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Natascha Kampusch kritisiert Medien

APA
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Natascha Kampusch hat schon lange angekündigt, Journalistin werden zu wollen. In ihrem ersten Artikel liest sie der Medienbranche kräftig die Leviten. Zu wenig Qualität, meint sie.   

Bereits kurz nach ihrer Flucht bekundete Natascha Kampusch in ersten Interviews ihre Absicht Journalistin zu werden. Gut ein Jahr später veröffentlicht die 19-Jährige, die nach achteinhalb Jahren Gefangenschaft ihrem Kidnapper Wolfgang Priklopil entkam, ihren ersten Artikel.

In der 20-Jahr-Jubiläums-Ausgabe des Branchenmagazins “der Österreichische Journalist“ geht das weltbekannte Entführungsopfer mit den Medien hart ins Gericht.

„Die Welt vermittelte sich mir quasi über den Äther…“, schreibt Natascha Kampusch rückblickend auf die Zeit ihrer Gefangenschaft. Ihr sei allerdings stets klar gewesen, „dass man über gewisse Themen zu einseitig und oft auch zu naiv berichtet.“ Ursprünglich habe sie den Medien „vertraut“ und besonders öffentlich-rechtliche Berichterstattung „grundsätzlich nicht infrage“ gestellt. Sie habe sich auf den „Wahrheitsanspruch“ und das „journalistische Berufsethos“ verlassen.

“Verdreht”

„Dass viele Inhalte derart verdreht und Details völlig aus dem Zusammenhang gerissen werden, erschloss sich für mich zum damaligen Zeitpunkt nicht“, übt Natascha Kampusch scharfe Kritik. „Qualität und Wahrheitsgehalt sind offensichtlich nicht die Leitmaximen eines jeden Journalisten respektive Mediums.”

Redakteure würden „Versatzstücke herauspicken“ um eine „markttauglichere Story zu kreieren“, Protagonisten würden sich dann nur mehr mit Mühe darin wiederfinden.

Auch über die Berichterstattungen zu ihrer eigenen Person, gibt die 19-Jährige ein Kommentar ab. „Nicht nur einmal ist es mir passiert, dass ich aus den Medien vermeintliche Tatsachen über mich erfuhr, von denen ich überhaupt nichts wusste.“ Journalisten hätten sich zudem gezielt mit Angehörigen angefreundet, wenig später wurden Infos oder Fotos veröffentlicht.

Lichtblick: Worm

Sie wolle jedoch „kein zu pessimistisches Bild“ zeichnen, so Natascha Kampusch. Im vergangenen Jahr habe sie auch „ausgezeichnete Vertreter der Branche“ kennengelernt, wie den Anfang Februar verstorbenen Alfred Worm. In ihrer Gefangenschaft spielten Zeitungen, TV und Radio ebenfalls eine wesentliche Rolle. Diese seien ein „probates Mittel“ gewesen, sich über die Außenwelt zu informieren, erklärt sie. „Mir war dabei jedes Medium recht (…).“ Ihre Allgemeinbildung und ihren Wortschaft verdanke sie zu keinem geringen Teil dem Radio.

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