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Für Schild ist alleine Start bei Olympia schon ein Sieg

Seit Sonntag ist auch Marlies Schild am Olympia Schauplatz Whistler. Die Top-Favoritin für den abschließenden Damenslalom am Freitag genießt das Privileg, als Freundin des Olympia-Dauergastes Benjamin Raich nicht im Athletendorf sondern in einem privaten Quartier zu wohnen.

“Für mich wär’s egal gewesen, aber der Benni ist ja doch drei Wochen hier”, erklärte Schild am Montag (Ortszeit) bei einem gemeinsamen Fototermin.

Schild hatte zuvor vier Tage bei guten Bedingungen in Sun Peaks (“Dort habe ich Fischis coolen Siegeslauf verfolgt”) trainiert und dabei versucht, sich auf den relativ einfachen Slalomhang in Whistler einzustellen. Fast sechs Wochen werden seit ihrem letzten Weltcuprennen am 17. Jänner in Marburg (Ausfall in Lauf zwei) vergangenen sein, wenn sie bei Olympia ihre einzige Medaillen-Chance in Angriff nimmt.

Die lange Pause hat Schild mit zwei FIS- und zwei Europacuprennen verkürzt. Selbst der erste Riesentorlauf seit der einjährigen Verletzungspause war dabei gewesen, Platz 19 hatte am Berchtesgadener Götschen herausgeschaut. “Die Piste war schlecht, es hat geschneit. Ich war froh, dass ich ins Ziel gekommen bin. Aber es war lustig, eine echte Herausforderung”, berichtete Schild über ihr Comeback auch in dieser Disziplin.

Im Slalom ist die 28-jährige Salzburgerin nach ihrer schweren Beinverletzung im Herbst 2008 bekanntlich schon deutlich weiter, was sie mit ihren Siegen Nummer 19 (Lienz) und 20 (Flachau) eindrucksvoll bewiesen hat. “Ich bin gut drauf und freu mich schon sehr auf Freitag”, sagte die zweifache Medaillen-Gewinnerin von Turin.

Über den fehlenden Rennrhythmus will sich Schild ebenso keine Gedanken machen wie über das einfache Gelände oder andere “typischen Großereignis-Fragen”. Als Elfjährige hatte die Saalfeldenerin Familienurlaub in Whistler gemacht. Vor zwei Jahren bei der Generalprobe war sie zurückgekehrt und in der Kombi von Maria Riesch um nur 9/100 geschlagen worden war.

Im Herbst danach verletzte sich Schild bekanntlich im Training so schwer, dass sie erst vergangenen November zurückkehrte und vorerst nur noch im Slalom startet. “Vor einem Jahr hätte ich eher gedacht, dass ich nur als Zuschauerin bei Olympia bin. Alleine mit meiner Anwesenheit als Rennläufern habe ich nun schon sehr viel erreicht. Was jetzt noch kommt, ist Draufgabe.”

Dass ganz Österreich von ihr Slalom-Gold erwartet, stört Schild nicht. “Ich bin sogar froh darüber. Es ist ein Zeichen dafür, dass ich gut drauf bin”, gab sie sich abgeklärt. Am allerwichtigsten sei, locker zu bleiben. “Das Denken an das runde goldene Ding muss ich auf die Seite schieben und mich auf das konzentrieren, was zu tun sein wird. Abgerechnet wird am Ende!”

Natürlich ist auch für Schild der Olympia-Slalom ein besonderes Rennen. “Aber für mich war nach der Verletzung jedes Rennen in diesem Winter ein besonderes”, so die Slalom-Dritte von Turin, die fast bei jedem Großereignis bisher Favoritin gewesen war, aber außer im WM-Teambewerb noch immer kein Gold hat.

Schild hat gelernt, dass die krampfhafte Gier nach Gold nichts bringt. “Ich habe mir bisher bei Großereignissen viel verhaut damit. Ich habe zwar Medaillen gewonnen, aber es wäre mehr drin gewesen”, weiß sie heute und ist froh, dass sie das jetzt bewusster wahrnimmt. “Ich weiß jetzt, dass es mit krampfhaften Schnellfahren nicht funktioniert. Ich muss am Start eine Gaude haben und über den Rhythmus ein gutes Gefühl finden. Dann bin ich schnell!”

Für ihren Lebensgefährten Benni Raich wird Marlies natürlich die Daumen drücken, besonderen Trost wegen der zwei verpatzten Rennen habe er aber nicht benötigt, so Schild. “Natürlich war er enttäuscht. Aber er hat schon so viel erreicht, steckt das gut weg”, erzählte sie. “Der Medaillenspiegel steht bei Medien und Zuschauern im Vordergrund, aber nicht bei uns Rennläufern wenn wir am Start stehen.”

Das Wohnen im eigenen Appartement taugt Schild sehr. “Es ist schön, wenn man sich zurückziehen und etwas Gutes zum Essen kochen kann. Das ist uns viel wert”, sagte sie und bestätigte, dass ihr Liebster kochtechnisch eines besonders gut kann: Pasta mit Tomatensoße.

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