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Nazi-Szene baut Netzwerke aus

Etwa 100 bis 150 Personen sind laut Sicherheitsdirektion in Vorarlberg der Neonazi-Szene zuzurechnen und die sorgt in letzter Zeit vermehrt für Schlagzeilen durch brutale Übergriffe.

Erst am Wochenende wurde ein 19-jähriger Götzner am Dornbirner Bahnhof von Burschen aus der rechten Szene zusammengeschlagen, die Täter sind bisher nicht ermittelt, die Polizei Dornbirn bittet deshalb um Hinweise von Zeugen.

Nach wie vor liegt ein 23-jähriger Lindauer im Koma, der im August von einem polizeibekannten Neonazi-Brüderpaar aus dem Oberland brutal misshandelt wurde – die „VN“ berichteten.

„Grundsätzlich ist zu sagen, dass in Vorarlberg die Körperverletzungen in Zusammenhang mit der rechten Szene in diesem Jahr rückläufig sind, im Vorjahr waren es ungefähr 25 Anzeigen, heuer bisher zehn“, so der stellvertetende Sicherheitsdirektor Hans-Peter Ludescher im „VN“-Gespräch. Man sei jedoch weit davon entfernt, das Problem zu verharmlosen, beobachte im Gegenteil die Szene sehr intensiv: „Es gibt etwa 50 Personen, die dem harten Kern zuzurechnen sind und immer wieder durch Schlägereien und andere Übergriffe auffallen“, schildert Ludescher weiter.

Netzwerk etabliert

Experten, wie der Journalist und Buchautor Wolfgang Purtscheller, warnen derzeit vor einem Erstarken des Rechtsextremismus, Purtscheller spricht von einem “signifikanten Ansteigen der organisierten Szene von Rechtsextremisten“ . Unter anderem würden zwei Vorarlberger Neonazis in Wien an der Etablierung des rechtsextremen Netzwerks “ Blood and Honour“ arbeiten, das in Vorarlberg bereits seit Jahren aktiv ist und als stärkste “ Blood and Honour“ -Gruppe Österreichs gilt. In Deutschland ist dieses Netzwerk seit Jahren verboten, hat sich allerdings unter anderem Namen neu formiert.

Die “VN“ fragten beim Verfassungsschutz in Wien nach. Dort wisse man nichts über zwei Vorarlberger, die Szene sei zu groß, um über die Herkunft zweier bestimmter Personen etwas sagen zu können. “Wir haben die gesamte Neonazi-Szene unter ständiger Beobachtung“ , so Mag. Werner Autericky, Landesleiter des Bereichs “ Extremismus“.

In Vorarlberg passen sich die Rechtsextremen der Polizeistrategie an. Statt wie früher Massentreffen zu veranstalten, weicht man auf andere Länder aus und organisiert sich im Privaten. Kontakte werden per Internet und SMS geknüpft, für die Polizei ist es schwer, in die Netzwerke einzudringen.

In der Vergangenheit narrten die Rechtsextremen oftmals die Polizei, geplante Konzerte wurden erst bei der Einreise hunderter Neonazis nach Vorarlberg entdeckt. Wegen der starken Polizeipräsenz in Deutschland nutzte man Vorarlberg als Veranstaltungsort. “Solche größeren Vorfälle gibt es in den letzten Jahren jedoch kaum noch“ , so Ludescher. Die zwei Vorarlberger Nazi-Bands “Tollschock“ und “Stoneheads“ seien aber nach wie vor aktiv.

„Blood and Honour“

„Blood and Honour“ wurde in den achtziger Jahren vom Sänger der britischen Nazi-Band „Screwdriver“, Ian Stuart Donaldson, als Netzwerk gegründet. Überall auf der Welt entstanden seither sogenannte „Blood and Honour“-Divisionen, die wiederum in Sektionen unterteilt sind.

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