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Paul Grosz: Ex-Präsident der Kultusgemeinde ist tot

Paul Grosz
Paul Grosz ©APA
In Würde leben: das war der größte Wunsch von Paul Grosz. Der ehemalige Präsident und spätere Ehrenpräsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) ist tot. Er starb am Samstag im 85. Lebensjahr.
Häupl bedauert großen Verlust

In den Jahren 1987 bis 1998 stand der weithin bekannte Paul Grosz an der Spitze der IKG. Als seinen Verdienst in dieser Position hat er es gesehen, die Gemeinde und ihre Mitglieder aus der Resignation herausgeführt zu haben. “Ich habe eine verunsicherte und resignierte Gemeinde vorgefunden”, hatte er im Jahr 2005 in einem APA-Gespräch anlässlich seines 80. Geburtstags gesagt.

Selbstsicherheit für die Gemeinde

Zu Beginn seiner Amtszeit hätten die Gemeindemitglieder – etwa in der Causa Waldheim – die Interessen der jüdischen Gemeinde alles andere als geschlossen vertreten. “Daher”, so Grosz, “habe ich versucht, jedes Mitglied der jüdischen Gemeinde zu bestärken, im Privaten wie im Gesellschaftlichen entsprechend selbstsicherer aufzutreten.”

Bundespräsident Heinz Fischer hatte Grosz zu dessen 80. Geburtstag gedankt für seine Bemühungen, “das neu entstandene jüdische Selbstbewusstsein zu kräftigen, antisemitische Vorurteile zu bekämpfen und den Dialog zwischen den jüdischen Landsleuten, der nichtjüdischen Öffentlichkeit und anderen Religionsgesellschaften und Kirchen zu fördern”.

Paul Grosz

Paul Grosz wurde am 18. Juli 1925 als Sohn eines Kürschnermeisters in Wien geboren. Der Deportation durch die Nationalsozialisten konnte er gemeinsam mit seinem Vater entkommen. Als “U-Boot” gelang es ihm, sich bis Kriegsende durchzuschlagen. Unmittelbar nach dem Krieg erlernte Grosz das Kürschnerhandwerk. 1947 holte er die Matura nach, ein Jahr darauf begann er ein Chemiestudium. 1950 wanderte Grosz in die USA aus. Bereits 1955 kehrte er nach dem Tod seines Vaters aber nach Österreich zurück.

1972 wurde Paul Grosz erstmals in den Vorstand der IKG gewählt, 1987 wurde er deren Präsident. 1998 löste ihn der nunmehrige Präsident Ariel Muzicant ab. In einem ersten Wahlgang im Kultusvorstand herrschte Stimmengleichstand zwischen den beiden Anwärtern, Grosz zog seine Kandidatur daraufhin zurück.

In die Amtszeit von Grosz fielen unter anderem die Einrichtung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und die Mauerbach-Auktion: Im Herbst 1996 hat das Auktionshaus Christie’s im Auftrag der IKG Kunstgegenstände versteigert, die von den Nazis geraubt und dann jahrzehntelang in der Kartause Mauerbach gelagert worden waren.

Grosz fand für sein Wirken auch Anerkennung durch das offizielle Österreich: 1992 verlieh ihm der damalige Unterrichtsminister Rudolf Scholten den Berufstitel “Hofrat”. Und im März 1999 wurde er zum “Bürger” der Stadt Wien ernannt.

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