter betroffen
Übernahme gescheitert
Flugbetrieb eingestellt
AUA aktiviert Ersatzflieger
Infos für Reisende
Niki-Arbeitnehmer können sich bewerben
Tausende sitzen fest

Nach der Pleite des österreichischen Ferienfliegers Niki haben die meisten Passagiere Glück im Unglück: Fast alle Flugreisenden sollen den gezahlten Flugpreis zurückerhalten oder umgebucht werden, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Donnerstag mitteilte. Allerdings müssen sich tausende Passagiere im Ausland jetzt um ihren Rückflug kümmern.Der Verkauf von Niki an die Lufthansa war gescheitert – es gibt nach Angaben aus Österreich aber “drei bis vier” andere Interessenten. Dazu gehört der Gründer der Airline, Ex-Rennfahrer Niki Lauda. Am Donnerstag kündigte auch der britische Reiseveranstalter Thomas Cook an, eine Übernahme von Teilen des österreichischen Ferienfliegers zu prüfen. Die Käufer können nun nach der Insolvenz hoffen, die Vermögenswerte der Airline ohne ihre Schulden zu erstehen. Außerdem haben die Käufer nun nach Angaben von Generalbevollmächtigten Frank Kebekus bis Jahresende Zeit – bis dahin habe sich die Republik Österreich verpflichtet, die wertvollen Start- und Landerechte nicht einzuziehen.

5.000 Niki-Reisende in kommenden Wochen ohne Flug

Nach der Air-Berlin-Pleite wollte die Lufthansa den Ferienflieger kaufen und hielt ihn mit zehn Millionen Euro pro Woche in der Luft. Niki flog mit rund 20 Maschinen Ziele in Nordafrika und Südeuropa an, vor allem Mallorca. Die Lufthansa verzichtete aber am Mittwoch wegen der starken Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission auf den Kauf. Niki beantragte umgehend Insolvenz und stellte den Flugbetrieb ein.

In den kommenden zwei Wochen würden rund 5.000 Niki-Reisende ohne Rückflug dastehen, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Wien. Insolvenzverwalter Flöther erklärte, knapp 40.000 Passagiere hätten bis zum 31. Dezember den Heimflug mit Niki geplant. Rund 15.500 von ihnen hätten selbst gebucht – rund 25.500 über Reiseveranstalter und Reisebüros.

Alle Niki-Tickets haben Gültigkeit verloren

Alle ausgestellten und bezahlten Niki-Flugtickets haben ihre Gültigkeit verloren. Doch die Käufer können offenbar darauf hoffen, nicht auf ihren Kosten sitzenzubleiben, wie es sonst bei Insolvenzen häufig ist. Laut einem Sprecher Flöthers gibt es nämlich aus dem Insolvenzverfahren der Niki-Muttergesellschaft Air Berlin ein Treuhandkonto, auf dem die Ansprüche der Tochtergesellschaft gesichert wurden. Dieses Geld werde nun verwendet, um voraussichtlich fast alle Kunden zu entschädigen.

Die Inhaber von 200.000 noch ausgestellten Einzel-Tickets bekommen den Kaufpreis demnach voll erstattet, sofern sie die Flug-Scheine nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin Mitte August gebucht haben. Hinzu kommen 210.000 über Reiseveranstalter und Reisebüros gebuchte Tickets, bei denen die Veranstalter für Ersatz sorgen müssen.

Deren Branchenverband erklärte, die Veranstalter täten alles, damit die Reisenden ihren Weihnachtsurlaub antreten können und alternative Rückreisemöglichkeiten haben. Für gestrandete Individualreisende im Ausland kündigten die deutschen Fluggesellschaften an, kurzfristig Sonderkonditionen für noch verfügbare Sitzplätze in Rückflügen anzubieten.

Niki-Passagiere werden Großteil der Tickets rückerstattet bekommen

Niki-Passagiere können darauf bauen, den Großteil ihrer Tickets rückerstattet zu bekommen. Denn die Ticketeinnahmen seit der Insolvenz der Muttergesellschaft Air Berlin Mitte August wurden auf ein Treuhandkonto eingezahlt, dieses sei “Insolvenzfest”, sagte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters auf APA-Anfrage. “Das Geld gehört denen, die online gekauft haben.” Niki hatte selber ein eigenes Buchungssystem, dafür wurde die Infrastruktur der Air Berlin genutzt. Dieses Geld aus Niki-Ticketverkäufen, das an Air Berlin ging, liegt nun im Treuhandkonto bereit.

Dafür ist mit der Insolvenz eine neue Situation für Interessenten entstanden. Denn rechtlich können sie nicht mehr die Firma Niki kaufen, sondern nur die Vermögenswerte. Das heißt letztlich, dass sie Niki schuldenfrei erwerben können. Allerdings sei Eile geboten, denn wenn nicht geflogen wird, gehen die kostbaren Start- und Landerechte (Slots) nach einigen Tagen verloren. Danach bleibt nicht viel, was man erwerben könnte.

Die Lufthansa komme für die Übernahme von Niki nicht in Frage, da die kartellrechtlichen Bedenken der EU-Kommission bestehen bleiben. Nikolaus Lauda könne aber im Fall des Falles nun die Vermögenswerte des Unternehmens ohne Schulden erwerben. Allerdings bleibt die Situation, dass Niki kein Buchungssystem hat.

Zukunft der Niki-Mitarbeiter ungewiss

Die Insolvenz von Niki ist nach der des Mutterkonzerns Air-Berlin sowie der britischen Linie Monarch die dritte in diesem Herbst. Verbraucherschützer fordern deshalb Konsequenzen: “Airlines sollten gesetzlich verpflichtet werden, eine Insolvenzversicherung zugunsten der vorausbezahlten Kundengelder abzuschließen”, erklärte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller.

Ungewiss ist derzeit auch, was mit den rund tausend Niki-Mitarbeitern passiert. Rund 210 sind in Deutschland und rund 790 in Österreich angestellt. Ihnen haben die Konkurrenten, die beiden Lufthansa-Töchter AUA und Eurowings bereits Angebote gemacht. Noch gibt es aber auch die Chance auf eine Fortführung des Geschäfts von Niki.

Mehrere Fluggesellschaften haben Rückholaktionen organisiert

Für die rund 15.500 Passagiere mit Buchungszeitraum bis 31. Dezember 2017, die ihren Flug direkt bei Niki gebucht haben und jetzt im Ausland gestrandet sind, haben mehrere Fluggesellschaften eine Rückholaktion organisiert.

Diese Airlines beteiligen sich an der Rückholaktion:

• Condor: www.condor.com, Tel. +49( 0)180 6 767767

• Eurowings: www.eurowings.com, Tel. +49 (0)180 6 320 320

• Germania: www.flygermania.com, Tel. +49(0)30 92033242

• Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss: www.lufthansa.com, Tel. +49 (0) 69 86 799 799

• TUIfly: www.tuifly.com, Tel. +49(0)180 6 000120

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