AA

Nationalrat: Debüttanten und Zaungäste im Hohen Haus

Parlamentarische Debüttanten und Zaungäste haben einander am Dienstag die Klinke des Parlaments in die Hand gegeben. Bei der konstituierenden Sitzung am Dienstag platzte das Hohe Haus aus allen Nähten, ein Zustand, wie ihn sich viele für die ganze Legislaturperiode wünschen.

Zuversichtlich zeigten sich die Neo-Abgeordneten bezüglich ihrer baldigen Sattelfestigkeit die Kenntnisse der Geschäftsordnung betreffend.

Viel Vertrauen setzte SPÖ-Klubobmann Josef Cap in seine Frischlinge seiner Fraktion. “Sie haben eine Information bekommen, wie es da läuft im Haus, das war alles. Aus.” Eine davon ist Elisabeth Hakel, ehemals Sprecherin von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S). “Ich weiß jedenfalls, wo man nachschauen muss”, erklärte sie ihren Startvorteil. Erfahrung bringt auch die ebenfalls frisch ins Parlament eingezogene ehemalige Wiener Kommunalpolitikerin Katharina Cortolezis-Schlager (V) mit. “Die parlamentarische Geschäftsordnung ist jener im Landtag zumindest ähnlich.”

Mit viel Optimismus zog auch die neue grüne Migrationssprecherin Alev Korun ins Hohe Haus ein. “Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass Migranten in Österreich dort angekommen ist, wo Gesetze für sie gemacht werden.” Auch Susanne Winter sitzt dort drinnen, jene Grazer FPÖ-Politikerin, die mit ihrem Vergleich des Propheten Mohammed mit einem Kinderschänder für Wirbel gesorgt hatte. Nun will sie vorsichtiger bei ihrer Wortwahl sein: “Ich werde zeigen, dass ich auch fachlich OK bin.” Das will auch BZÖ-Mann Stefan Petzner. Vor der Angelobung habe es Seminare in der Parteiakademie gegeben.

Während sich die neuen sorgfältig auf die parlamentarische Arbeit einstellten, wurden sie von Alteingesessenen beäugt. Allen voran Bundespräsident Heinz Fischer, auch Ex-FPÖ-Obmann Norbert Steger war in der Galerie erschienen. Auch ein sichtlich entspannter ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer mischte sich im Vorraum unter seine Gewerkschafterkollegen, die nun wieder verstärkt im Hohen Haus vertreten sind. “Ich war nie unzufrieden mit der Anzahl und bin auch jetzt zufrieden.” Süffisanter Zusatz: “Es kann immer mehr sein.”

Die krankheitsbedingte Abwesenheit von Ex-ÖVP-Chef Wilhelm Molterer löste Gedankenspiele bei Mitarbeitern seiner Partei über mögliche Alternativen zur Großen Koalition aus: “Und schon ist Schwarz-Grün-Orange vorbei”, so die Anspielung auf die knappe Mehrheit einer solchen Konstellation. Ansonsten war aber die geplante Wahl des Burschenschafters Martin Graf zum Dritten Nationalratspräsidenten Thema, auch vor dem Parlament. Mitglieder der Sozialistischen Jugend waren als Burschenschafter verkleidet erschienen, um vor der Rampe gegen Grafs Wahl zu demonstrieren.

Die SPÖ-Abgeordneten trugen am Tag ihrer Angelobung roten Rosen am Revers. Die Zeit der Nelken sei seit Jahren vorbei, die Österreichische Arbeiterbewegung habe sich lange Rosen nicht leisten können, bekam man erklärt. In Zeiten des Wohlstands mussten die Nelken nun dem eigentlichen Symbol der sozialistischen Internationalen weichen. Weiße Rosen trug die ÖVP, ein Zeichen des christlich-sozialen Widerstands. Mit den umstrittenen Kornblumen tauchten die blauen Abgeordneten erneut auf. Bei den Grünen gab es keinen Uniform-Zwang, Trauerkluft trug man hingegen beim BZÖ. Im schwarzen Anzug und mit gleichfarbiger Krawatte wollte man noch einmal dem verstorbenen Jörg Haider gedenken

  • VIENNA.AT
  • Politik
  • Nationalrat: Debüttanten und Zaungäste im Hohen Haus
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen