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Neubau - Markus Reiter: "Wir werden das neue Stadtzentrum Wiens"

Bezirksvorsteher Markus Reiter hat viel vor mit Wien-Neubau.
Bezirksvorsteher Markus Reiter hat viel vor mit Wien-Neubau. ©ANNA STÖCHER
Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter folgte Ende 2017 in große Fußstapfen - der Grüne Thomas Blimlinger erreichte bei seinen drei Bezirksvertretungswahlen jeweils Ergebnisse über 40 Prozent. Reiter will das Erbe fortführen - und Neubau zum neuen Stadtzentrum ausbauen.

Vienna.at: Seit 2001 sind die Grüne die stärkste Partei in Wien-Neubau. Warum gerade in einem Bezirk, der die geringste Grünfläche in ganz Wien aufweist?

Reiter: Ich glaube, das ist schon die Antwort. Die Menschen in Wien-Neubau haben erkannt, dass es mutige Antworten gegen die Klimakrise braucht, gerade in so einem dicht verbauten Gebiet. Meine Aufgabe ist es, die richtigen Maßnahmen zu setzten: Wir wissen, dass bis 2050 die Temperaturen in den Innenstadtbezirken so stark ansteigen, dass es schwierig ist, die Lebensqualität aufrechtzuerhalten. Herumlavieren ist da nicht angesagt.

Und wie kann man aktiv dagegen vorgehen?

Die beste natürliche Klimaanlage ist der Baum. Ich habe einen Masterplan in Auftrag gegeben, bei dem wir auch bei dem engen Straßenquerschnitt in der Wiener Innenstadt noch Platz für Bäume finden. Die letzten Jahrzehnte wurde da in die Gegenrichtung gearbeitet, die Baumscheiben wurden immer kleiner, sodass die Bäume nicht wachsen konnten. Wir in Neubau waren Pioniere und haben die Baumscheiben vergrößert, bis zu zwei Meter tief, damit auch großkronige Bäume Platz haben.

Sind die Coolen Straßen Teil des Plans?

Ja, mit der Zieglergasse haben wir einen Startschuss für ganz Wien initiiert, mit der Kühlen Zone Neubau werden wir eine Gasse nach der anderen begrünen, heuer kommen acht Gassen mit rund 100 Bäumen dazu. Da haben wir eine Vorreiterrolle in ganz Wien.

Dadurch steigt auch die Attraktivität der Immobilien, Neubau ist ein teures Pflaster. Wie kann man da leistbares Wohnen garantieren?

Als Gründer und Chef vom Neunerhaus habe ich 20 Jahre im Sozialbereich gearbeitet, da ist es mir natürlich wichtig, auch leistbaren Wohnraum anzubieten. Das Gelände um das Sophienspital konnte ich davor bewahren, dass es an private Investoren verkauft wird, das Areal bleibt zu 100 Prozent in öffentlicher Hand und bietet 180 geförderte Wohnungen. Daneben gibt es eine neue Volksschule und sechs bis sieben neue Kindergartengruppen, das ist für den 7. Bezirk eine ganze Menge. Und wir bekommen dort einen neuen Standort von der Volkshochschule. Innenstädtisch wird es in den nächsten Jahren kein so ein großes Stadtentwicklungsprojekt geben, alle schauen da aus ganz Wien auf den 7.

Als zweites Stadtprojekt bin ich auf die Neugestaltung der Neubaugasse stolz. Das ist unsere Hauptstraße, in die jetzt 14 Millionen Euro investiert werden. Ich glaube damit zeigen wir, wie lokale Einkaufsstraße in Zukunft funktionieren können, damit sie sich auch gegen den Onlinehandel durchsetzen. Die U-Bahn wird das Gebiet dann noch interessanter machen

Was halten Sie also vom Vorschlag, Lokalen Schanigärten auch im Winter zu erlauben?

Die Gastronomie wurde von der Coronakrise natürlich schwer getroffen und ich kann verstehen, warum dieser Vorschlag diskutiert wird. Viele Bewohner in Wien-Neubau sind durch Corona auch verunsichert, in Lokale zu gehen, da ist ein Winter-Schanigarten eine gute Lösung. Aber es ist auch öffentlicher Raum, kostet Parkplätze und die Menschen wollen schließlich auch leben und schlafen. Da braucht es Lösungen, die das berücksichtigen.

Werden in Wien-Neubau eigentlich viele Wohnungen von Kurzzeitvermietungen wie AirBnB besetzt?

AirBnB ist seit Corona eigentlich kein Thema, wir haben bemerkt, dass auf Willhaben Dutzende möblierte Kleinwohnungen wieder auf den Markt gekommen sind. Ich bin ein massiver Kritiker von AirBnB, die diesen Sharing-Gedanken eigentlich knallhart kommerzialisiert haben. Da braucht es entsprechende Regelungen und die müssen durchgesetzt werden, das ist die Stadt in einigen Punkten säumig. In dieser Hinsicht bin ich immer für die "Aktion Scharf".

Und wo sehen Sie Wien-Neubau in Zukunft?

Neubau hat die Chance das neue Stadtzentrum der Wiener zu werden. Während wir die Begegnungszonen und kühle Zonen ausbauen kommt nächstes Jahr im Bereich des Westbahnhofs der Ikea, auf der östlichen Seite Richtung 1. Bezirk kommt das KaDeWe mit öffentlichem Hochgarten. Und in den nächsten vier, fünf Jahren wird der U2-U3 Knotenpunkt Kirchengasse Neubaugasse der zweitgrößte Umsteigeknoten Wiens hinter dem Stephansplatz. Die ganze Donaustadt kann dann direkt in den 7. fahren mit der U-Bahn. Ja, es ist eine Baustelle, aber wenn die Neubauer wissen was kommt, bin ich immer wieder überrascht, wie gut da die Leute da mitmachen.

Wo sehen Sie sich bei der kommenden Bezirksvertretungswahl?

Mein Ziel ist es gestärkt aus der Wahl hervorzugehen. Das ist natürlich eine schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es 2015 einen ganz starken Blimlinger-Effekt gab. Bei der gleichzeitig stattgefundenen Landtagswahl haben die Grünen im Bezirk 26% geholt, 15% sind also allein Thomas Blimlinger zuzuschreiben. Aber wir brauchen einen starken Auftrag, um unsere Projekte auch bei der Stadtregierung durchzusetzen.

Obwohl das auch die Grünen in der Koalition sitzen?

Ja sicher, mein Vorschlag die Neubaugasse zu einer begrünten Begegnungszone zu machen musste ich auch mit der Ulli Sima verhandeln. Das geht nur, wenn man einen starken Auftrag aus der Bevölkerung mitbekommt.

Und wie schätzen Sie die Grünen bei der Gemeinderatswahl ein?

Auf alle Fälle stark. Ich gehe davon aus, dass wir deutlich über 15% liegen, und damit einen stärkeren Gestaltungsauftrag bekommen. Ich glaube die Zeit ist reif, dass die Grünen neben dem wichtigen Klima- und Verkehrsressort auch noch ein zweites Ressort bekommen, um noch mehr zu gestalten. So wie wir es hier im 7. seit 2001 vormachen.

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(red)


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