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Neue Coronavirus-Maßnahme: Maskenpflicht in Supermärkten kommt

Der Einkauf im Supermarkt ist künftig nur mehr mit Schutzmaske gestattet.
Der Einkauf im Supermarkt ist künftig nur mehr mit Schutzmaske gestattet. ©APA (Sujet)
Um die Ansteckungsgefahr weiter zu minimieren, muss beim Einkaufen künftig eine Schutzmaske getragen werden. Dabei handelt es sich um eine der am Montag von der Regierung präsentierten neuen Maßnahmen gegen das Coronavirus.
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Supermärkte dürfen wegen der Corona-Krise bald nur noch mit Masken betreten werden. Das hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei einer Pressekonferenz Montagvormittag angekündigt.

Der Start der Maßnahme erfolgt, sobald genug Mund-Nasen-Schutz in den Supermärkten ausgegeben werden kann, vermutlich ab Mittwoch.

Maskenpflicht in Supermärkten soll Übertragungsrisiko minimieren

Zur Maskenpflicht betonte Kurz, dass dies keinesfalls ein Ersatz für das Abstandhalten sei. Auch betonte er, dass es hier nicht darum geht, sich selbst vor einer Ansteckung zu schützen, sondern darum, andere nicht anzustecken - damit werde sichergestellt, dass es nicht so leicht zur Übertragung in der Luft kommt. "Ich bin mir vollkommen bewusst, dass Masken für unsere Kultur etwas Fremdes sind", es werde eine große Umstellung sein.

Sobald die Masken in Österreich verfügbar sein werden - dies werde wohl am Mittwoch der Fall sein - werden die Masken von den Supermärkten beim Eingang verteilt, so der Kanzler. "Ab diesem Zeitpunkt ist es Pflicht, diese im Supermarkt auch zu tragen." Das werde eine Lernphase sein. Ziel werde sein, diese Masken auch überall dort zu tragen, wo ein Vorbeigehen stattfindet.

Auch das Tragen von Eigenproduktions-Masken möglich

Für das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes wird es auch zulässig sein, selbst produzierte Masken zu tragen. "Je weniger geniest und gehustet wird, desto weniger ist die Gefahr - hier hilft jede Form der Mundbedeckung", so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Auch für Kinder und Kleinkinder sind Masken ebenfalls angeraten zu tragen, gab Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zu verstehen. In anderen Kulturen werde das etwa auch in Volksschulen praktiziert. Es gelte, mit dem Schutz des Ausatmens zu vermeiden, dass man das Gegenüber anstecken kann.

Zu Frage, ob das Gebot auf Supermärkte beschränkt bleiben wird, sagte Kurz, es werde in weiterer Folge überall dort verpflichtend sein, wo man mit anderen Menschen in Kontakt kommt, wobei dies von der Bevölkerungsdichte abhängen werde: Es sei etwa zu unterscheiden, ob man sich am Land oder in der Stadt aufhält, sagte der ÖVP-Chef.

Mund-Nasen-Schutz für Kunden und Angestellte

Der Besuch im Supermarkt soll künftig nur noch mit einem sogenannten Mund-Nasen-Schutz möglich sein. Diese Pflicht trifft sowohl Kunden als auch Angestellte. Letztere werden außerdem dazu verpflichtet, Handschuhe zu tragen. Einlass in Geschäftslokale gibt es in Zukunft nur noch für Einzelpersonen. Diese müssen Einkaufswägen benützten, um den Sicherheitsabstand sicherzustellen.

Die Maßnahmen gelten für Supermärkten, den Lebensmittelhandel sowie Drogerien. Die Masken müssen von den Handelsunternehmen finanziert werden. Sie gehen dann in das Eigentum der Kunden über und können weiterverwendet werden, hieß es am Montag seitens der Regierung. Alle Angestellten müssen künftig Handschuhe und Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Maßnahmen der Regierung sehen außerdem vor, dass Einkaufswägen nach dem Gebrauch desinfiziert werden müssen, regelmäßig muss das auch für Theken, Gefrierregalgriffe etc. erfolgen. Bei den meisten Kassen gibt es schon Plexiglasscheiben, diese müssen nunmehr bei allen mit Mitarbeiterbedienung sichergestellt werden.

Der Sicherheitsabstand von einem Meter muss künftig auch zu Frischwarentheken eingehalten werden. Eintritt in Supermärkte erhalten nur Einzelpersonen. In Zukunft soll es eine festgelegte Anzahl von Kunden pro Quadratmeter geben, darüber hinaus dürfen weitere Personen erst hinein, wenn andere die Geschäftslokale verlassen. Um den Ein-Meter-Sicherheitsabstand sicherzustellen, müssen Einkaufswägen durchgehend benutzt werden. Bei den Kassen sieht die Regierung Bodenmarkierungen vor, damit beim Anstellen der Abstand eingehalten wird.

Handel rechnet mit Verzögerung bei Verfügbarkeit der Schutzmasken

Der Handelsverband, eine Vertretung der Handelsunternehmen, begrüßt die von der Regierung angekündigte Maskenpflicht beim Einkauf. Den Bedarf schätzt Geschäftsführer Rainer Will aber auf vier Mio. Stück pro Tag (bei einmaliger Verwendung). Entsprechend rechnet der Verband noch nicht mit flächendeckender Versorgung bereits ab Mittwoch.

Will begrüßte zwar die angekündigte Maskenpflicht beim Einkauf. "Allerdings stellt die Beschaffung der NMS-Masken die gesamte Branche vor eine große Herausforderung, da es vielerorts weiterhin Lieferengpässe und -verzögerungen gibt, gerade bei derartigen Mengen für die Gesamtbevölkerung", so Will in einer Aussendung.

Auf Nachfrage der APA hieß es, dass eine flächendeckende Versorgung für die meisten Händler wohl nicht ab Mittwoch möglich sein werde: "Wir gehen davon aus, dass es ein bisschen länger dauern wird - Ende dieser oder Anfang nächster Woche." Gerade bei kleineren Händlern könne es länger dauern. An die Kunden appelliert der Verband daher, das Maskengebot beim Einkauf ernst zu nehmen, die Masken wiederzuverwenden und Einkäufe in Gruppen zu vermeiden. "Auch das Prinzip 'Jüngere für Ältere' statt 'Jüngere mit Älteren' sollte noch besser gelebt werden", so Will.

Schutzmaskenpflicht beim Einkauf: Nah&Frisch fühlt sich "überrumpelt"

Aus dem Lebensmittelhandel ist erste Kritik an der kommenden Schutzmaskenpflicht beim Einkaufen gekommen. Sie kommt von der Nah&Frisch-Gruppe, die kritisiert, nicht im Vorfeld von der Regierung informiert worden zu sein. Die Beschaffung der Masken bis Mittwoch sei eine "große logistische Herausforderung. Die Bundesregierung hat uns überrumpelt", kritisierte Geschäftsführer Hannes Wuchterl.

"Es gab keinerlei Vorabinformation für uns als Nahversorger im ländlichen Bereich", so Wuchterl weiters. "Wir arbeiten gemeinsam mit unserem Partner Markant, aber auch mit anderen möglichen Quellen, an der Beschaffung der Masken", denn Nah&Frisch unterstütze das Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Krise grundsätzlich. Aber: "Die Informationspolitik und vor allem die Kooperation mit einem wichtigen Systemerhalter der Nahversorgung in Klein- und Kleinstgemeinden hat in diesem Falle versagt", so die Kritik an der Bundesregierung von ÖVP und Grünen.

"Wir sind enttäuscht, dass es die Bundesregierung hier komplett verabsäumt hat, mit uns vorab zu sprechen", verwies auch Wuchterl auf die selbstständigen Kaufleute und deren Mitarbeiter. "Wir fordern die Bundesregierung auf, auch diesen Bereich des Lebensmittelhandels in ihre Überlegungen rechtzeitig und fair einzubinden."

Schutzmaskenpflicht beim Einkauf: Kritik auch von Branchenvertretern

Nicht nur aus dem Lebensmittelhandel, auch vonseiten der Branchenvertreter gab es Kritik an der heute von der Regierung angekündigten Schutzmaskenpflicht für Einkäufe im Supermarkt. Die Maßnahme sei nicht abgesprochen gewesen und viele Details seien noch offen, so Peter Buchmüller, WKÖ-Obmann der Fachgruppe Handel, am Montag im Ö1-Abendjournal des ORF-Radio.

"Mit der Sparte Handel wurde über diese Maskenpflicht nicht gesprochen, also ich habe die Information aus den Medien," so Buchmüller. Der Handel werde mit der Regelung, die vorsieht, dass die Masken von den Lebensmittelhändlern selbst an die Kunden ausgehändigt werden müssen, organisatorisch überfordert.

Zudem gebe es noch viele Fragen zu klären: "Wo kommen diese Masken her, werden alle Geschäfte bedient damit - auch die Kleinsten -, wie regeln wir das mit den Türstehern, die die Kundenströme leiten sollen - das sind alles offene Fragen," sagte Buchmüller in dem Bericht. Man warte nun ab, was genau in der Verordnung zu der Maßnahme geschrieben steht.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte in der Pressekonferenz am Vormittag gesagt, man sei mit den Handelsunternehmen seit Tagen in Gesprächen. "Ich bedanke mich bei den großen Supermarktketten in Österreich, mit denen wir seit einer Woche an diesem Projekt arbeiten", sagte Kurz.

WHO gegen allgemeines Mundschutztragen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus keinen Nutzen im allgemeinen Mundschutztragen. Es gebe keinerlei Anzeichen dafür, dass damit etwas gewonnen wäre, sagte der WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan am Montag in Genf. Vielmehr gebe es zusätzliche Risiken, wenn Menschen die Masken falsch abnehmen und sich dabei womöglich infizieren.

"Unser Rat: wir raten davon ab, Mundschutz zu tragen, wenn man nicht selbst krank ist", sagte Ryan. 

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(APA/Red)

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