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Gottwald: "Alles möglich, wenn man es sich vorstellen kann"

Felix Gottwald hat nach zwei Jahren Auszeit mit 34 Jahren das perfekte Comeback geschafft. Der Ausnahmesportler, der mit nunmehr drei Olympia-Goldmedaillen sowie einer Silber- und drei Bronzemedaillen erfolgreichster ÖOC-Sportler aller Zeiten ist, sprach im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur über seine Emotionen und was alles möglich ist, wenn man nur ein bisschen auf seine innere Stimme horcht.

APA: Felix, Ihr “Genussprojekt” hat Gold gebracht. Eine sehr verkürzte Aussage für all das was jetzt in Ihnen vorgehen muss.
Felix Gottwald: “Ja, das ist richtig. Es ist natürlich sehr emotional und genial, wie der Tag eigentlich gelaufen ist. Wie wir in die Spiele hineingestartet sind, das war alles nicht so einfach, aber im Endeffekt hat die Geduld und die Zuversicht heute gesiegt. Auch das Vertrauen, dass man wirklich im Stande ist, über sich hinauszuwachsen. Es ist genial, was hinter uns liegt, es ist hoffentlich auch schön, was vor uns liegt, aber heute war das Geniale, was in uns steckt. Alles ist möglich, wenn man es sich nur intensiv genug vorstellen kann. Obwohl wir mit zwei Trainingsgruppen unterwegs sind, haben alle gewusst, was in der Truppe steckt.”

APA: Ist die Emotionalität nach vier Jahren noch größer gewesen über dieses Gold? Kann man das vergleichen?
Gottwald: “Es ist immer schwierig solche Vergleiche zu ziehen. Ich möchte den Erfolg vor vier Jahren nicht missen, ich möchte den heutigen nicht missen und auch die Bronzemedaille von 97 nicht missen. Es ist jeder Erfolg speziell und der heute war es mit Sicherheit. Vor allem in der Mannschaft zu gewinnen, ist immer etwas Besonderes. Ich glaube heute, – wir haben es uns schon zugetraut -, aber von außen haben es uns nicht viele zugetraut.”

APA: Herausragend war heute die Laufleistung und wohl auch das Material, oder?
Gottwald: “Ich habe das schon mal anklingen lassen, dass uns gerade, was die Leistung in der Loipe betrifft, vielleicht der eine oder andere unterschätzt. Mit der richtigen Taktik und Vorbereitung ist auf den fünf Kilometern sehr viel zu machen. Natürlich braucht man auch ein funktionierendes Team im Hintergrund, dass du auch das Material hast. Da hat heute Österreich, zusammen mit Biathlon und mit
unseren Serviceleuten, wirklich ganze Arbeit geleistet. Das ist ein Schritt, den hätte es vor ein paar Jahren nicht gegeben. Jetzt sitzt man da im gleichen Boot, am gleichen Ruder in die gleiche Richtung.”

APA: Und dies alles, obwohl alles ganz anders ist. Das Team hat sich heuer in zwei Gruppen vorbereitet, war von außen betrachtet vielleicht nicht mehr ganz so harmonisch wie vor vier Jahren.
Gottwald: “Man ist alt genug, dass man persönliche Eitelkeiten hinten anstellt. Im Endeffekt ist es auch bei einem Teamwettkampf wichtig, dass jeder seine individuelle Vorbereitung macht, dass jeder seine Leistung bringt und das war auch heute so. Gerade Mario und ich, wir sind schon so lange im Geschäft, da braucht man nicht nach außen hin den Teamspirit transportieren. Jeder weiß, dass er sich für den anderen mehr als nur hineinkniet. Die Youngsters, Bernie und David, haben sich genial geschlagen. David hat schon alles mitgemacht, alle Höhen und Tiefen, und ist auch schon hart gelandet, aber es ist halt entscheidend, dass du immer wieder aufstehst.”

APA: Was ist denn nun beim letzten Bewerb noch drinnen, der ist ja schon am Donnerstag?
Gottwald: “Das ist mir ganz recht, dass jetzt nicht wieder 10 Tage Pause sind. Es ist alles drinnen. Es kein Geheimnis, dass man mit einer Medaille im Gepäck, noch dazu aus Gold, wahrscheinlich ein bisserl leichter springt und läuft. Es ist wichtig, gut zu regenerieren jetzt, die Feierlichkeiten ein bisserl hinten anstellen.”

APA: Ein Wort müssen Sie jetzt schon noch dazu sagen, dass Sie jetzt der erfolgreichste Olympionike Österreichs sind.
Gottwald: “Ja, der Morgi (Morgenstern mit drittem Gold-Anm.) hat gestern schon vorgelegt. Es ist eine Statistik…”

APA: Mit denen Sie sich vor einem Jahr (als Co-Kommentator für den ORF-Anm.) beschäftigt haben.
Gottwald: “Ja, natürlich, da kommt man ja nicht aus (lacht). Nein, natürlich, wenn man weiß, wie erfolgreich Österreich gerade im Wintersport ist und wie erfolgreich die letzten Spiele waren. Was da
an Geschichte zurückliegt, da ist man natürlich stolz, aber es erfüllt mich eigentlich mehr noch mit Demut.”

APA: Sie sind jetzt wieder oben in der Mitte des Tisches als Sieger gesessen, vor einem Jahr waren sie noch einer der Journalisten. Ein ganz anderes Leben, oder?
Gottwald: “Der krasse Unterschied ist einfach, dass es genial ist, was das Leben so bringt, wenn man nur auf das Gefühl und die innere Stimme horcht. Dann ist es voll mit Überraschungen. Man muss es halt
nur zulassen. Ich habe es genossen, die zwei Jahre, als ich weg war. Ich habe im Moment auch absolut keine Ahnung wie lange ich noch herumspringen und herumlaufen werde. Aber ich genieße jeden Tag, das macht mir Freude. Ich habe das ganze Jahr, als ich wieder mit dem Trainieren angefangen habe, als Geschenk gesehen. Das zu machen, was man gerade machen will. Dazu ist das Leben, glaub ich, auch da.”

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