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FPÖ zum Auftakt mit Boxring in Lugner-City

Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache ©APA
Stinkbomben und Stromausfälle haben am Donnerstagabend den Wahlkampfauftakt der FPÖ für die Wien-Wahl am 10. Oktober begleitet. Wenige Minuten nachdem Parteichef Heinz-Christian Strache die als Boxring gestaltete Rednertribüne in der Lugner-City betreten hatte, versagte die Technik.
Demos und Schaulustige
Bilder vom Auftakt
Strache: "Als Hoffnung der Hoffnungslosen"

Als nach sieben Minuten der Strom wieder funktionierte, brachte ein Besucher nach Angaben der Polizei Buttersäure aus, was das olfaktorische Vergnügen der FPÖ-Anhänger deutlich beeinträchtigte. “Wir sind die Hoffnung der Hoffnungslosen”, ließ sich Strache jedoch von derlei Unbill nicht beirren.

Wegen Terminproblemen hatte die FPÖ diesmal ihren Wahlkampfauftakt vom traditionellen Viktor-Adler-Markt in das Einkaufszentrum von Richard Lugner verlegt. Dieser war Ende der 1970er als Baumeister der ersten Moschee Österreichs in Floridsdorf – samt 32 Meter hohem Minarett – bekanntgeworden. Im Atrium des Lugner’schen Konsumtempels hatten die Freiheitlichen mit dem Plakat “Ring Frei” nun zum Duell mit Bürgermeister Michael Häupl (S) geblasen.

“Ich bin sportlicher, ich habe mehr Kondition”

Entsprechend schoss sich Strache in seiner Rede vor – laut FPÖ-Angaben – 2.000 Anhängern auf den politischen Hauptgegner ein: “Ich bin sportlicher, ich habe mehr Kondition, ich bin wendiger – ich bin überzeugt, dem Häupl wird die Luft ausgehen.” Wahrscheinlich werde dieser bald als “Bürgerservice” ausgefüllte Stimmzettel mit dem Flugzeug über Wien abwerfen lassen. Vorredner und Listenzweiter Johann Gudenus forderte auf, den Wahltag zum “Abschiebungsbescheid für Bürgermeister Häupl aus dem Rathaus” zu machen.

Die FPÖ jedenfalls sei nicht prinzipiell gegen Fremde, unterstrich Strache: “Ich bedanke mich bei allen Menschen, die anständig sind und zu uns gekommen sind.” Man wolle aber keine Unanständigen importieren. “Der Wiener ist kein Volk und auch keine Rasse – wer etwas anderes behauptet, der redet Unsinn”, stellte Strache klar. Es gehe vielmehr um eine Lebensart und eine Tradition, die man verteidigen wolle.

Thematisch passend hatte vor Beginn der Reden die “John Otti Band” mit “Wiener Blut” und zahlreichen Mitschunkelklassikern den Besuchern eingeheizt – darunter die Abwandlung des Popschlagers “Ein Stern, der seinen Namen trägt”, bezogen auf Strache. Viele Zuhörer bezeichneten dabei den FP-Chef als die “Stimme der Wiener“: “Strache sagt, was das Volk denkt und wird dafür kritisiert”, ärgerte sich eine Dame. Zwei junge Burschen meinten: “Er ist der einzige wählbare Politiker in Wien.” Jedoch fanden sich im Publikum nicht nur Anhänger. Ein junger Moslem war in die Lugner-City gekommen, um zu hören, wie “Strache argumentiert”. Besonders ärgere ihn, dass die Menschen, die Strache zujubelten, Moslems gar nicht kennen würden: “Die haben sicher noch nie mit einem gesprochen.”

Auch vor dem Einkaufszentrum war die Stimmung wenig affirmativ. Zu den vier angemeldeten Gegendemonstrationen hatte sich eine recht kleine Schar an Aktivisten eingefunden – vornehmlich Sympathisanten der Linkswende, der Sozialistischen Linkspartei, der Sozialistischen Jugend und Jugendorganisation Revolution. Neben Sprüchen wie “FPÖ heizt und Stiefelnazis handeln” gingen einige Demonstranten noch weiter und forderten: “Strache steig ins Auto ein und lass den Haider nicht allein.” Zu Zwischenfällen kam es laut Polizei allerdings nicht.

Musikalischer der Protest eines “Bündnisses für Menschenrechte & Zivilcourage” auf dem benachbarten Urban-Loritz-Platz: Laut dem grünen Gemeinderat Marco Schreuder, einem der Organisatoren, tanzten 150 Paare zu den Klängen von “Wiener Blut” Walzer. Auch die Grünen-Klubchefin Maria Vassilakou befand sich unter den Tanzenden: “Ich finde, das ist eine friedliche und lebensfrohe Form des Protests gegen die FPÖ und gegen ihre menschenverachtenden Wahlkampf”, erklärte die Politikerin gegenüber der APA.

“Nichts Neues von der heiseren Sprücheklopfer-Partie”, beschied via Aussendung ÖVP-Landesgeschäftsführer Norbert Walter: “Es wäre verfrüht, vom Tiefpunkt des Wahlkampfs zu sprechen, weil zu befürchten ist, dass es bei der FPÖ immer noch tiefer geht.” Eines sei aber klar: “Straches Duell-Fantasien haben sich schon längst wie der berühmte blaue Dunst aufgelöst.”

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