AA

Neues Wiener AKH: Zehn Jahre „alt“

Am Donnerstag (22. Juni) finden sich die Spitzen der Medizinischen Universität Wien neben den verantwortlichen Politikern für Gesundheit und Wissenschaft im Hörsaalzentrum ein, um ordentlich zu „jubilieren“.

Vor zehn Jahren ist mit der Übersiedlung der Universitäts-Frauenklinik der Übergang vom historisch-josefinischen Spital zur modernen Klinik geschafft. Mittlerweile ist das Wiener Allgemeine Krankenhaus in seiner modernen Form zu einer international ausstrahlenden Renommierklinik geworden, welche ihre Anfänge als Skandalbau vergessen lässt. Im Rahmen des Festakts am Donnerstag wird auch der Leiter der Teilunternehmung AKH, Univ.-Prof. Dr. Reinhard Krepler geehrt. Er wird 60.

Was lange währte, wurde in den vergangenen Jahren gut. Bereits 1957 fiel der Beschluss zum Neubau, 1964 war dann Beginn der Arbeiten. Die erste Abteilung übersiedelte 1991 aus dem Alten AKH in das neue Haus, und 1994 wurde offiziell die Eröffnung gefeiert. Erst zwei Jahre später – nach langen Diskussionen – kam auch die Universitäts-Frauenklinik ins neue AKH.

Zuerst waren Schulgebäude, Internat, Personalwohnhäuser gebaut worden. Ab 1968 erfolgte die Errichtung der Universitätskliniken für Kinderheilkunde, Psychiatrie sowie verwandte Fächer. 1970 wurde im dritten Bauabschnitt die Tiefgarage errichtet. Das Haupthaus mit den markanten Bettentürmen entstand ab 1974. 1982 bekam die VOEST-Alpine Medizintechnik Gmbh (VAMED) den Auftrag über das Projektmanagement sowie Fertigstellung der Planung und Errichtung dieses vierten Bauabschnitts.

Überschattet war der Bau vom so genannten AKH-Skandal der siebziger Jahre um Schmiergeldzahlungen und Bestechungen. Im Mittelpunkt stand der ehemalige technische Direktor der Allgemeinen Krankenhaus-Planungs- und Errichtungsgesellschaft (AKPE), Adolf Winter. In einem Prozess gegen ihn und elf Mitangeklagte wurde er 1981 zu neun Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Laut Richterspruch soll er 30 Mio. S (2,18 Mio. Euro) an Schmiergeldern kassiert haben. In zweiter Instanz wurde das Urteil auf acht statt neun Jahre wegen Geschenkannahme statt Untreue herabgesetzt.

Die Errichtungskosten für das Haus explodierten im Laufe der Jahre. Zum Zeitpunkt der ersten Planungen im Jahr 1955 war Bürgermeister Franz Jonas noch von 600 Mio. S (43,6 Mio. Euro) ausgegangen. Bei der Eröffnung 1994 wurden schließlich 42,5 Milliarden S (3,09 Mrd. Euro) genannt. Auch die Bauzeit sprengte den Rahmen.

Die Baudaten des Hauses sind beeindruckend: Insgesamt wurden drei Millionen Kubikmeter umbaut, die Gesamtgrundstücksgröße beträgt 240.000 Quadratmeter. Aktiv genutzt werden insgesamt rund 13.000 der 22.000 Räume. 30.000 Brandmelder, eine Telefonanlage mit 8.000 Anschlüssen, mehr als sechs Dutzend Aufzüge, 300 Klimaanlagen und an die 20.000 medizin-technische Geräte sind nur einige der Informationen, welche auf die gigantischen Ausmaße des Projektes schließen lassen. Der Strombedarf entspricht dem einer Stadt wie Wiener Neustadt.

Die aktuellsten Betriebsdaten: Im vergangenen Jahr wurden 94.403 Patienten stationär aufgenommen, 494.785 Personen ambulant versorgt. In den Ambulanzen wurden insgesamt 1,815.675 Kranke betreut. Die Pflegegebühr pro Tag (Österreicher) betrug 730 Euro. Insgesamt arbeiteten im Jahresdurchschnitt 8.928 Ärzte, Apotheker, Angehörige der Krankenpflegeberufe, Personen im medizinisch-technischen Dienst sowie technisches und Verwaltungspersonal im neuen Wiener AKH mit seinen 27 Universitätskliniken und acht Universitätsinstituten. Im vergangenen Jahr wurden 46.466 Operationen durchgeführt. Der Bettenstand beläuft sich derzeit auf 2.199. Für das Jahr 2006 sind Ausgaben von 719 Mio. Euro geplant. Wien leistet einen Betriebskostenzuschuss von 111 Mio. Euro, der Bund trägt 44 Mio. Euro zum klinischen Mehraufwand bei.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 9. Bezirk
  • Neues Wiener AKH: Zehn Jahre „alt“
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen