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Neudörferhaus muss abgebrochen und neu errichtet werden

So wird das neu errichtete Neudörferhaus zukünftig aussehen.
So wird das neu errichtete Neudörferhaus zukünftig aussehen. ©Stadt Hohenems
Der Neubau des Rettungsstützpunktes Hohenems läuft auf Hochtouren – und die Bauarbeiten haben leider auch Probleme in dem alten Bauwerk zutage gefördert: So wurden nun bei den Abbrucharbeiten veraltete Balken und Mauerstrukturen entdeckt.

Der Zustand des Neudörferhauses ist viel schlechter als angenommen, denn die zutage geförderten Strukturen waren bei der Planung so nicht sichtbar. Wenn die Sanierung wie geplant durchgeführt wird, würden die Projektkosten erheblich steigen und die bautechnischen Risiken in der Zukunft wären nicht vertretbar. Daher wurden nun in der gestrigen Stadtvertretungssitzung mit großer Mehrheit der vollständige Abbruch bis zur Kellerdecke und der Neubau des Gebäudes beschlossen.

Die bisherigen Arbeiten waren umfassend: Das Neudörferhaus wurde zunächst entkernt, der Dachstuhl abgetragen und das Kellergeschoß sowie die Außenwände entsprechend gesichert. Die „Bautechnische Versuchsanstalt“ der HTL Rankweil und Wien sowie das Statiker-Büro Mader/Flatz aus Bregenz kamen nach detaillierten Untersuchungen des Bestandsmauerwerks zu dem Schluss, dass die Mörtelfugen händisch ausgekratzt werden müssten und mit einem Spezialmörtel wieder zu befüllen wären, da die Tragfähigkeit des Mauerwerks ansonsten nicht gegeben wäre.

Des Weiteren wurde nach Abbruch der Holzdecken festgestellt, dass sich in diesem Bereich verdeckte, längs eingemauerte Holzbalken in morschem Zustand befinden, die im Zuge der Sanierung entfernt werden müssten und somit auch das Mauerwerk entsprechend unterfangen werden müsste. Damit wären Mehrkosten von mindestens 330.000 Euro und erhebliche bautechnische Risiken in der zukünftigen Nutzung verbunden gewesen. Mehrkosten und Risiken, die die Stadt Hohenems zu tragen hätte und welche nicht vertretbar sind. Der Architekt und die involvierten bautechnischen Experten haben deshalb auch dringend von einer Sanierung abgeraten und den Neubau der neuen Rettungszentrale empfohlen.

Die drei erarbeiteten Varianten für die weitere Vorgehensweise lauten wie folgt:

  • Variante 1: Bestandssanierung (Mehrkosten: rund 330.000 Euro)
  • Variante 2: Abbruch und Neuerrichtung wie Bestandsgebäude (Mehrkosten: rund 225.000 Euro)
  • Variante 3: Abbruch und Neubau in Sichtbetonbauweise (Mehrkosten: keine)

Variante 1: Bestandssanierung

Eine Sanierung des Bestandes, wie in der ursprünglichen Planung angedacht, wäre zwar theoretisch noch möglich. Allerdings ist es nach sorgfältiger Prüfung unbedingt notwendig, nach dem Abschlagen des Putzes, sämtliche Lager- und Setzfugen händisch auszukratzen und mit einem Spezialmörtel wieder zu verschließen. Zudem müssen die in den Mauerwerken eingebundenen Holzteile mit äußerster Vorsicht händisch, schrittweise entfernt und die entstandenen Löcher mit Beton gefüllt werden.
Des Weiteren müssten die Giebelwände im Dachgeschoß verstärkt und Fensterrahmen sowie Fensterbänke ausgebaut und erneuert werden, da der Bestand bereits brüchig und nicht wiederzuverwenden ist.
Laut Gutachten gibt es aber trotz all dieser Maßnahmen eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit einer späteren Rissbildung in den neuen Bauteilen. Das Statikbüro hält diese Variante für wirtschaftlich nicht zu vertreten.
Die Mehrkosten für diese Variante belaufen sich auf 330.000 Euro.

Variante 2: Abbruch und Neuerrichtung wie Bestandsgebäude

Aufgrund des schlechten Zustands des Bestandsmauerwerks, der problematischen Anschlüsse des Bestandsmauerwerks an die neuen Sichtbetonwände und der nicht auszuschließenden späteren Schäden (Rissbildung) im Bestandsmauerwerk, ist auch von dieser Variante mit Mehrkosten von rund 225.000 Euro abzuraten. Architekt DI Elmar Nägele gibt zu bedenken, dass es sich bei dieser Variante um „unehrliche Architektur“ (Bestandsmauerwerk vermischt mit Sichtbetonausführung) handle und aus fachlicher und auch aus Sicht der zukünftigen Nutzer/innen abzulehnen ist.

Variante 3: Abbruch und Neubau in Sichtbetonbauweise

Die Hohenemser Stadtvertretung hat daher am Dienstag, dem 20. März 2018, mehrheitlich mit 30:6 Stimmen den Vorschlag der ausführenden Architekten Nägele/Waibel aus Dornbirn beschlossen. Die Außenwände werden somit passend zum restlichen Neubau ausgeführt. Diese Variante führt auch nicht zu einem Mehraufwand der bereits veranschlagten Kosten des Neudörferhauses. Im Falle von eventuell doch anfallenden Mehrkosten würden diese vom Roten Kreuz getragen. Auch für die mit der Projektleitung beauftragte „Gerhard Berger Projektmanagement GmbH“ ist Variante 3 aus bautechnischer Sicht absolut zu bevorzugen, da hier auch keine Materialsplittung (Bestand vs. Sichtbeton) vorgenommen werden muss. Das Haus wird daher bis zur Kellerdecke abgebrochen und neu errichtet. Der Keller bleibt erhalten und kann beispielsweise als Lagerraum genutzt werden.

Stadtoberhaupt erläutert die offenen Fragen

Abschließend äußerte sich Bürgermeister Dieter Egger zu den noch offenen Fragen: „Der Grundriss bei der nun beschlossenen Variante 3 bleibt in den Grundstrukturen derselbe wie ursprünglich geplant, kann aber optimiert werden, denn die Außenabmessungen des Gebäudes und auch die Gebäudekubatur verändern sich durch den Neubau ja nicht. Der sehr schlechte Zustand des Mauerwerks war in dieser Dramatik nicht abzusehen. Das Mauerwerk wurde zwar vorab ordnungsgemäß überprüft, die eingemauerten Holzbalken wurden jedoch erst mit der ‚Entkernung‘ sichtbar. Daher mussten wir am Ende leider zu dem Schluss kommen, dass eine Erhaltung des Neudörferhauses nicht zielführend ist und ein identischer Neuaufbau nur als schlechte Kompromisslösung anzusehen wäre. Um das Andenken an Dr. Neudörfer aber würdig zu bewahren, werde ich den Kulturausschuss mit der Ausarbeitung eines ansprechenden Gedenkens beauftragen“.

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