AA

Neuer Campus für 600 jüdische Schüler in Wien

Direkt an der Trasse der U2 in Wien-Leopoldstadt  wurde am Mittwoch der neue Campus der Zwi Perez Chajes Schule (ZPC) feierlich eröffnet. Bis zu 600 Kinder können dort künftig in Kindergarten, Volksschule und Realgymnasium ganztägig betreut und unterrichtet werden.

Der Umzug von der Castellezgasse beim Augarten war aus Platzmangel nötig geworden, zuletzt mussten Volksschüler in Containern unterrichtet werden.

Seit Beginn dieses Schuljahres bevölkern etwa 380 Schüler jüdischen Glaubens – nur diese können die ZPC besuchen – das etwa 8.000 Quadratmeter große Schulgebäude. Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), rechnet allerdings damit, dass die Schülerzahl in den kommenden ein bis zwei Jahren auf 450 bis 500 ansteigen wird. Der Bedarf sei eindeutig da, schon in diesem Herbst hätte die ZPC Parallelklassen einrichten müssen.

Die Schüler der ZPC kommen aus 60 verschiedenen Ländern. Das ist mit ein Grund, warum laut Muzicant viel Wert auf individuelle Förderung der Schüler gelegt wird. Die Kinder sind zum Tragen einer Schuluniform verpflichtet, Buben zusätzlich eine Kippa – oder alternativ einer Kappe. Jüdische Tradition ist in dem modernen Glasbau ein fixes Element. So findet man an allen 249 Türstöcken eine Messusa, einen länglichen Behälter mit mit einem jüdischen Gesetz, die den Bewohnern des Hauses Glück und Segen bringen soll. Das Essen ist koscher, das Morgengebet wird ebenso eingehalten wie die jüdischen Feiertage. Gleichzeitig wird laut Muzicant mit moderner Pädagogik und Hightech-Einrichtung gearbeitet. So beteiligt sich die ZPC etwa an einem Pilotprojekt des Wiener Stadtschulrats mit interaktiven Tafeln, auf die Inhalte aus dem PC projiziert werden.

Muzicant nannte als ausdrückliches Ziel der ZPC, den Schülern ein “jüdisches Selbstbewusstsein” zu vermitteln. Dazu gehört der Unterricht von Hebräisch, jüdischer Tradition und Geschichte durch Lehrer jüdischen Glaubens; außerdem müsse jeder Schüler während seiner Schullaufbahn einmal nach Israel reisen. Im fächerübergreifenden Unterricht werde zudem immer wieder die Verbindung zur jüdischen Geschichte hergestellt. “Wir vermitteln den Schülern das Judentum, aber ohne es ihnen aufzuoktroyieren”, betonte er.

Der Bau inklusive Inneneinrichtung hat 16 Millionen Euro gekostet, Bund und Land Wien haben sich mit jeweils 4 Millionen Euro beteiligt, die IKG hat 4,57 Millionen beigesteuert. Die übrigen Kosten wurden durch Subventionen und Spenden gedeckt.

Noch ist der fast 19.400 Quadratmeter große Campus – der alte maß nur 3.500 Quadratmeter – nicht ganz fertig. Auf den verschiedenen Spielplätzen – Kindergarten, Volksschule und AHS haben jeweils ein eigenes Areal – fehlen noch die Bäume, die Synagoge ist derzeit ein Rohbau. Laut Muzicant benötigt die IKG zur Fertigstellung noch fast 5 Millionen Euro an Spenden zur Fertigstellung der Schule.

Für den Sportunterricht nutzt die ZPC die ebenfalls auf dem Campus befindlichen Anlagen des jüdischen Sportvereins Hakoah. Direkt neben dem Campus wird derzeit außerdem an einem jüdischen Alten- und Pflegeheim, dem “Maimonides Zentrum” gearbeitet. Muzicant erhofft sich eine Symbiose von Kindergarten, Schule und Altenheim – nicht nur durch die gemeinsame Nutzung der Anlagen oder der Versorgungseinrichtungen. Die räumliche Nähe soll auch dafür sorgen, dass die alten Menschen mehr Ansprache haben.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Wien - 2. Bezirk
  • Neuer Campus für 600 jüdische Schüler in Wien
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen