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Neuer Bundeskanzler: Christian Kern im Porträt

Christian Kern tritt die Nachfolge von Bundeskanzler Werner Faymann an.
Christian Kern tritt die Nachfolge von Bundeskanzler Werner Faymann an. ©APA/Hans Klaus Techt
Die SPÖ einigte sich am Freitag auf die Nachfolge von Bundeskanzler Werner Faymann. Der neue Kanzler heißt Christian Kern.

Dem smarten ÖBB-Sanierer und langjährigen Hoffnungsträger der Partei wird seit längerem nachgesagt, sowohl Interesse an diesem Amt als auch an jenem des Kanzlers zu haben. Nicht nur er selbst traut sich diese Doppelrolle durchaus zu.

Werdegang von Neu-Kanzler Christian Kern

Christian Kern, als Sohn einer Sekretärin und eines Elektroinstallateurs in Wien-Simmering aufgewachsen, gilt als ehrgeizig und zielstrebig. Auf den ersten Blick mag der stets akkurat gekleidete 50-Jährige ein wenig arrogant wirken, im persönlichen Umgang ist er aber gewinnend. Das mag auch nötig sein, denn nicht alle in der Partei sind überzeugt, ob der in zweiter Ehe verheiratete Vater von drei Söhnen und einer Tochter jener Mann ist, der die Sozialdemokratie aus der Krise ziehen kann.

Dass Politik “nicht seine Stärke” sei, wie Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) in einem viel beachteten Interview 2014 meinte, glaubt aber außer ihr dann auch wieder niemand und selbst bei der engen Vertrauten von Werner Faymann (SPÖ) kann man davon ausgehen, dass sie diese Aussage nicht wirklich ernst gemeint hat. Denn Kern bringt durchaus Rüstzeug mit. Er ist in der (Partei-)Politik groß geworden, hat über viele Jahre erfolgreich im staatsnahen Wirtschaftsbereich gewirkt, ist telegen und eloquent.

Nach einem kurzen Ausflug in den Journalismus dockte der damalige Publizistik-Student Kern, der später auch eine postgraduale Ausbildung am Management-Zentrum St. Gallen absolvierte, schon früh in der SPÖ an. Bereits mit 25 wurde er Assistent von Staatssekretär Peter Kostelka (SPÖ), drei Jahre später wechselte er mit seinem Chef ins Parlament und wurde Büroleiter und Pressesprecher des damals neuen Klubobmanns.

1997 folgte der zwischenzeitliche Ausstieg aus der Politik. Kern wechselte in den Verbund, wo er diverse Funktionen ausfüllte, ehe er 2007 in den Vorstand aufstieg. Pikanterweise war es gerade Bures, die ihn als Infrastrukturministerin 2010 zum Nachfolger von Peter Klugar als ÖBB-Chef machte.

Kern als ÖBB-Chef

Galten die Bundesbahnen davor über Jahre als Krisenzone, hat Kern diese Ära beendet. Die Zahlen passen wieder, die Massen-Frühpensionierungen sind eingestellt, der Zentralbahnhof wurde rechtzeitig und innerhalb des Kostenrahmens fertig und auch Konflikte mit der streitbaren Eisenbahner-Gewerkschaft sind zumindest nach außen nicht sichtbar. Gefallen auch beim linken Flügel der SPÖ, dem Kern eher nicht zuzuordnen ist, erlangte er mit der unbürokratischen Abwicklung des Flüchtlingsstroms im vergangenen Jahr.

Dass Kern, der unter anderem die Unterstützung der steirischen und der Kärntner SPÖ und der früheren Staatssekretärin und Siemens-Managerin Brigitte Ederer genießt, höheres vorhatte, war schon länger absehbar. Gerne nahm der fleißige Manager Einladungen zu allerlei Diskussionen an, in denen er weit über die Bahn-Gleise hinausblickte. Wirklich klar, welche Agenda er als Partei- und Regierungschef fahren würde, sieht man vorerst dennoch nicht, hat sich Kern doch nie in eines der roten Lager hineintreiben lassen – möglicherweise derzeit ein Vorteil in der zerstrittenen Partei.

Ausdauer für Überzeugungsarbeit jedweder Art sollte er mitbringen. Kern ist begeisterter Läufer und Mountainbiker. Seine fußballerische Leidenschaft ist die Wiener Austria, in deren Kuratorium er auch sitzt – nicht die schlechteste Präferenz für ein wohliges Leben an der SPÖ-Spitze, sind doch die roten Königsmacher Michael Häupl und Wolfgang Katzian echte violette Schwergewichte.

Zur Person: Christian Kern, geboren am 4. Jänner 1966 in Wien. Vier Kinder aus zwei Ehen. Studierter Kommunikationswissenschafter. Ab 1991 Assistent des damaligen Staatssekretärs Kostelka, ab 1994 dessen Büroleiter als Klubobmann. 1997 Wechsel in den Verbund, ab 2007 dort Vorstandsmitglied. Seit Juni 2010 Chef der ÖBB sowie seit 2014 Vorsitzender der Gemeinschaft europäischer Bahnen.

(APA)

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